Bruderschaft der Unsterblichen
zu entwickeln: Seine Eier waren größer, und er hatte unten bereits ein dunkles Büschel Haare – ein paar Härchen hatte ich auch schon, aber weil ich blond bin, waren sie kaum zu sehen –, und Karl war stolz auf das, was er schon hatte. Er lag auf dem Rücken und protzte damit. Ich bemerkte, wie er auch mich besah, und ich fragte mich, was er wohl dachte. Vielleicht unterzog er meinen Schwanz einer Kritik, weil er so klein war, es war halt das Schwänzchen eines kleinen Jungen, und seiner war der von einem Mann, oder? Aber davon abgesehen, war es ganz angenehm, in der Sonne zu liegen, die Hitze auf meiner Haut, die mich trocknete und meinen Unterleib bräunte, wo ich so weiß wie ein Fischbauch war. Und ganz plötzlich kreischte Jim, klappte das Knie zusammen und legte die Hände auf die Leistengegend. Ich sah mich um, und da war Sissy Madden, die damals, glaube ich, sechzehn oder siebzehn Jahre alt war. Sie trainierte wohl mit ihrem Pferd. Ihren Anblick werde ich nie vergessen: ein Teenager mit viel Babyspeck mit langen roten Haaren, vielen Sommersprossen, engen braunen Shorts, einem weißen Polohemd, unter dem ihre prallen Brüste sich fast explosionsartig ausdehnten. Sie saß oben auf ihrer schaukelnden, rotbraunen Stute, sah auf uns drei herab und lachte. Wir hasteten auf die Füße, Karl, Jim und ich, eins, zwei, drei, und wir rannten wie die Irren im Zickzack, von einer Richtung in die andere davon und suchten verzweifelt eine Stelle, wo Sissy Madden unsere Nacktheit nicht sehen konnte. Ich erinnere mich an meine Not, an die Notwendigkeit, dem Blick dieses Mädchens zu entfliehen. Allerdings gab es nirgendwo Stellen, an denen man sich verstecken konnte. Die einzigen Bäume lagen hinter uns, unten an der tiefen Stelle des Flusses, wo wir schwimmen gegangen waren, doch da stand auch Sissy. Vor uns lag nur niedriges Gestrüpp und hohes Gras, aber nicht hoch genug. Wir konnten nicht mehr klar denken. Ich rannte, so schnell ich konnte. Mein kleines Schwänzchen flappte mir gegen den Bauch – noch nie zuvor war ich nackt gerannt und entdeckte nun die damit verbundenen Unannehmlichkeiten, und schließlich warf ich mich einfach mit dem Gesicht ins Gras, zog mich zusammen und versuchte, mich wie ein Vogel Strauß zu verstecken. Die Scham war zu groß. In dieser Stellung muß ich wohl fünfzehn Minuten verbracht haben, bis ich schließlich Stimmen hörte, die nach mir riefen. Zögernd erhob ich mich. Sie hatten sich schon wieder angezogen, und Sissy war nirgends zu sehen. Ich mußte den ganzen Weg nackt zurücklaufen, um zu meinen Kleidern zu kommen – mir kam die Strecke meilenweit vor, und ich war tief beschämt vor den beiden; sie waren angezogen und ich nackt –, und ich drehte ihnen beim Anziehen den Rücken zu. Vier Tage später sah ich Sissy Madden in der Eingangshalle zum Kino, wo sie sich mit Joe Falkner unterhielt, und sie grinste mich an und kniepste mir zu, und ich wäre am liebsten in den Erdboden versunken. Sissy Madden hat mein Ding gesehen, sagte ich mir, und diese sechs Worte gingen mir während des Films eine Million Male durch den Kopf, so daß ich von der Story so gut wie nichts mitbekam.
Aber die Scham, die ich mit elf verspürt hatte, die Bestürztheit über meine unvollkommen ausgebildete Männlichkeit, verging bald. Ich wuchs, entwickelte mich körperlich, wurde groß, und danach gab es keinen Grund mehr, mich meines Körpers zu schämen. Und ich erinnere mich an eine Menge Badeausflüge, und der Satz, wir hätten Schwimmutensilien mitbringen sollen, kam mir nie mehr über die Lippen. Manchmal waren sogar Mädchen dabei, eine Clique, die harmlose sexuelle Erregungen suchte, vielleicht vier Mädchen und fünf Jungen, höflicherweise wurde sich getrennt hinter Bäumen ausgezogen, die Mädchen hier, die Jungen dort, aber danach rannte alles zusammen in einem einzigen wilden Lauf zum Fluß, Schwänze und Titten hüpften und tanzten. Und im Wasser konnte man alles genau erkennen, wenn wir herumplantschten. Und später, als wir so dreizehn oder vierzehn Jahre alt waren, sonderten wir uns als einzelne Pärchen ab, um erste Erfahrungen im Fummeln und Vögeln zu sammeln. Ich weiß noch genau, wie erstaunt ich damals über das Aussehen weiblicher Körper war, so blank zwischen den Beinen, so leer. Ihre Hüften waren breiter als unsere, und der Po war größer und weicher, wie ein rundes rosafarbenes Kissen. Alle meine Pettingversuche in meiner mittleren Pubertät ließen mich oft an die Zeit mit
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