Bruderschaft der Unsterblichen
gemacht? Nun, ich gebe zu, daß ich hin und wieder gedankenlos etwas vor mich hingekritzelt habe, aber dieses Gebot l e gen wir doch sowieso nicht so streng aus, oder, Sir? Wir sind doch keine verdammten Moslems, was, Sir? Danke schön, Sir. Weiter: Hast du den Namen des Herrn ve r sucht? Gott steh mir bei, Bruder, so etwas würde ich doch nie tun! Sehr schön, Ned, hast du dich auch an den Tag des Herrn gehalten und ihn geehrt? Ganz außer Fa s sung antwortet der aufrichtige Junge, daß er sich gel e gentlich der Mißachtung des Tags des Herrn schuldig gemacht habe. Gelegentlich? Verdammt, er hat mehr g e heiligte Tage besudelt als ein Heide! Jedoch ist das eine läßliche Sünde, eine verzeihliche Sünde. Ego te absolvo, mein Kind. Und hast du deinen Vater und deine Mutter geehrt? Ganz sicher, Sir, geehrt habe ich sie auf meine Weise. Hast du getötet? Ich habe nicht getötet. Hast du Ehebruch begangen? Nach meinem besten Wissen und Gewissen, Vater, das habe ich nicht. Hast du gestohlen? Ich habe nicht gestohlen, zumindest nichts Besonderes, Sir. Noch habe ich falsches Zeugnis gegen meinen Nac h barn abgelegt. Und hast du begehrt deines Nachbarn Heim, deines Nachbarn Weib oder deines Nachbarn Knecht oder seine Magd oder seinen Ochsen oder seinen Arsch oder sonst etwas, das deinem Nachbarn gehört? Nun, Sir, das ist so eine Sache mit meines Nachbarn Arsch; ich gebe zu, ich bewege mich da auf trügerischem Grund, aber andererseits – aber andererseits – ich tue mein Bestes, Sir, wohl wissend, daß ich nicht ohne M a kel in diese Welt hineingeboren worden bin, wohl wi s send, daß wir von Anfang an als Sünder dastehen, und habe nie vergessen, daß wir durch Adams Verfehlung alle zu Sündern geworden sind, davon abgesehen, sehe ich mich als rein und gut an. Natürlich bin ich nicht pe r fekt. Ach was, mein Kind, was hast du zu beichten? Nun, Vater confiteor, confiteor, die Faust schlägt mit bewu n dernswertem Eifer auf des Knaben Brust: bumm, bumm, bumm, bumm, Oh! Mani! Padme! Hum! – , meine Schuld, meine übergroße Schuld – nun, eines Sonntags bin ich nach der Messe mit Sandy Dolan losgezogen, um heimlich seine Schwester beim Umziehen zu beobachten. Und ich habe ihre nackten Brüste gesehen. Vater, sie w a ren klein und rund, mit kleinen, rosafarbenen Zipfeln. Und am Ende ihres Unterleibs, Vater, da hatte sie so e i nen behaarten, schwarzen Hügel, etwas, das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Und dann hat sie sich mit dem Rü c ken zum Fenster gedreht, und ich habe ihren Arsch ges e hen, Vater, die beiden wunderbarsten, süßesten, dra l len, weißen Backen, die ich je gesehen habe, mit diesen hü b schen, tiefen Grübchen unmittelbar an ihrer Spitze. Und mehr in Richtung Zentrum dieser köstlichen, scha t tigen Spalte war diese – was soll’s, Vater? Kann ich nicht von etwas anderem erzählen? Also gut, ich bekenne, daß ich Sandy gewissermaßen vom rechten Weg abgeführt habe, daß ich mich mit seinem Körper in Sünde vereint habe, versündigt gegen Gott und die Natur, daß, als wir elf Ja h re alt waren und die Nacht im selben Bett ve r brachten, seine Mutter im Wochenbett lag und bei ihm zu Hause niemand war, um auf ihn aufzupassen, ich unter dem Bett eine Dose Vaseline hervorholte, ihr eine geh ö rige Portion entnahm, diese wollüstig auf sein sexuelles Organ ve r teilte und ihm erklärte, daß er sich nicht ängst i gen solle, da Gott uns nicht sehen könne, hier in der Dunkelheit und unter der Bettdecke. Und dann habe ich … und dann hat er … und dann haben wir … und dann h a ben wir …
Und so habe ich auf Geheiß von Bruder Javier meine degenerierte Vergangenheit ausgelotet und das Ganze mit vielen schmutzigen Details gewürzt, damit es bei den Beichtsitzungen, die vermutlich bald abgehalten werden, stärker zum Vorschein kommt. Aber die Brüder denken nicht so geradlinig. Unsere tägliche Routine erfuhr eine Veränderung, aber sie betraf weder Bruder Javier noch die Sache mit der Beichte. Das liegt wohl noch etwas weiter in der Zukunft. Der neue Ritus ist ein sexueller, Buddha steh mir bei, ein heterosexueller. Diese Brüder, so begreife ich jetzt, sind irgendwo unter ihrer trüger i schen kaukasischen Haut Chinesen, denn jetzt lehren sie uns nicht mehr und nicht weniger als das Tao des Sex.
Sie nennen es nicht so. Sie reden auch nicht von Yin und Yang. Aber ich kenne mich mit der fernöstlichen Religion aus, und ich kenne die antiken, geistigen Bede u tungen solcher sexuellen Übungen,
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