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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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selbst zu reparieren. Das ist das ganze Geheimnis. Lebensverlängernde Drogen, Gesundheitsnahrung, Sonnenkulte, Gebete und solche Dinge sind alle nur peripher; Meditation ist es, worauf es ankommt. Vermutlich ist es eine Art Yoga; und falls die Bruderschaft so alt ist, wie Bruder Miklos sagt, wäre es sicher angebrachter zu sagen, daß Yoga ein Abkömmling des Schädelhauses ist.
    Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Immer noch befinden wir uns im einführenden Stadium inmitten der Trainingsübungen, die die Brüder die Prüfung nennen. Ich vermute, daß das, was noch vor uns liegt, hauptsächlich Psychologisches oder sogar Psycho-analytisches sein wird: eine Reinigung vom Ballast der Seele. Der häßliche Schrecken des Neunten Mysteriums ist ein Teil davon. Ich weiß noch immer nicht, ob ich diese Passage aus dem Buch der Schädel wörtlich oder metaphorisch interpretieren soll, aber wie dem auch sei, es wird auf jeden Fall darauf hinauslaufen, daß schlechte Schwingungen aus dem Fruchtboden entfernt werden. Einen Sündenbock töten wir, und der andere Sündenbock bringt sich selbst aus dem Spiel, im wörtlichen Sinn oder sonstwie, und was unter dem Strich dabei herauskommt, sind zwei frischgebackene Brüder, die ohne die vom mangelbehafteten Duo geborene Todesbedrohung sind. Abgesehen davon, daß wir unsere Gruppe als Ganzes reinigen müssen, bedarf auch unsere eigene Innenwelt einer Reinigung. Letzte Nacht besuchte mich nach dem Abendessen Bruder Javier in meinem Zimmer, und ich nehme an, daß er auch die anderen besucht hat. Er erklärte mir, daß ich mich auf die Beichtriten vorbereiten solle. Ich möge mein ganzes Leben rückbeschauen und dabei besonderes Gewicht auf die Episoden legen, für die ich mich besonders schuldig fühlte und schämte, und ich möge bereit sein, über diese verdrängten Episoden zu sprechen, wenn man mich danach fragte. Ich schätze, daß eine Art Selbsterfahrungsgruppe in Kürze ins Leben gerufen werden soll, angeführt von Bruder Javier. Oh, er ist ein schrecklicher Mann: graue Augen, dünne Lippen, ein feingeschnittenes Gesicht. Zugänglich wie ein Felsblock. Wenn er durch die Gänge läuft, meine ich immer, in seiner Begleitung dunkle, grollende Musik zu hören. Tritt herein, großmächtiger Inquisitor! Jawohl, Bruder Javier, der großmächtige Inquisitor. Nacht und Kühle; Nebel und Schmerz. Wann beginnt das Inquisitionsverhör? Was soll ich sagen? Welche meiner Schuldtaten soll ich auf den Altar legen, welche meiner Peinlichkeiten?
    Ich denke mir, daß der Zweck dieses Herzausschüttens darin liegt, unsere Seelen zu entlasten durch das Aufgeben von – ja, wovon, wie soll ich es nennen? Neurosen, Sünden, mentalen Sperren, tiefverborgenen Alpträumen, Engrammen, Schicksalsschlägen? Wir müssen uns selbst beschneiden, alles Übel abkratzen. Fleisch und Knochen dürfen wir belassen, aber der Geist muß beschnitten werden. Wir müssen einen Zustand des inneren Friedens anstreben, in dem es keine Konflikte und keinen Streß mehr gibt. Meide alles, was dir gegen den Strich geht, wenn nötig, arrangiere den Strich neu. Taten ohne Belastung, das ist der Trick. Keine Energieverschwendungen sind mehr erlaubt; Schwierigkeiten verkürzen das Leben. Nun, wir werden sehen. Ich trage eine ganze Menge psychischen Unrats mit mir herum, das tun wir alle. Ein psychologisches Klistier könnte da ganz nützlich sein.
    Aber was soll ich dir erzählen, Bruder Javier?

 
32. KAPITEL
Ned
     
    Überdenke dein Leben, erklärt der geheimnisvolle und entfernt reptilienhafte Bruder Javier, als er meine Klosterzelle, ohne sich anzukündigen, betritt, und mit ihm erscheint das schwach zischende Rascheln von Hülsen auf Stein. Schau auf dein Leben zurück, gestehe die Sünden deiner Vergangenheit, mach dich zur Beichte bereit. Recht so, schreit Ned, der verderbte Chorknabe! Recht so, Bruder Javier, kichert der gefallene Katholik! Das ist ganz im Sinn seiner wohlgeschmierten Vorstellungsstraßen. Das Ritual der Beichte ist ganz genau etwas, das er erfassen kann: In seinen Genen liegt es als Kode, auf seinen Knochen und Eiern steht es aufgedruckt, es ist eine zutiefst natürliche Sache für ihn. Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa. Wohingegen das Kabinett der Wahrheit den anderen fremd ist: dem gestandenen Israeliten und den beiden protestantischen Ochsen. Oh, nun, ich vermute, auch bei den Anglikanern gibt es wahrscheinlich den Beichtbrauch, heimliche Römisch-Katholische, die sie sind, aber sie

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