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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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waren eigentlich die Intentionen gewesen, die ich gezeigt hatte? Meine Intentionen hatten fünfzehn Zentimeter weit von mir abgestanden. Das scheint mir doch eine sehr tiefgehende Sache mit uns beiden zu sein, tiefgehend widerlich und kompliziert. Das erschreckt mich. Gelangten Neds geile Variationen mittels einer Art Telepathie in meinen Kopf, wo sie alte Schamgefühle aufrührten? Merkwürdig, nicht wahr, daß er gerade in dem Moment steif wurde. Lieber Gott, ich dachte, ich verstünde mich selbst. Aber ständig muß ich entdecken, daß ich mir nicht bei einer Sache sicher sein kann. Noch nicht einmal in der Frage, wer ich bin. Oder was für eine Art Mensch ich sein könnte. Ein existentielles Dilemma, nicht wahr, Eli, nicht wahr, nicht wahr? Seine eigene Bestimmung herauszufinden. Wir drücken unsere Identität durch unser sexuelles Wesen aus, nicht wahr? Ich glaube nicht. Ich will es nicht glauben. Und doch bin ich mir nicht sicher. Die Sonne ist auf meinem Rücken ziemlich heiß geworden. Einige Minuten ist er so steif geworden, daß er mir weh tat. Und Ned hinter mir keuchte. Und die Vergangenheit kam wieder hoch. Wo mag Sissy Madden jetzt sein? Wo Jim und Karl? Wo mag Oliver sein? Wo mag Oliver sein? Oh, lieber Gott, ich glaube, Oliver ist sehr, sehr krank.

 
31. KAPITEL
Eli
     
    Ich bin davon überzeugt, daß die Meditationen der Kern der ganzen Prüfung sind. Man kommt gar nicht an ihnen vorbei, wenn man es hier zu etwas bringen will. Der Rest – die Gymnastik, die Diät, die Bäder, die Feldarbeit –, all das ist nichts weiter als eine Reihe von Techniken, um Selbstdisziplin zu lernen, um das störrische Ego auf das Kontrollniveau hinunterzuschrauben, auf dem die Langlebigkeit erst möglich wird. Natürlich hilft es einem, wenn man lange leben will, jede Menge Übungen zu machen, den Körper in Schuß zu halten, nichts Ungesundes zu essen etc. etc. Aber ich glaube, es ist ein Fehler, zu viel Betonung auf diese Aspekte des Tagesablaufs der Brüder zu legen. Hygiene und Gymnastik mögen ja ganz natürlich sein, wenn man die durchschnittliche Lebenserwartung auf achtzig oder fünfundachtzig Jahre anheben will, aber es gehört schon etwas mehr Transzendentales dazu, wenn man achthundert oder achthundertfünfzig Jahre alt werden will. Dazu benötigt man eine vollständige Kontrolle über alle körperlichen Funktionen. Und die Meditation ist der Schlüssel dazu.
    Im momentanen Stadium forcieren sie die Entwicklung der eigenen, innerlichen Bewußtheit. Wir sollen zum Beispiel in die untergehende Sonne starren und deren Hitze und Kraft in unsere diversen Körperteile lenken – zuerst ins Herz, dann in die Hoden, die Lungenflügel, die Milz und so weiter. Ich möchte behaupten, daß es nicht eigentlich die Sonnenstrahlung ist, auf die es ankommt – dieser Teil ist bloß eine Metapher, nur ein Symbol –, sondern eher die Vorstellung, daß wir in Kontakt treten mit dem Herz, den Hoden, den Lungenflügeln, der Milz etc. etc., damit wir, falls es an diesen Stellen Probleme gibt, zu ihnen mit unserem Verstand hingelangen und alles erledigen können, was dort erledigt werden muß. Diese ganze Sache mit den Totenschädeln, um die sich so viel bei den Meditationen dreht, ist lediglich eine weitere Metapher, die nur deshalb angebracht wird, um uns einen Fixpunkt für unsere Aufmerksamkeit zu geben. So daß wir uns erst einmal auf das Bild des Schädels konzentrieren und es dann als Sprungbrett benutzen können, um in unser Inneres zu springen. Jedes andere Symbol würde den gleichen Zweck genausogut erfüllen, etwa eine Sonnenblume, ein Bündel Eicheln, ein vierblättriges Kleeblatt. Sobald man einmal mit einem wirksamen psychologischen Mittelpunkt versorgt ist, dem Manna, kann man alles als Fokus verwenden. Die Bruderschaft hat sich eben dabei auf die Symbologie des Totenschädels verschworen. Was ja eigentlich gar nicht so schlecht gewesen ist; ein Totenschädel ist immer geheimnisvoll, romantisch, verwunderlich. Deshalb sitzen wir da und starren auf Bruder Antonys kleinen Totenkopf-Anhänger aus Jade, und man erklärt uns, wir sollen verschiedene metaphorische Absorptionen und Einströmungen anstellen, was mit der Beziehung vom Tod zum Leben zu tun hat, aber was sie wirklich von uns wollen, ist, daß wir lernen, wie wir alle unsere mentale Energie auf ein einzelnes Objekt konzentrieren können. Sobald wir die Konzentration beherrschen, können wir unsere neugewonnene Fähigkeit auch einsetzen, um uns fortwährend

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