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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ihrem Mann bekannt machen, ich möchte dir meinen Vater und seine Frau vorstellen.
    Timothy besuchte seine Mutter nicht, während wir in Chikago waren. Dabei wohnten wir gar nicht mal so weit südlich von ihr, in einem Motel am See gegenüber dem Grant Park (Timothy bezahlte die Zimmer ohne Aufh e bens mit einer Kreditkarte), aber er hat sie noch nicht einmal angerufen. Die wärmenden starken Bande des Familienlebens, der Goys, ja, ja. (Ruf an, zank dich, wa r um nicht?) Statt dessen nahm er uns zu einem nächtl i chen Stadtbummel mit und führte sich einerseits so auf, als sei er der alleinige Besitzer, und andererseits, als sei er der Führer einer Touristengruppe im Gray Bus. Hier sehen sie die Doppeltürme von Marina City, dort das John Hancock Building, das ist das Kunstinstitut und das die großartige Ladenstadt an der Michigan Avenue. Ich war wirklich beeindruckt. Ich, der ich nie weiter westlich als Parsippany, New Jersey, gewesen bin, der aber eine klare und lebendige Vorstellung vom wahrscheinlichen Aussehen des großen amerikanischen Herzlandes hat. Ich hatte mit einem verdreckten und beengten Chikago g e rechnet, einer summierten Öde des Mittelwestens, mit roten Backsteinhäusern aus dem neunzehnten Jahrhu n dert, sieben Stockwerke hoch, und einer Bevölkerung, die nur aus polnischen, ungarischen und irischen Arbe i tern im Overall bestand. Statt dessen wartete diese Stadt mit breiten Straßen und leuchtenden Türmen auf. Die Architektur war überwältigend; nichts in New York ließ sich damit vergleichen. Natürlich sind wir nie vom See weggekommen. Geh nur mal fünf Straßenkreuzungen nach draußen, dann findest du die Öde, die du suchst, versprach Ned. Der schmale Streifen von Chikago, den wir sahen, war allerdings ein Märchenland. Timothy führte uns zum Dinner in ein französisches Restaurant, seiner Vorliebe, das gegenüber einem seltsamen antiken Monument lag, welches allgemein als Wasserturm b e kannt war. Ein weiterer Beleg für die Wahrheit von Fit z geralds Thesen über die Superreichen: Sie sind anders als du und ich. Ich kenne mich mit französischen Resta u rants so gut aus wie andere mit tibetanischen oder ma r sianischen. Meine Eltern haben mich nie zu einer Feier ins Le Pavillon oder Chambard ausgeführt; zum Abitur ging es ins Brass Rail, zu Schraffts an dem Tag, als ich mein Stipendium erhielt, ein Dinner für drei Personen für etwas unter zwölf Dollar, und ich schätzte mich dafür glücklich. Bei den seltenen Gelegenheiten, wo ich ein Mädchen zum Essen ausführe, ist die Küche notwend i gerweise nicht vornehmer als Pizza oder Kung po chi ding. Die Karte in Timothys Lokal, ein phantastisches Werk mit eingravierten Goldlettern auf Velinpapier, das größer war als die Times, war ein vollständiges Myster i um für mich. Aber da war Timothy mein Klassenkam e rad, mein Zimmergenosse, der sich mit Leichtigkeit e i nen Weg durch diese Geheimnisse bahnte und uns vo r schlug, wir sollten folgendes einmal versuchen: die qu e nelles aux huîtres, die crêpes farcies et roulées, die esc a lopes de veau à l’estragon, die tournedos santés cha s seur, den homard à l’Americaine. Oliver war natürlich genauso verwirrt wie ich, aber zu meiner Überraschung erwies sich Ned, Ned mit seinem Untere-Mittelschichten-Background, der sich nicht wesentlich von meinem u n terschied, als mit der Materie vertraut, und bewandert diskutierte er mit Timothy die relativen Vorzüge vom gratin de ris de veau, den rognons de veau à la Bordela i se, dem caneton aux cerises, den suprêmes de volaille aux Champignons. (Er erklärte später, daß er in jenem Sommer, als er sechzehn geworden war, als Küchenjunge in einem vornehmen Schlemmerlokal in Southampton gearbeitet habe.) Mir war es absolut unmöglich, mit di e ser Karte etwas anzufangen, und so stellte mir Ned ein Essen zusammen. Timothy tat das gleiche für Oliver. Ich erinnere mich an Austern, Schildkrötensuppe, Weißwein, dem roter folgte, ein tolles Etwas von einem Lamm, Ka r toffeln, die größtenteils aus Luft bestanden, Broccoli mit dicker gelber Sauce. Danach für jeden ein Glas Cognac. Legionen von Obern rauschten besorgt um uns herum, als seien wir vier Bankiers bei einer Sauftour und nicht vier schäbig bekleidete Studenten. Ich erhaschte einen Blick auf die Rechnung, und mir wäre fast das Herz st e hengeblieben: 112 Dollar, ohne Trinkgeld. Mit großem Aufwand zückte Timothy seine Kreditkarte. Mir war heiß und schlecht, ich hatte ein

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