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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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hatte, und er verwünschte sich selbst, weil er sie nicht aus seinem Denken verbannen konnte.
    Sie rackerten sich ab, bis sie nicht mehr stehen konnten. Dann legten sie sich in der brütenden Hitze auf die Planken, um sich auszuruhen. Broca zog Alor an sich.
    »Bald ist dies alles vorbei«, sagte er. »Bald werden wir das Mondfeuer erreichen. Was wird das für ein Gefühl sein, Alor – als Gemahlin eines Gottes?«
    Sie lag teilnahmslos in seinem Arm, den Kopf abgewandt, und gab keine Antwort.
    Broca lachte. »Gott und Göttin. Zwei, die zusammengehören. Wir werden unsere Throne so hoch bauen, daß die Sonne sie sehen kann.« Er rollte ihren Kopf auf seine Schulter und blickte ihr fest ins Gesicht. »Macht, Alor. Stärke. Wir werden sie zusammen genießen.« Er bedeckte ihren Mund mit dem seinen, und seine freie Hand liebkoste sie mit einer bewußt besitzergreifenden Geste.
    Sie stieß ihn weg. »Nicht jetzt«, sagte sie ärgerlich. »Es ist zu heiß, und ich bin müde.« Sie stand auf und trat an die Reling, mit dem Rücken zu Broca.
    Broca sah sie an. Dann drehte er sich um und sah Heath an. Sein Gesicht färbte sich dunkel. Er sagte langsam: »Zu heiß und zu müde – und außerdem sieht der Erdmensch zu.«
    Er sprang auf und packte Alor und riß sie herum; eine riesige Hand krallte sich in ihr Haar und hielt sie fest. Sobald er sie auch nur anfaßte, war auch Heath aufgesprungen. »Laß sie in Ruhe!« befahl er heiser.
    »Sie ist meine Frau, aber ich darf sie nicht anfassen«, keuchte Broca. Er starrte in Alors blitzende Augen und knurrte: »Sie ist meine Frau, oder nicht?«
    Er stieß sie beiseite. Er drehte den Kopf von einer Seite zur ändern, halb blind vor Wut.
    »Glaubt ihr, ich hätte euch nicht gesehen?« fragte er mit belegter Stimme. »Den ganzen Tag habt ihr euch Blicke zugeworfen.«
    »Du bist verrückt«, antwortete Heath.
    »Ja«, sagte Broca. Er kam zwei Schritte auf Heath zu. »Verrückt genug, um dich umzubringen.«
    »Wenn du das tust, wirst du nie das Mondfeuer erreichen«, sagte Alor.
    Broca hielt ein, einen Augenblick lang gefangen zwischen seinen Gefühlen und seinem Traum. Irgend etwas lenkte seinen Blick von Heath ab, und langsam wandelte sich sein Gesichtsausdruck. Heath fuhr herum, und Alor stieß einen unterdrückten Schrei aus.
    In der Ferne, verschwommen im Dunst, war ein grünes Segel.
     
    *
     
    Die Lahal mußte durch den Drachenschlund gekommen sein, sobald der Sturm abgeflaut war. Da sie über Leute verfügte, um die Ruderbänke zu bemannen, hatte sie während der Flaute den Vorsprung der Ethne wieder gut gemacht. Jetzt war auch sie im Schilf, und die Ruder waren nutzlos, doch es waren Männer an Bord, um sie zu skullen. Sie würde schneller sein als die Ethne und keine Pausen nötig haben.
    Für Heath und Broca und die Frau würde es wenig Ruhe geben.
    Den ganzen Nachmittag arbeiteten sie in der Hitze am Skullriemen und die ganze stickige Nacht hindurch und fielen schließlich in den monotonen, hypnotischen Rhythmus von Tieren, die ewig um ein Wasserrad trotten. Zwei von ihnen waren immer am Ruder, während der dritte schlief, doch Broca ließ nie die Augen von Alor. Bei seiner unglaublichen Vitalität schien er nie zu schlafen, und während der Zeiten, wo Alor und Heath allein zusammen am Ruder waren, wechselten sie weder Worte noch Blicke.
    Am Morgen sahen sie, daß die Lahal ein Stück näher gekommen war.
    Broca lag an Deck. Er hob den Kopf und starrte auf das grüne Segel. Heath merkte, daß seine Augen sehr hell waren und daß er zitterte, trotz der brütenden Hitze.
    Heaths Herz sank. Die Oberen Seen waren ein Fiebersumpf, und es sah so aus, als hätte es den großen Barbaren böse erwischt. Heath selbst war mittlerweile ziemlich immun, doch Broca war die reine Luft der Hochebene gewohnt, und das Gift war in seinem Blut.
    Er maß die Geschwindigkeit der beiden Schiffe und meinte: »Es hat keinen Zweck. Wir müssen kämpfen.«
    Heath fuhr ihn an: »Ich dachte, du wolltest das Mondfeuer finden. Ich dachte, du seist der starke Mann, der dort weitermacht, wo alle anderen versagt haben. Ich dachte, du wolltest ein Gott werden.«
    Broca stand auf. »Mit Fieber oder ohne bin ich immer noch ein besserer Mann als du.«
    »Dann zeige es! Wenn wir sie so lange hinhalten können, bis wir das Schilf hinter uns haben …«
    »Das Mondfeuer?« fragte Broca.
    »Ja.«
    »Sie werden uns nicht kriegen.«
    Er legte seine Kraft in das Ruder, und die Ethne kroch vorwärts durch das Schilf.

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