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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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herausgewaschen. Lehen. Tod. Alles. Nichts. Sie sind doch alle gleich, oder? Also, was ist real und was ist irreal, und macht das überhaupt einen Unterschied? Besteht nicht das ganze Universum nur aus einem Haufen Atome, die wir zu bedeutungshaften Mustern zusammenstellen, gemäß unserer Fähigkeit, etwas wahrzunehmen? Und können wahrnehmbare Bündel, von uns zusammengestellt, nicht genausogut durch unsere Weigerung demonstriert werden, an den Prozeß als Ganzes zu glauben? Ich muß einfach die Annahme der abstrakten Prämisse zurückweisen, daß das, was ich sehe, was ich glaube zu sehen, sich wirklich dort befindet. Damit ich durch die Wand in diesem Zimmer gehen könnte, nachdem ich einmal erfolgreich die Existenz dieser Wand bestritten habe. Damit ich ewig leben kann, sobald ich einmal die Existenz des Todes bestritten habe. Damit ich gestern gestorben bin, sobald ich die Existenz des Heute bestritten habe. Ich gerate in solche Stimmungen und drehe mich weiter und weiter in den Strudel meiner eigenen Gedanken hinunter, bis ich verloren bin, verloren bin, auf ewig verloren bin.
    Aber wir sind wirklich hier. Es stimmt. Wir befinden uns im Kloster. Sie akzeptieren uns als Kandidaten.
    Das kann man also als faktisch ansehen. Das ist alles real. Aber „real“ ist auch nur ein Geräusch. „Real“ ist selbst nicht real. Ich glaube, ich nehme nicht mehr teil. Ich glaube, ich bin nicht mehr daran beteiligt. Die drei anderen könnten in ein Restaurant gehen und glauben, sie würden in ein saftiges englisches Steak beißen; ich wüßte, ich beiße nur in einen Haufen Atome, in eine abstrakte Wahrnehmung, die wir mit „Steak“ bezeichnen, und abstrakte Wahrnehmungen können einen nicht ernähren. Ich bestreite die Steakhaftigkeit des Steaks. Ich bestreite die Realität des Hauses der Schädel. Ich bestreite die Realität von Oliver Marshall. Ich bestreite die Realität der Realität.
    Ich glaube, ich war heute zu lange in der Sonne.
    Ich habe Angst. Ich werde vom Geschehen abgetrennt. Ich bin nicht mehr daran beteiligt. Und ich kann mit niemandem darüber sprechen. Denn ich bestreite auch sie. Ich bestreite alles. Gott helfe mir, ich habe Gott bestritten. Ich habe den Tod bestritten und das Leben. Welche Fragen stellen die Zen-Anhänger? Wie hört es sich an, wenn eine Hand klatscht, nun? Wohin verschwindet die Flamme einer Kerze, wenn sie ausgepustet worden ist?
    Wohin verschwindet die Flamme?
    Ich glaube, dorthin werde ich auch bald gehen.

 
27. KAPITEL
Eli
     
    Jetzt fangt also alles an. Die Riten, die Ernährungsbestimmungen, die körperlichen Übungen, die geistigen Exerzitien, und was es sonst noch so gibt. Ganz klar haben wir erst die Spitze des Eisbergs gesehen. Noch vieles bleibt zu entdecken. Zum Beispiel wissen wir noch immer nicht, wann den Bedingungen des Neunten Mysteriums Genüge getan werden muß. Morgen, nächsten Freitag, Weihnachten, wann? Schon belauern wir einander in einer wenig schönen Art, spähen durch das Gesicht auf den darunterliegenden Schädel. Du, Ned, wirst du dich für uns töten? Du, Timothy, hast du vor, mich zu töten, damit du leben darfst? Wir haben über diesen Aspekt noch überhaupt nicht laut nachgedacht, noch nicht einmal; die Sache scheint zu schrecklich und zu absurd, um darüber zu diskutieren oder nur nachzudenken. Vielleicht sind die Forderungen nur symbolisch gemeint, metaphorisch zu verstehen. Vielleicht auch nicht. Ich mache mir darüber Sorgen. Seit Beginn dieses Projekts habe ich darüber nachgegrübelt, bestimmte gedankliche Prämissen gesetzt, wer zu gehen hat, wenn überhaupt jemand von uns gehen muß: Ich werde durch ihre Hände sterben, Ned durch seine eigene Hand. Natürlich werde ich mich dagegen wehren. Ich bin ja hierhergekommen, um das ewige Leben zu erlangen. Ich weiß nicht, ob das bei den anderen genauso ist. Ned, der verrückte Ned, ihm ist zuzutrauen, daß er den Selbstmord als seine wesentliche epische Tal ansieht. Timothy scheint sich eigentlich gar nicht viel aus einer Lebensverlängerung zu machen, obwohl ich glaube, daß er sie annehmen wird, wenn sie ihm ohne große Anstrengung in den Schoß fällt. Oliver beharrt darauf, daß er sich ganz und gar weigert, jemals zu sterben, und er wird bei diesem Thema ziemlich stur; doch ist Oliver nicht so hartnäckig, wie er an der Oberfläche scheint, und in seinen Motiven liegt nichts Zweideutiges. Unter einer anderen philosophischen Voraussetzung könnte er genauso überzeugt sterben, wie er jetzt zu

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