Brüchige Siege
mit
einem Doppellauf zum Second und vier gelungenen Runs.
Hoey hatte mir allerdings nicht gratuliert. Er hatte den ganzen Nachmittag über entweder die Bank gedrückt oder in der
Coach Box gehockt und verdrossen Beifall geklatscht. Einmal
hatte ich gesehen, wie er und Turkey Sloan im Unterstand die
Köpfe zusammengesteckt hatten. Um den nächsten
Schabernack auszuhecken? Das nächste Telegramm zu
dichten? Was hatte ich getan, daß mir der Bursche so
spinnefeind war? Wie konnte ich mir den Feind zum Freund
machen, und wenn nicht zum Freund, dann wenigstens zu
einem neutralen Kameraden?
Gegen drei Uhr früh stellte ich meine ruhelose Wanderschaft
ein und besah mir Jumbo. Er machte mir auch Kummer. Noch
vor wenigen Stunden hatte er zwei Curve-Bälle von Roric
Gundy und einen flachen und abartigen Fast-Ball von Gundys
Ablösung über die Grenzen des Stadions geprügelt. Und solche
Schläge hatten ihm im Laufe der Serie fünf Home Runs
eingebracht, womit er den CVL-Rekord eines ehemaligen
Opelika-Orphans eingeholt hatte, der jetzt bei der Marine war.
Doch heute früh glich er eher einem bewußtlosen Unfallopfer
als einem bravourösen Baseballspieler.
Ich beugte mich über ihn. Die orange-gelben Mondsicheln
unter den Lidern sahen noch kränklicher aus als sonst. Ich griff nach dem klammen Handgelenk. Ich glaube, er hatte einen
Puls, aber vielleicht war das nur das pochende Echo meines
eigenen. Das fahle Licht der Straßenlampen, das ins Zimmer
sickerte, verlieh dem reglosen Körper eine üppige
Gruseligkeit. Ich ging zu meinem Bett, setzte mich auf die
Kante und beobachtete ihn. Wenig später ließ ich mich zur
Seite kippen und fiel in Schlaf.
Es war noch dunkel, als Jumbo mich weckte, und gegen acht
sammelten sich die Hellbenders auf dem Parkplatz des
Prefecture, wo der Team-Bus wartete, um uns zurück nach Highbridge zu bringen.
Auf der Heimfahrt blieb ich wach, das ausgeleierte Chassis
des Bombers schlingerte und stampfte, die Kameraden
hänselten mich mehr oder weniger gutmütig. Erst am
nordwestlichen Außenbezirk von Highbridge sackte ich gegen
das Fenster und entkam in einen traumleeren Schlaf…
»…zum Kuckuck willst du mehr?«
»Ein Leben, Mister JayMac. Eins, das mir gehört.«
Ich zuckte und blinzelte. Stimmen – zwei Stimmen – zerrten
mich aus der Tiefe des Schlafs. Ich lag auf einem splissigen
Sitzpolster ganz hinten im Bomber. Jumbo hatte mich
alleingelassen. So still wie möglich setzte ich mich auf und
lugte über die Rückenlehne vor mir. Alle Hellbenders, nicht
bloß Jumbo, hatten den Bomber verlassen – vor geraumer Zeit,
wenn mich nicht alles täuschte: kein Handgepäck mehr, keine
Baseballhandschuhe und auch keine zerknüllten
Imbißverpackungen.
Wahrhaftig, die Dunkelheit im Bus, der kühle Metallboden
und das schattige Duster hinter den Scheiben sagten mir, daß
Darius den Bomber in den Wagenschuppen neben McKissic
House gefahren hatte. Und jetzt saßen er und Mister JayMac
vorne im Bus und sahen sich über den Mittelgang hinweg an.
Sie wähnten sich allein.
Vielleicht hätte ich husten oder freimütig den Gang
hinaufpaddeln sollen, doch ich schämte mich, so tief
geschlafen zu haben, daß ich die Ankunft verpaßt und nicht
einmal bemerkt hatte, wie Jumbo, Junior, Dunnagin und all die
anderen ausgestiegen waren. Bestimmt hatten sie sich so leise
wie ein Elfenvölkchen aus dem Bus gestohlen, nur um mich in
die Verlegenheit zu bringen, hier mutterseelenallein
aufzuwachen, nachdem alle längst im Haus waren.
Wie dem auch sei, statt mich zu zeigen, kauerte ich mich
zusammen und verhielt den Atem.
»Hier führst du doch ein Leben«, sagte Mister Jay-Mac. »Ein
verdammt gutes Leben. Sogar ein beneidenswertes, würde ich
sagen.«
»Vielleicht aus Ihrer Sicht«, sagte Darius, »aber nicht aus
meiner.«
»Wärst du lieber in einer schwarzen Einheit in Neu Guinea,
um Rollbahnen zu bauen und Atebrin gegen die Malaria zu
schlucken?«
»Nein, Sir, lieber würde ich…«
»Von dem Zeug kriegst du Ohrensausen. Davon wird das
Weiß in deinen Augen gelb wie Vanillepudding. Du hättest
keine Wahl, du müßtest es schlucken, weil die kostbaren
Chininbestände der Armee ganz an die richtigen weil weißen
Amerikaner gehen.«
»Vielleicht bekam ich halb Atebrin und halb Chinin.
Hätte nur auf einem Ohr das Sausen, würde nur auf einem
Auge gelb.«
Mister JayMac schien ihm gar nicht zuzuhören. Er sagte:
»Oder wie wär’s mit einem
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