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Bruderschaft der Kueste

Bruderschaft der Kueste

Titel: Bruderschaft der Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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Miguels flüchtigen Berührungen, jeder leidenschaftliche, im Verborgenen gegebene Kuss entfachte die Glut erneut, ließ ihn tiefer und tiefer in den Bann dieses seltsamen Mannes fallen. Simon begriff den Grund dafür nicht, fand keine Worte dafür, aber mit jedem Tag ihrer Reise fühlte er sein Herz schwerer werden, wünschte sich Verzögerungen und begrüßte jede Flaute. Wenn sie erst Saint Ibell erreicht hatten und er zu seinem Vater zurückgekehrt war, gab es keine gemeinsame Zukunft für sie beide. Er würde sein gewohntes Leben leben und diese innere, leise schwellende Glut würde nie völlig gelöscht werden. In seiner Welt gab es keinen Platz für diese Art von Feuer oder seine seltsamen Gefühle für diesen Mann. Nichts davon kam Simon über die Lippen. Überhaupt sprachen sie nicht viel. Miguel war zu Beginn ihrer Reise noch voll jugendlichem Übermut gewesen und hatte immer ein paar spöttische Worte gewusst. Je näher sie Simons Heimat kamen, desto wortkarger wurde auch er. Simon war sich nicht einmal ganz sicher, was Miguel wirklich für ihn empfand. Er war immerhin ein Dieb, ein Betrüger, Simon konnte ihm nicht völlig trauen. Lügen gingen ihm unglaublich leicht von den Lippen. Wie sollte er da etwas glauben, was er zu ihm sagte? Miguel erklärte sich ihm freilich auch nicht weiter. Es blieb alles ungesagt zwischen ihnen. Worte schufen zu schnell Wahrheiten, unliebsame Fakten, daher vermieden sie beide sie. Sie kamen schließlich unerkannt und unversehrt im Hafen von Saint Ibell an. Eine gewisse Freude, daheim und vor allem, in Sicherheit zu sein, ließ Simons Herz leichter werden. Miguels Gesicht hingegen schien mürrisch verzerrt, als sie im Hafen an Land gingen.
    Tief sog Simon die Luft ein, die natürlich nicht anders roch als auf den ganzen anderen Inseln, für ihn dennoch den Geruch der Heimat enthielt. Er war versucht, Gott zu danken, aber ein Seitenblick auf den finster dreinschauenden Miguel und er verwarf jeden Gedanken daran. Schweigend machten sie sich auf zur Residenz seines Vaters. Simons Schritte wurden immer schwerer. Er vermied jeden Blickkontakt zu Miguel, wollte nicht in diese gefahrvollen, schwarzen Augen blicken, denn dann hätte er die Glut in sich nicht mehr beherrschen können. Es war Sünde, redete er sich wieder und wieder ein. Doch der schale Beigeschmack, den das Wort stets gehabt hatte, fehlte und wollte einfach nicht zurückkehren. Ringsum waren Menschen in ihre täglichen Geschäfte vertieft. Mehrfach wurde Simon freudig begrüßt. Er nickte und winkte. Sein Blick blieb starr auf den Weg gerichtet. Nur allzu bewusst war er sich, dass Miguel unmittelbar hinter ihm ging, und war dieses Mal nicht überrascht, als der ihn seitwärts in eine Gasse, aus dem Strom der Menschen ringsum herzerrte. Ihre Lippen fanden einander ohne Worte, ohne ihr Zutun. Feucht und warm fühlte Simon Miguels Zunge über seine Lippen gleiten, sie umspielen, seine Arme ihn umschlingen. Er krallte seine Hände in die schwarzen, langen Haare und wühlte seine Fingerspitzen durch sie.
    „Miguel! Ich ...“, versuchte er zu sagen, als sie sich atemlos lösten.
    Sofort verschloss der seinen Mund erneut mit einem Kuss. Seine Hände umfassten seinen Hintern und pressten ihn mit einem harten Ruck an sich, der Simon den Rest Luft aus der Lunge trieb, als er sich keuchend von dem Kuss löste.          
     „Sei mein“, flüsterte Miguels dunkle Stimme.
    Die schwarzen Augen sahen Simon flehentlich an.                   „Gib dich mir hin! Nur einmal!“, raunte er voll Verlangen. Seine Stimme war heiser und rau, klang mühsam beherrscht, als er bat:
    „Ich möchte dieses eine Geschenk von dir, bevor ich dich wieder verlieren werde.“
    Simons Lenden standen in Flammen. Die schwelende Glut war erneut in Sekunden entfacht. Er konnte nichts sagen, nichts tun, er war willenlos in Miguels Armen. Was auch immer er mit ihm tat, er wollte es! Es bedurfte keiner Worte zwischen ihnen.„Komm“, sagte Miguel nur, ergriff seine Hand und zog ihn mit sich durch unzählige Gassen, tiefer hinein in den Teil des Hafens, den Simon niemals betreten hatte.
    Finstere, abschätzende Blicke folgten ihnen hier und da. Die meisten der Gestalten ignorierten die zwei Männer. Miguel schien sich auch hier zu Simons Erstaunen gut auszukennen. Durch eine kleine Tür zog er ihn in ein Haus. Wortlos erklomm er eine Treppe. Simon spürte, wie sein Herz immer schneller schlug. Woher kannte Miguel dieses Haus?

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