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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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vom Ausguck kurz zuvor gemeldeten Schiffe scherten aus der Hauptkampfzone aus. Die beiden Linienschiffe waren durch eine kräftige Trosse miteinander ve rbunden. Er spähte durch die Takelage des Vorschiffs und sah, daß das geschleppte Schiff, ein großer Dreidecker, teilweise kampfunfähig war und Bugspriet und Fockmast verloren hatte.
    Das schleppende, durch die schwere Last behinderte Schiff gierte von einer Seite zur anderen, die Segel blähten sich und fielen in dem flauen Wind dann wieder ein. Als es überholte, warf das Sonnenlicht merkwürdige Schatten über den hohen Rumpf und glänzte auf den Reihen der Kanonen, die zum Feuern ausgerannt waren. Bolitho nickte dem Ausguck zu.
    »Behalten Sie sie gut im Auge.«
    Der Mann grinste. »Hab ja sonst nichts zu tun, Sir.« Er beugte sich vor, beobachtete Bolithos vorsichtigen Abstieg und setzte sich dann wieder wachsam zurecht. Während Bolitho die groben, schwingenden Webeleinen hinabkletterte, hörte er ihn summen.
    Okes und Rennie warteten auf ihn neben dem Rad. »Zwei große Schiffe«, sagte Bolitho. »Eins beschädigt. Wahrscheinlich bei einer Kollision heute nacht.« Er rieb sich das Kinn. »Das schleppende Schiff führt eine Kommandantenflagge. Weiß- Blau.« Er lächelte und fragte Maynard: »Na, mein Junge, was sagt Ihnen das?«
    Fähnrich Maynard ließ sein Fernrohr einen Augenblick sinken. »Gehört zur französischen Vorhut, Sir.«
    »Richtig.« Bolitho ging zur Reling. »De Grasse ist um Transport und Versorgung bemüht. Mit Kriegsschiffen allein kann er Jamaika nicht angreifen. Er braucht Truppen und Nachschub und dazu Transportschiffe, wie wir sie bei Mola in Brand gesetzt haben.«
    »Während die Flotten miteinander im Kampf stehen«, sagte Okes, »sollen seine Transporter sicher versuchen, hier durchzubrechen.«
    Bolitho nickte grimmig. »Wiederum richtig.« Er schnippte mit den Fingern. »Ein Teil der französischen Vorhut ist detachiert, um den Transportern den Weg freizukämpfen.« Er sah zur schlaffen Leinwand hinauf. »Und nur drei Schiffe verlegen ihnen den Weg.« Dann wandte er sich an Rennie, der mit dem Degen lässig gegen seine polierten Schuhe schlug.
    »Wenn wir die Vorhut zum Abdrehen zwingen können, wird Sir George Rodney den Rest erledigen.« Er klatschte in die Hände.
    »Dann sitzen sie wie Kaninchen in der Falle.«
    Okes betrachtete die Schiffe, die sich vor der Cassius langsam bewegten. »In diesem Fall sind die Kaninchen allerdings größer als die Jäger, Sir.«
    Bolitho war jedoch bereits weitergegangen. Er blieb neben dem kleinen Trommelbuben stehen und sagte: »Nun spiel mal was auf deiner Pfeife, mein Junge.« Er sprach laut, damit ihn die Leute an den Neunpfündern verstehen konnten.
    Der Trommelbube sah Bolitho unter dem Tschako hervor an und schluckte schwer. Seine Lippen waren bleich, ihm zitterten die Hände. »W-was soll ich denn spielen, Sir?«
    Bolitho musterte die aufmerksamen, gespannten Gesichter.
    »Na, wie wäre es denn mit >Herzen fest wie Eiche    Den Donner der Schlacht in den Ohren, nahmen die Matrosen der Phalarope die leise Melodie der Pfeife auf. Bolitho ging zur Luvseite zurück und hob das Fernrohr an die Augen. Selbst an Bord der Cassius hörte man vielleicht die Mannschaft der Phalarope singen und zog etwas Zuversicht aus den altbekannten Worten: »Den Kopf hoch, Freunde, zum Ruhme steuern wir . . .«
    Bolitho sah, wie die schwarze Rauchbank auf die drei britischen Schiffe zutrieb. Als wäre sie lebendig, dachte er kalt, während er die quirlende, von roten und orangefarbenen Blitzen durchzuckte Wand betrachtete. Doch er war dankbar für ihre Gegenwart. Zumindest verbarg sie die dahinterliegenden, grauenhaften Schreckensszenen.
    Er sah zu seinen Leuten hinab. Im Augenblick spiegelten ihre Gesichter, was sie beim Singen empfanden. Sie würden nicht mehr lange zu warten brauchen.

Sieg ist Tradition
    John Allday schlang das Halstuch um Kopf und Ohren und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß vom Gesicht. Vom spitz zulaufenden Bug der Fregatte aus hatte er einen unbehinderten Blick auf die Cassius. Ein Stück vor ihr konnte er Teile der oberen Takelage der Volcano ausmachen.
    Entschlossen kehrte er ihnen sowie den rauchumwirbelten Schiffen, auf die sie zuhielten, den Rücken und sah zu Stückmeister McIntosh hinunter, der wie im Gebet neben einer Karronade kniete.
    Als Allday, von der Großrah herabgeglitten, wieder auf Deck stand, hatte ihn Brock

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