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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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habe ich auf Geheiß von Bruder Javier meine degenerierte Vergangenheit ausgelotet und das Ganze mit vielen schmutzigen Details gewürzt, damit es bei den Beichtsitzungen, die vermutlich bald abgehalten werden, stärker zum Vorschein kommt. Aber die Brüder denken nicht so geradlinig. Unsere tägliche Routine erfuhr eine Veränderung, aber sie betraf weder Bruder Javier noch die Sache mit der Beichte. Das liegt wohl noch etwas weiter in der Zukunft. Der neue Ritus ist ein sexueller, Buddha steh mir bei, ein heterosexueller. Diese Brüder, so begreife ich jetzt, sind irgendwo unter ihrer trügerischen kaukasischen Haut Chinesen, denn jetzt lehren sie uns nicht mehr und nicht weniger als das Tao des Sex.
    Sie nennen es nicht so. Sie reden auch nicht von Yin und Yang. Aber ich kenne mich mit der fernöstlichen Religion aus, und ich kenne die antiken, geistigen Bedeutungen solcher sexuellen Übungen, die den verschiedenen gymnastischen und kontemplativen Übungen sehr verwandt sind, die wir bereits gemacht haben. Nichts als Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle über jede körperliche Funktion, so heißt hier das Ziel.
    Die dunkelhaarigen Frauen in den kurzen weißen Umhängen, die wir im Schädelhaus gesehen haben, sind in Wahrheit Sex-Priesterinnen, heilige Mösen, die den Bedürfnissen der Priester dienen und die uns jetzt, indem sie die Rolle eines Fruchtbodens für den Fruchtboden übernehmen, die heiligen, vaginalen Geheimnisse lehren. Was vorher die Ruheperiode nach der Nachmittagsarbeit war, wird jetzt zur Stunde der transzendentalen Kopulation. Man hat uns vorher nicht gewarnt. Am Tag, da alles begann, war ich gerade von den Feldern zurückgekehrt, hatte mein Bad genommen, und ich lag ausgestreckt auf dem Bett, als in der üblichen Art, ohne vorher anzuklopfen, Bruder Leon, der Arztbruder, mein Zimmer betrat, gefolgt von drei Mädchen in Weiß. Ich war nackt, aber ich merkte, daß ich keine Verpflichtung damit einging, meine lebenden Organe vor denen zu verbergen, die gerade deswegen hergekommen waren, und bald danach wurde mir klar, daß ich sowieso keine Gelegenheit erhielt, mich zu bedecken.
    Die Frauen stellten sich an eine Wand. Dies war das erste Mal, daß ich Gelegenheit erhielt, sie aus der Nähe zu betrachten. Sie hätten Schwestern sein können: alle klein, schlank, hübsch – alles beieinander, dunkelhäutig, vorstehende Nasen, dunkle, wäßrige Augen, volle Lippen. Irgendwie erinnerten sie mich an die Mädchen auf minoischen Wandgemälden, obwohl sie genausogut Indianerinnen hätten sein können; auf jeden Fall sahen sie wirklich exotisch aus. Nachtschwarzes Haar, schwere Brüste. Irgendwo zwischen zwanzig und vierzig Jahren alt. Sie wirkten wie Statuen. Bruder Leon hielt eine kurze Ansprache. Es ist außerordentlich wichtig, sagte er, daß die Kandidaten lernen, ihre sexuelle Leidenschaft zu beherrschen. Die Samenflüssigkeit unbedacht auszugeben heißt, ein Stückchen zu sterben. Recht so, Bruder Leon! Die alte elisabethanische Regel: Orgasmus = Tod. Wir sollen allerdings nicht, fuhr er fort, den sexuellen Trieb unterdrücken, sondern wir sollen ihn beherrschen und ihn in unsere Dienste stellen. So gesehen, ist der Beischlaf zu begrüßen, die Ejakulation jedoch zu bedauern. Ich erinnerte mich daran, diesem Gerede vorher schon einmal begegnet zu sein, und schließlich wußte ich auch wo: Das war der pure Taoismus, ganz klar. Die Vereinigung von Yin und Yang, von Schwanz und Möse, ist Harmonie und notwendig für das Wohlergehen des Universums, aber die Vergeudung von Ching, dem Samen, ist selbstzerstörerisch. Man muß danach streben, den Ching zu behalten. Seltsam, Bruder Leon, du siehst gar nicht chinesisch aus! Wer, so frage ich mich, hat hier eigentlich von wem geklaut? Oder haben die Taoisten und die Bruderschaft unabhängig voneinander die gleichen Prinzipien aufgestellt?
    Bruder Leon beendete seinen kurzen Prolog und sagte irgend etwas zu den Mädchen in einer Sprache, die ich nicht verstand. (Ich dachte später gemeinsam mit Eli darüber nach, aber er konnte sie auch nicht identifizieren. Aztekisch oder die Maya-Sprache, vermutete er.) Wenig später wurden die weißen Umhänge ausgezogen, und drei splitterfasernackte Yin-Hügel standen zu meiner Verfügung. Obwohl ich ein heuchlerischer Schwuler bin, war ich doch in der Lage, ein ästhetisches Urteil abzugeben: Es waren schon beeindruckende Mädchen. Schwere Brüste, an denen kaum ein Absacken zu bemerken war, flache Bäuche, feste Oberkörper,

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