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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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zu.
    Heath erhob sich. »Broca!« sagte er. »Alor ist dort, bei dir. Sie ist nicht fort.«
    Broca hörte nicht. Er ging weiter.
    »Broca!« schrie Alor.
    »Nein«, sagte Broca. »Du liebst ihn. Du gehörst mir nicht mehr. Wenn du ihn ansiehst, bin ich nichts. Deine Lippen haben keine Wärme mehr.« Er griff nach David Heath, und er war blind und taub gegen alles bis auf den Lebensfunken in ihm, der zertreten und ausgelöscht werden mußte.
    Auf dem engen Raum des Hinterdecks gab es nicht viel Platz, um sich zu bewegen. Heath wollte einem Kampf mit dem kranken Giganten ausweichen, aber Broca nagelte ihn an der Reling fest. Fieber oder nicht, Heath mußte sich wehren, und viel Zweck hatte es nicht. Broca war in einem Zustand, in dem er keine Schmerzen mehr spürte.
    Sein Gewicht allein drückte Heath gegen die Reling, bis sich ihm das Rückgrat bog, und seine Hände fanden Heaths Kehle. Heath versetzte ihm Schlag auf Schlag. War er den ganzen Weg gekommen, fragte er sich, um hier in einem sinnlosen Streit um eine Frau zu sterben?
    Dann merkte er mit einem Mal, wie Broca von ihm abließ und auf das Deck sackte. Durch einen roten Schleier erkannte er Alor. Sie stand dort mit einem Holz in der Hand. Er begann zu zittern, teilweise vor Benommenheit, teilweise vor Wut, weil er die Hilfe einer Frau nötig gehabt hatte, um sein Leben zu retten. Broca lag still, er atmete schwer.
    »Danke«, sagte Heath schroff. »Bedauerlich, daß du ihn niederschlagen mußtest. Er wußte nicht, was er tat.«
    »Wirklich?« erwiderte Alor.
     
    *
     
    Heath gab keine Antwort. Er wollte sich abwenden, aber sie hielt ihn fest und zwang ihn, sie anzusehen.
    »Sehr wahrscheinlich werde ich im Mondfeuer umkommen«, sagte sie. »Ich habe nicht so viel Vertrauen in meine Kraft wie Broca. Darum sage ich es jetzt – ich liebe dich, David Heath. Es ist mir gleich, was du denkst und wie du dazu stehst, aber ich liebe dich.«
    Ihre Augen durchforschten sein Gesicht, als wolle sie sich jede Linie und Furche darin einprägen. Dann küßte sie ihn, und ihr Mund war weich und sehr süß.
    Sie trat zurück und sagte ruhig: »Ich glaube, der Wächter ist fort. Die Lahal hat wieder Fahrt aufgenommen.«
    Heath folgte ihr ohne ein Wort ans Ruder. Ihr Kuß brannte in ihm wie süßes Feuer. Er war innerlich aufgewühlt und völlig durcheinander.
    Sie quälten sich zusammen ab, während Broca schlief. Sie gönnten sich keine Pause. Heath konnte jetzt die einzelnen Männer an Bord der Lahal ausmachen, kleine, gebeugte Figuren, die skullten und skullten und immer wieder von anderen abgelöst wurden. Er konnte die schwarzen Kettenhemden der Kinder des Mondes auf dem Vorderdeck erkennen.
    Die Ethne wurde immer langsamer, als die Stunden vergingen, und der Abstand zwischen den beiden Schiffen wurde immer geringer. Die Nacht brach herein, und durch die Dunkelheit konnten sie Vakors Stimme heulen hören.
    Gegen Mitternacht erwachte Broca. Das Fieber hatte ihn verlassen, doch er war mürrisch und schweigsam. Er stieß Alor unsanft beiseite und übernahm das Ruder. Die Ethne wurde schneller.
    »Wie weit noch?« fragte er, und Heath keuchte: »Nicht mehr weit.«
    Der Morgen kam, und sie steckten immer noch im Schilf. Die Lahal war jetzt so nahe, daß Heath das juwelenbesetzte Band auf Vakors Stirn erkennen konnte. Er stand allein hoch auf dem oberen Bügel des Schilfmessers und lachte, während er ihnen zusah.
    »Plagt euch nur!« schrie er. »Du, Alor – Frau aus den Gärten! Dies ist besser als der Tempel! Broca – Dieb und Frevler –, zeig, was in deinen Muskeln steckt! Und du, Erdmensch, zum zweitenmal forderst du die Götter heraus!« Er beugte sich vor, als wolle er über das Schilf hinweg nach ihnen greifen und die Ethne mit seinen bloßen Händen packen.
    »Schwitzt nur und arbeitet, ihr Hunde! Ihr entkommt mir nicht!«
    Und sie schwitzten und mühten sich ab, und immer neue Männer übernahmen das Ruder der Lahal. Vakor lachte auf sie herab, und es schien sinnlos, dieses verlorene Rennen noch weiter mitzuhalten.
    Doch Heath blickte nach vorn. Seine Augen brannten tief in ihren Höhlen. Er sah, wie sich der Nebel im Norden sammelte, wie die Farbe des Schilfs sich veränderte, und er trieb die anderen zur Eile. Eine wilde Entschlossenheit hatte ihn gepackt. Sie brannte heller und härter als Brocas, ein eiserner Wille, den – bei den Göttern selbst! – nicht einmal das Mondfeuer von seinem Ziel abbringen würde.
    Sie hielten einen Vorsprung – einen so kleinen

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