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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Ohren, so daß wir aufschreien möchten, Hierher! Komm her, Ewigkeit! und uns vor dem Totenschädel niederknien. Dann wechselt er wieder, führt uns in einen Möbius-Tanz, treibt uns in die Höhlen zurück, läßt uns das Beißen eiskalter Winde spüren, den frostigen Kuß aus dem Pleistozän. Dann packt er uns an den Ohren, dreht uns nach Westen und läßt uns die heiße Sonne sehen, die über Atlantis scheint, schiebt uns weiter auf unserem Weg voran, wir stolpern, wir kriechen, dem Meer entgegen, den Ländern des Sonnenuntergangs entgegen, den untergegangenen Wundern von Atlantis entgegen und daran vorbei, nach Mexiko zu seinen dämonenhaften Göttern, seinen Totenschädel-Göttern, zum boshaften Huitzilopochtli und dem schrecklichen, schlangengleichen Coatlicue, zu den roten Altaren von Tenochtitlan, zum enthäuteten Gott, zu all den Paradoxen vom Leben-im-Tod und Tod-im-Leben, und der gefiederte Schlangengott lacht und schüttelt seinen Klapperschwanz, klick-klick, und wir stehen vor dem Schädel, vor dem Schädel, vor dem Schädel, und ein großer Gong hallt durch unseren Verstand, aus den Labyrinthen in den Pyrenäen, wir trinken das Blut der Ochsen aus Altamira, wir tanzen mit den Mammuts in Lascaux, wir hören die Tambourine der Schamanen, wir knien nieder, wir berühren den Stein mit unserer Stirn, wir reichen Wasser, wir weinen, wir schaudern unter dem Widerhall der Trommeln aus Atlantis, die über dreitausend Meilen Ozean mit der Verzweiflung des unvermeidlichen Untergangs hämmern, und die Sonne steigt auf, und ihr Licht wärmt uns, und der Schädel lächelt, und die Arme öffnen sich, und das Fleisch gewinnt die Oberhand, und die Niederlage des Todes ist offensichtlich, aber damit ist die Stunde auch zu Ende, und Bruder Miklos verschwindet und läßt uns blinzelnd und taumelnd und in Verwirrung zurück; allein; allein, allein, allein. Bis morgen.
    Von der Geschichtsstunde aus gehen wir zum Mittagessen. Eier, Brei mit Chili, Bier und dickes, dunkles Brot. Nach dem Essen eine Stunde privater Meditation, jeder in seinem Zimmer, wo wir uns verzweifelt darum bemühen, einen Zusammenhang in all dem zu finden, was man uns in den Kopf geschüttet hat. Dann ertönt der Gong und ruft uns wieder zur Arbeit auf den Feldern. Jetzt hat die Nachmittagshitze ihren Höhepunkt erreicht, und sogar Oliver hält sich zurück: Wir bewegen uns nur langsam, säubern den Hühnerstall, setzen Samen ein und unterstützen die unermüdlichen Farmerbrüder, die fast den ganzen Tag gearbeitet haben. Zwei Stunden vergehen damit; die ganze Bruderschaft arbeitet Seite an Seite, alle bis auf Bruder Antony, der allein im Haus der Schädel bleibt. (Zu einer solchen Zeit sind wir hier angekommen.) Endlich werden wir von der Plackerei erlöst. Verschwitzt und ausgeglüht von der Sonne torkeln wir auf unsere Zimmer, baden ein weiteres Mal und ruhen uns, jeder für sich, aus, bis es Zeit für das Abendessen ist.
    Dann eine weitere Mahlzeit. Die übliche Anordnung. Nach dem Abendbrot helfen wir bei den Aufräumungsarbeiten. Kurz vor Sonnenuntergang gehen wir mit Bruder Antony, und an den meisten Abenden begleiten uns vier oder fünf von den anderen Brüdern, zu einem niedrigen Hügel westlich vom Schädelhaus; dort vollführen wir den Ritus des Sonnenatemtrinkens. Dazu muß man sich in einer eigentümlichen und höchst unbequemen Weise mit verschränkten Beinen niederlassen – eine Kombination aus dem Lotussitz und der Stellung des Sprinters beim Start – und direkt in den roten Ball der untergehenden Sonne starren. Und erst in dem Moment, wo wir befürchten, ein Loch in die Netzhaut gebrannt zu bekommen, dürfen wir die Augen schließen und über das Farbspektrum meditieren, das von der Sonnenscheibe zu uns strömt. Wir werden darin unterrichtet, uns darauf zu konzentrieren, dieses Spektrum in unseren Körper fließen zu lassen, den es durch die Lider betritt und das sich dann durch Knochenhöhlen und Nase in Kehle und Brust ausbreitet. Zum Schluß sollen sich die Sonnenstrahlen im Herzen niederlassen und Wärme und Licht erzeugen.
    Wenn wir zu echten Adepten geworden sind, sollen wir angeblich in der Lage sein, die eingezogene Strahlung auf jeden Teil des Körpers zu verteilen, der gerade einer besonderen Stärkung bedarf – die Nieren oder die Genitalien oder die Bauchspeicheldrüse oder was auch immer. Die Brüder, die neben uns auf dem Hügel hocken, sind wahrscheinlich gerade in eine solche Verteilung vertieft. Wieviel Wert solch eine

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