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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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leuchteten mir aus den steinernen Augenhöhlen entg e gen. Das war wohl zu erwarten gewesen.
    Er sagte: „Ihr seid euch der Bedingungen bewußt, die im Neunten Mysterium enthalten sind?“
    „Ja“, sagte ich. Bruder Antony wartete: Er bekam eine zustimmende Antwort von Ned, Oliver und zurückha l tend von Timothy.
    „Ihr stellt euch dieser Prüfung nicht leichtfertig, so n dern im Bewußtsein der Gefahren und auch der Belo h nung. Ihr unterstellt euch ganz und gar und ohne innere Einschränkungen. Ihr seid hierhergekommen, um ein Sakrament zu empfangen, und nicht, um Spaß zu haben. Ihr gebt euch vollständig der Bruderschaft hin und ganz besonders den Hütern. Seid ihr dazu bereit?“
    Ja, ja, ja und schließlich – ja.
    „Kommt zu mir. Legt die Hände auf die Maske.“ Wir berührten sie, vorsichtig, als fürchteten wir einen elektr i schen Schlag von dem kalten grauen Stein. „Es gab nicht viele Jahre, in denen ein Fruchtboden zu unserer G e meinschaft stieß“, sagte Bruder Antony. „Wir schätzen eure Anwesenheit und übermitteln euch unseren Dank, daß ihr hierhergekommen seid. Aber jetzt muß ich euch sagen, falls eure Motive, zu uns zu kommen, nicht erns t hafter Natur waren, daß ihr dieses Haus nicht verlassen dürft, bis eure Prüfung beendet ist. Unsere Ordnung zwingt zum Schweigen. Sobald die Prüfung beginnt, g e hört euer Leben uns, und wir erlauben das Verlassen di e ses Grundstücks nicht. Das ist das Neunzehnte Myster i um, von dem ihr nichts gelesen haben könnt: Falls einer von euch verschwindet, so fällt das Leben der drei Ve r bliebenen in unsere Hand. Ist euch das völlig klar? Wir können keinen Gedankenumschwung zulassen, und ihr werdet euch gegenseitig bewachen, in dem Bewußtsein, daß, wenn ein Verräter unter euch ist, der Rest ohne Ausnahme sterben muß. Jetzt ist noch der Zeitpunkt für eine Umkehr. Wenn ihr diesen Bedingungen nicht z u stimmen könnt, so nehmt die Hände von der Maske, und wir lassen euch vier in Frieden ziehen.“
    Ich schwankte. So etwas hatte ich nicht erwartet: B e strafung mit dem Tod, wenn man mitten in der Prüfung abhaute! War das ernst gemeint? Was, wenn wir nach einigen Tagen herausfanden, daß sie uns überhaupt nichts von Wert anzubieten hatten? Wir wären trotzdem ve r pflichtet hierzubleiben. Monat um Monat um Monat, bis sie uns schließlich mitteilten, daß unsere Prüfung beendet sei – und wir wieder freigelassen würden? Diese Bedi n gungen schienen untragbar, fast hätte ich meine Hand weggezogen. Aber ich erinnerte mich rechtzeitig daran, daß ich ja hierhergekommen war, um meinen Glauben zu demonstrieren, um ein inhaltsloses Leben in der Hof f nung aufzugeben, ein bedeutungsvolles dafür zu erla n gen. Ja, ich gehöre euch, Bruder Antony, bedingungslos. Ich ließ meine Hand auf der Maske. Und überhaupt, wie wollten diese Männlein uns daran hindern, wenn wir uns entschlossen hinauszugehen? Das hier war doch auch nicht mehr als ein Theaterdonner-Ritual, wie die Stei n maske, wie der Chorgesang. Das versöhnte mich wieder. Ned schien auch seine Zweifel zu haben; heimlich be o bachtete ich ihn und sah, wie seine Finger kurz zuckten, aber sie blieben dort. Olivers Hand rührte sich zu keinem Moment auf der Maske von der Stelle. Timothy schien am meisten zu zögern; er blickte mürrisch drein, starrte uns an und den Bruder, bekam Schweißausbrüche, hob schließlich für etwa drei Sekunden die Finger. Aber dann preßte er sie mit einer Geste von Scheiß-drauf-was-soll’s so fest auf die Maske, daß der Druck Bruder Antony n a hezu taumeln ließ. Vollbracht. Wir hatten unser Pfand gegeben. Bruder Antony entfernte seine Maske. „Ihr werdet jetzt mit uns zu Abend essen“, sagte er, „und morgen früh geht es los.“

26. KAPITEL
Oliver
     
    Wir sind also da, und es existiert wirklich, und wir stehen mittendrin, und sie nehmen uns als Kandidaten. Das ew i ge Leben gewähren wir dir. So wei t , so gut. Es stimmt also. Aber stimmt es wirklich? Wenn man jeden Sonntag gläubig in die Kirche geht, seine Gebete spricht, ein go t tesfürchtiges Leben führt und zwei Dollar in den Kli n gelbeutel wirft, fährt man auf in den Himmel und lebt in alle Ewigkeit mit den Engeln und Aposteln; so wird es gesagt, aber stimmt das denn auch wirklich? Gibt es e i nen Himmel? Befinden sich dort Engel und Apostel? Was hat der emsige Kirchgang für einen Wert, wenn am Ende nichts Wahres daran ist? Ebenso gibt es das Haus der Schädel wirklich, gibt es wirklich

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