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Bruderschaft der Kueste

Bruderschaft der Kueste

Titel: Bruderschaft der Kueste
Autoren: Chris P. Rolls
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typisch spöttischen Stimme fest.
    Unsicher blickte Simon zu ihm hinüber und versuchte, die Schatten zu durchdringen und Miguels Gesicht genauer zu erkennen.
    „Welches Wort hast du gebrochen?“, wollte er dessen ungeachtet wissen. Miguel stieß sich von der Wand ab, stand plötzlich vor ihm und umfasste sein Gesicht schmerzhaft fest mit den Händen. Simon holte erschrocken Luft, als die schwarzen Augen ihm plötzlich so nahe waren.
    „Ich verdammter Idiot hatte ihm versprochen, dass ich die Finger von dir lassen würde“, raunte Miguel. „Er wollte  dich für sich!“
    Simon öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch Miguel legte ihm den Finger auf die Lippen.
    „Als ich dich das erste Mal gesehen habe, war es mir klar, dass ich dich haben wollte, Simon!“, flüsterte Miguel. „Gott hat dich mir geschickt! Endlich hat er meine Gebete erhört!“ Er lachte kurz und respektlos auf. Simon zuckte zusammen.  „Diesmal ist es mehr“, erklärte Miguel ernst. „Mehr als pure Leidenschaft!“
    Schwarze Augen durchdrangen Simon, lösten in ihm Wärme und ein Gefühl von unglaublich tief empfundener Freude aus. Es waren gänzlich neue, fremde Gefühle, dennoch unglaublich stark, sodass Simon vor ihnen regelrecht zurückschrak.
    „Jean wollte natürlich, dass ich ohne dich gehe. Verschwinde, wie zuvor“, ergänzte Miguel höhnisch. „Ich fürchte, das ist mir nicht wirklich gelungen!“
    Er küsste Simon fest, beinahe hart auf dessen Lippen und unterbrach den Kuss sofort.
    „Ich hatte bei meiner Ehre versprochen, dass ich dich ihm überlasse, wenn er meine Beute holt“, erklärte Miguel weiter. „Aber ich habe keine Ehre, Simon!“ Sein brennender Blick lag auf diesem. „Ich bin nur ein Bastard aus der Gosse, also was zählt mein Wort ?“, zischte Miguel abrupt.
    Abrupt schlang er seine Arme um Simon, presste ihn hart und fest gegen sich und drang nahezu brutal mit seiner Zunge in dessen Mund ein, umschlang ihn erneut in einem gierigen Kuss. Simon öffnete willenlos den Mund, empfing ihn und wurde von ihm mitgerissen in seiner Leidenschaft. Tausend widerstreitende Gefühle tobten durch seinen erschöpften Körper, Lust, Begierde, Furcht und Angst. Jetzt erst wurde er sich voll bewusst, aus welcher Situation er geflohen war und wie Miguel ihn gerade gerettet hatte.
    Gott , Jean hatte ihn schließlich wirklich töten wollen!
    Simon war kalt und er konnte nicht mehr stehen, seine Knie gaben zitternd unter ihm nach und er rutschte, dem Sog der schweren, nassen Kleidung folgend gen Boden. Miguel riss ihn ruckartig hoch und umklammerte fest die Oberarme, löste erst dann den Kuss.
    „Wir sollten zunächst sehen, dass wir hier wegkommen“, meinte er keuchend. Sein Atem ging nun wesentlich schneller, als noch zuvor.
    „Jean wird uns jagen“, meinte er ernst, als er in Simons unsicheres Gesicht blickte. „Ich kenne ihn. Er wird kochen vor Wut und er wird nicht eher ruhen, bis er uns gefunden hat.“ Miguels Stimme war bestimmt und klang besorgt. Dann lächelte er behutsam.
    „Ich bringe dich jetzt heim, zu deinem Vater“, versprach er sanfter. „Dort bist du vor ihm in Sicherheit.“
    Damit zog er Simon einfach am Arm hinter sich her.
     
    Am Abgrund
     
    Es war alles andere als leicht gewesen, unentdeckt von Saint Frate zu verschwinden. Jeans Arm reichte weit, wie sie rasch erkannten. Denn mehr als einmal wären sie beinahe entdeckt worden. Ganz offensichtlich existierte ein dichtes Informationsnetz unter den Bukanieren. Die Bruderschaft der Küste schien weitreichende Verbindungen zu haben. Miguel legte einiges an Raffinesse an den Tag, ihnen zwei Plätze auf einem kleinen Handelsschiff nach Guadeloupe zu besorgen. Womit er ihre Passage erkaufte, blieb im Verborgenen und Simon fragte besser nicht nach.
    Staunend und beschämt zugleich, verfolgte Simon, wie leicht die Lügen über Miguels Lippen kamen. Ein Halunke, ein Dieb und Betrüger durch und durch, dachte er fasziniert und abgestoßen zugleich. Seine Gefühle schwankten zwischen Scham und Abscheu, wenn er den Mann aus der Ferne beobachtete, der ihm das Leben gerettet und die Freiheit zurück gegeben hatte. Diese Gefühle wurden immer stärker von einer glühenden Sehnsucht, ja, Leidenschaft für ihn abgelöst, die alles übertraf, was er jemals zuvor empfunden hatte.
    Auf ihrer Reise nach Guadeloupe hatten sie jedoch kaum eine Gelegenheit, sich erneut nahe zu kommen. Auch danach nicht, als sie endlich ein Schiff nach Saint Ibell fanden. Jede von
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