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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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mit
    einem Doppellauf zum Second und vier gelungenen Runs.
    Hoey hatte mir allerdings nicht gratuliert. Er hatte den ganzen Nachmittag über entweder die Bank gedrückt oder in der
    Coach Box gehockt und verdrossen Beifall geklatscht. Einmal
    hatte ich gesehen, wie er und Turkey Sloan im Unterstand die
    Köpfe zusammengesteckt hatten. Um den nächsten
    Schabernack auszuhecken? Das nächste Telegramm zu
    dichten? Was hatte ich getan, daß mir der Bursche so
    spinnefeind war? Wie konnte ich mir den Feind zum Freund
    machen, und wenn nicht zum Freund, dann wenigstens zu
    einem neutralen Kameraden?
    Gegen drei Uhr früh stellte ich meine ruhelose Wanderschaft
    ein und besah mir Jumbo. Er machte mir auch Kummer. Noch
    vor wenigen Stunden hatte er zwei Curve-Bälle von Roric
    Gundy und einen flachen und abartigen Fast-Ball von Gundys
    Ablösung über die Grenzen des Stadions geprügelt. Und solche

    Schläge hatten ihm im Laufe der Serie fünf Home Runs
    eingebracht, womit er den CVL-Rekord eines ehemaligen
    Opelika-Orphans eingeholt hatte, der jetzt bei der Marine war.
    Doch heute früh glich er eher einem bewußtlosen Unfallopfer
    als einem bravourösen Baseballspieler.
    Ich beugte mich über ihn. Die orange-gelben Mondsicheln
    unter den Lidern sahen noch kränklicher aus als sonst. Ich griff nach dem klammen Handgelenk. Ich glaube, er hatte einen
    Puls, aber vielleicht war das nur das pochende Echo meines
    eigenen. Das fahle Licht der Straßenlampen, das ins Zimmer
    sickerte, verlieh dem reglosen Körper eine üppige
    Gruseligkeit. Ich ging zu meinem Bett, setzte mich auf die
    Kante und beobachtete ihn. Wenig später ließ ich mich zur
    Seite kippen und fiel in Schlaf.
    Es war noch dunkel, als Jumbo mich weckte, und gegen acht
    sammelten sich die Hellbenders auf dem Parkplatz des
    Prefecture, wo der Team-Bus wartete, um uns zurück nach Highbridge zu bringen.
    Auf der Heimfahrt blieb ich wach, das ausgeleierte Chassis
    des Bombers schlingerte und stampfte, die Kameraden
    hänselten mich mehr oder weniger gutmütig. Erst am
    nordwestlichen Außenbezirk von Highbridge sackte ich gegen
    das Fenster und entkam in einen traumleeren Schlaf…
    »…zum Kuckuck willst du mehr?«
    »Ein Leben, Mister JayMac. Eins, das mir gehört.«
    Ich zuckte und blinzelte. Stimmen – zwei Stimmen – zerrten
    mich aus der Tiefe des Schlafs. Ich lag auf einem splissigen
    Sitzpolster ganz hinten im Bomber. Jumbo hatte mich
    alleingelassen. So still wie möglich setzte ich mich auf und
    lugte über die Rückenlehne vor mir. Alle Hellbenders, nicht
    bloß Jumbo, hatten den Bomber verlassen – vor geraumer Zeit,
    wenn mich nicht alles täuschte: kein Handgepäck mehr, keine

    Baseballhandschuhe und auch keine zerknüllten
    Imbißverpackungen.
    Wahrhaftig, die Dunkelheit im Bus, der kühle Metallboden
    und das schattige Duster hinter den Scheiben sagten mir, daß
    Darius den Bomber in den Wagenschuppen neben McKissic
    House gefahren hatte. Und jetzt saßen er und Mister JayMac
    vorne im Bus und sahen sich über den Mittelgang hinweg an.
    Sie wähnten sich allein.
    Vielleicht hätte ich husten oder freimütig den Gang
    hinaufpaddeln sollen, doch ich schämte mich, so tief
    geschlafen zu haben, daß ich die Ankunft verpaßt und nicht
    einmal bemerkt hatte, wie Jumbo, Junior, Dunnagin und all die
    anderen ausgestiegen waren. Bestimmt hatten sie sich so leise
    wie ein Elfenvölkchen aus dem Bus gestohlen, nur um mich in
    die Verlegenheit zu bringen, hier mutterseelenallein
    aufzuwachen, nachdem alle längst im Haus waren.
    Wie dem auch sei, statt mich zu zeigen, kauerte ich mich
    zusammen und verhielt den Atem.
    »Hier führst du doch ein Leben«, sagte Mister Jay-Mac. »Ein
    verdammt gutes Leben. Sogar ein beneidenswertes, würde ich
    sagen.«
    »Vielleicht aus Ihrer Sicht«, sagte Darius, »aber nicht aus
    meiner.«
    »Wärst du lieber in einer schwarzen Einheit in Neu Guinea,
    um Rollbahnen zu bauen und Atebrin gegen die Malaria zu
    schlucken?«
    »Nein, Sir, lieber würde ich…«
    »Von dem Zeug kriegst du Ohrensausen. Davon wird das
    Weiß in deinen Augen gelb wie Vanillepudding. Du hättest
    keine Wahl, du müßtest es schlucken, weil die kostbaren
    Chininbestände der Armee ganz an die richtigen weil weißen
    Amerikaner gehen.«
    »Vielleicht bekam ich halb Atebrin und halb Chinin.

    Hätte nur auf einem Ohr das Sausen, würde nur auf einem
    Auge gelb.«
    Mister JayMac schien ihm gar nicht zuzuhören. Er sagte:
    »Oder wie wär’s mit einem

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