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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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die den verschied e nen gymnastischen und kontemplativen Übungen sehr verwandt sind, die wir bereits gemacht haben. Nichts als Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle über jede körperliche Funktion, so heißt hier das Ziel.
    Die dunkelhaarigen Frauen in den kurzen weißen U m hängen, die wir im Schädelhaus gesehen haben, sind in Wahrheit Sex-Priesterinnen, heilige Mösen, die den B e dürfnissen der Priester dienen und die uns jetzt, indem sie die Rolle eines Fruchtbodens für den Fruchtboden übe r nehmen, die heiligen, vaginalen Geheimnisse lehren. Was vorher die Ruheperiode nach der Nachmittagsarbeit war, wird jetzt zur Stunde der transzendentalen Kopulat i on. Man hat uns vorher nicht gewarnt. Am Tag, da alles begann, war ich gerade von den Feldern zurückgekehrt, hatte mein Bad genommen, und ich lag ausgestreckt auf dem Bett, als in der üblichen Art, ohne vorher anzuklo p fen, Bruder Leon, der Arztbruder, mein Zimmer betrat, gefolgt von drei Mädchen in Weiß. Ich war nackt, aber ich merkte, daß ich keine Verpflichtung damit einging, meine lebenden Organe vor denen zu verbergen, die g e rade deswegen hergekommen waren, und bald danach wurde mir klar, daß ich sowieso keine Gelegenheit e r hielt, mich zu bedecken.
    Die Frauen stellten sich an eine Wand. Dies war das erste Mal, daß ich Gelegenheit erhielt, sie aus der Nähe zu betrachten. Sie hätten Schwestern sein können: alle klein, schlank, hübsch – alles beieinander, dunkelhäutig, vorstehende Nasen, dunkle, wäßrige Augen, volle Li p pen. Irgendwie erinnerten sie mich an die Mädchen auf minoischen Wandgemälden, obwohl sie genausogut I n dianerinnen hätten sein können; auf jeden Fall sahen sie wirklich exotisch aus. Nachtschwarzes Haar, schwere Brüste. Irgendwo zwischen zwanzig und vierzig Jahren alt. Sie wirkten wie Statuen. Bruder Leon hielt eine kurze Ansprache. Es ist außerordentlich wichtig, sagte er, daß die Kandidaten lernen, ihre sexuelle Leidenschaft zu b e herrschen. Die Samenflüssigkeit unbedacht auszugeben heißt, ein Stückchen zu sterben. Recht so, Bruder Leon! Die alte elisabethanische Regel: Orgasmus = Tod. Wir sollen allerdings nicht, fuhr er fort, den sexuellen Trieb unterdrücken, sondern wir sollen ihn beherrschen und ihn in unsere Dienste stellen. So gesehen, ist der Beischlaf zu begrüßen, die Ejakulation jedoch zu bedauern. Ich eri n nerte mich daran, diesem Gerede vorher schon einmal begegnet zu sein, und schließlich wußte ich auch wo: Das war der pure Taoismus, ganz klar. Die Vereinigung von Yin und Yang, von Schwanz und Möse, ist Harmonie und notwendig für das Wohlergehen des Universums, aber die Vergeudung von Ching, dem Samen, ist selbstzerst ö rerisch. Man muß danach streben, den Ching zu behalten. Seltsam, Bruder Leon, du siehst gar nicht chinesisch aus! Wer, so frage ich mich, hat hier eigentlich von wem g e klaut? Oder haben die Taoisten und die Bruderschaft u n abhängig voneinander die gleichen Prinzipien aufg e stellt?
    Bruder Leon beendete seinen kurzen Prolog und sagte irgend etwas zu den Mädchen in einer Sprache, die ich nicht verstand. (Ich dachte später gemeinsam mit Eli da r über nach, aber er konnte sie auch nicht identifizieren. Aztekisch oder die Maya-Sprache, vermutete er.) Wenig später wurden die weißen Umhänge ausgezogen, und drei splitterfasernackte Yin-Hügel standen zu meiner Verf ü gung. Obwohl ich ein heuchlerischer Schwuler bin, war ich doch in der Lage, ein ästhetisches Urteil abzugeben: Es waren schon beeindruckende Mädchen. Schwere Br ü ste, an denen kaum ein Absacken zu bemerken war, fl a che Bäuche, feste Oberkörper, außergewöhnliche Obe r schenkel. Keine Blinddarm- und keine Schwange r schaftsnarben. Bruder Leon bellte schnell einen unident i fizierbaren Befehl, und die Priesterin, die der Tür am nächsten stand, breitete sich auf dem kalten Steinboden aus, zog die Knie an und spreizte sanft die Beine. An mich gewandt, gestattete sich der Bruder ein leichtes L ä cheln und machte mit den Fingerspitzen einer Hand Ze i chen. Geh hin, Kerl, schien er mir sagen zu wollen. Der engelhafte Ned wurde verlegen. Er keuchte und suchte nach Worten. Hallo, was soll das denn? Du verstehst nicht, Bruder Leon, die bittere Wahrheit lautet: ich bin das, was man einen Warmen, einen Homo, einen Ana l ficker, andersherum, einen vom anderen Ufer, einen Schwulen nennt. Eine Möse interessiert mich eigentlich weniger. Meine Vorlieben, das muß ich hier gestehen, gehören eigentlich der

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