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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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eisenbeschlagene Rammbock in Position gebracht worden war.
    Während des kurzen Augenblicks, als Heaths Verstand noch um eine Erklärung rang, warum Johor, ein ganz normaler Handelsschiffer auf einem normalen Schiff, ihn versenken wollte, sprach Alor vier Worte:
    »Die Kinder des Mondes.«
    Und jetzt erkannte Heath die vier winzigen, schwarzgekleideten Gestalten auf dem Vorderdeck der Lahal .
    Der lange, funkelnde Rammbock schob sich blinkend im Morgenlicht durch die Wellen.
    Heath warf sich gegen die Ruderpinne. Das goldene Segel der Ethne schwang herum. Sie kreuzte schräg in den Wind. Heath maß die Entfernung. Sein Gesicht war hart.
    »Bist du des Wahnsinns?« schrie Broca. »Sie werden uns rammen! Anders herum!«
    »Anders geht es nicht«, erwiderte Heath. »Sie haben mich im Lee zwischen sich und dem Ufer.« Er war erfüllt von einer plötzlichen blinden Wut gegen Johor und die vier schwarzgekleideten Priester.
    Sie konnten nichts tun, nur warten – warten und alles riskieren, was das Schiff hergab, und hoffen, daß in David Heath noch genug Leben war, um sie durchzubringen. Und andernfalls, dachte Heath, geht die Lahal mit mir auf den Grund.
    Broca und Alor standen zusammen an der Reling und beobachteten das grüne Segel, wie es näherkam.
    Sie sprachen kein Wort. Es gab nichts zu sagen. Heath sah, daß die Frau hin und wieder ihren Blick wandte und zu ihm hinüberschaute.
    Das Kielwasser der beiden Schiffe lag weiß auf der Wasseroberfläche, zwei Schenkel eines Dreiecks, die dem gemeinsamen Scheitel zujagten.
    Heath konnte jetzt Johor am Steuer erkennen. Die Besatzung war im Bauch des Schiffes zusammengedrängt, eingeschüchterte Männer, die dem Ruf der Priester hatten folgen müssen. Sie waren bewaffnet und hielten Enterhaken bereit.
    Jetzt sah er auch auf dem Vorderdeck die Kinder des Mondes.
    Es waren hochgewachsene Gestalten. Sie trugen lange, schwarze Kettenhemden auf deren Brustteil das strahlenumkränzte Symbol des Mondes in Edelsteinen eingearbeitet war. Sie standen auf dem tanzenden Deck; ihr silbernes Haar flatterte im Wind, und ihre Haltung war die von Wölfen, die ihre Beute zu Tode hetzen, um sie dann zu zerreißen.
    Heath kämpfte gegen das Steuer, kämpfte gegen das stampfende Schiff, kämpfte gegen den Wind und die Zeit, um ihnen ihre Absicht zu vereiteln.
    Und Alor beobachtete Heath mit ihrem bitteren, herausfordernden Blick, und Heath haßte sie genauso wie die Priester mit einem tödlichen Haß, weil er wußte, wie er ihr erscheinen mußte mit seinem knochigen Geiergesicht und seinem ausgemergelten Leib.
    Näher und näher kam das grüne Segel, prall und glänzend im Licht wie die Brust eines Pfaus. Perlweiß und smaragdgrün, purpurn und golden, auf dunkelblauem Grund. Das Metall des Rammbocks blitzte – zwei schimmernde Drachen, die auf ihre Vereinigung, auf ihren Tod zustürzten.
    Näher, immer näher. Die strahlenumkränzten Symbole auf den Kettenhemden der Kinder des Mondes sprühten Feuer.
    Alor hob den Kopf in den Wind und rief etwas hinüber – ein langer, gellender Ruf wie der Schrei eines Adlers. Er endete mit einem Namen, und sie sprach ihn wie einen Fluch.
    »Vakor! «
    Einer der Priester trug das juwelenbesetzte Stirnband, das ihn als Anführer kennzeichnete. Er hob die Arme, und die Worte, mit denen er sie verwünschte, kamen heiß und bitter im Wind.
    Brocas Bogensehne erklang wie eine große Harfe. Der Pfeil fiel zu kurz, und Vakor lachte.
    Die Priester traten zurück, um sich vor den splitternden Planken zu schützen. Die Gesichter der Seeleute waren voll Furcht.
    Heath schrie eine Warnung. Er sah, wie Alor und Broca sich zu Boden warfen. Er sah ihre Gesichter. Es waren die Gesichter eines Mannes und einer Frau, die den Tod vor Augen hatten und ihn haßten; aber sie hatten keine Angst. Broca zog Alor zu sich heran und deckte ihren Körper mit dem seinen.
    Heath drehte die Nase der Ethne voll in den Wind und riß das Segel herum.
    Die Lahal rauschte keine drei Meter entfernt an ihnen vorbei, hilflos, etwas dagegen zu tun.
    Der Schlag der Bugwelle hatte Heath halb betäubt in die Speigatten geschleudert. Mit einem Knallen schlug das pralle Segel über. Ein mörderisches Knirschen ließ die Ethne bis in ihre letzte Niete erzittern. Er betete, daß der Mast heil geblieben war. Als er sich wieder hochrappelte, sah er, daß der Priester Vakor auf das hohe Hinterdeck der Lahal gesprungen war. Er war nahe genug, daß Heath sein Gesicht erkennen konnte.
    Sie schauten einander

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