Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
Vom Netzwerk:
Gelbkürbis-Auflauf, Tomatenscheiben, Popcorn-Okra

    und Kartoffelsalat. Das Essen war lauwarm, weil die Frauen
    von so weit herkamen, aber es schmeckte mir wie Manna,
    sogar das Fleisch, das Jumbo wie üblich verschmähte.
    An jenem Nachmittag schien sich dieser Energieschub nicht
    auszuzahlen – anfangs zumindest. Jumbo und ich spielten wie
    junge Kätzchen nach einer Überdosis Katzenminze.* Mariani
    warf in der Regel wie ein Straßenkämpfer, streifte den Rand
    der Home Plate, marschierte um den Pitcherhügel, die Zähne
    zusammengebissen, die Augen in Flammen, warf High-Speed-
    Bälle, wo der Schlagmann raffinierte erwartete, und
    umgekehrt. Aber seine Taktik brachte ihm im Eröffnungsspiel
    nichts ein – nicht das geringste. Die Gendarmes piesackten ihn wie die Fliegen einen Langhaarspaniel, danach nahmen sie
    sich Parris und Hay, die Ersatzleute, zur Brust. Wir verloren
    das Eröffnungsspiel mit sechs zu zwei und fielen zwei Punkte
    hinter LaGrange zurück. Noch eine Niederlage würde uns
    verdammt schwer treffen. Um das verlorene Terrain
    zurückzuerobern, würden wir zwei Wochen oder sogar einen
    Monat brauchen – falls es denn überhaupt dazu kam.
    Gendarme-Fans, besonders die farbigen auf den
    unüberdachten Plätzen am Outfield, führten sich auf, als
    gehörte ihren Jungs bereits der CVL-Wimpel in Mister
    JayMacs Tasche. Bestimmt waren da draußen ein paar aus der
    heiseren Monster-Kintopp-Crew von gestern und steppten und
    schlugen sich auf die Schenkel.
    Zwischen den Spielen, im Unterstand, schlich Hoey sich
    heran und setzte sich neben mich. Plötzlich stieß er mir einen Lumpen unter die Nase, dann ließ er ihn auf meinen
    Oberschenkel plumpsen und lehnte sich zurück.
    »Es heißt, du hättest gestern ein Telegramm von deiner
    Mama gekriegt.«
    Der Lumpen auf meinem Oberschenkel war der Ziegenbock,
    den ich ausgeweidet hatte.

    »Ein Lebenszeichen von deiner Mama hat dich aber nicht
    gerade zu neuen Ruhmestaten inspiriert.«
    Ich schmiß den lumpigen Ziegenbock in hohem Bogen auf
    den Infield-Rasen.
    »Siehst du, Dumbo, – er fliegt fast so gut wie dein
    Namensvetter.« Hoey quetschte mein Knie. »Vielleicht sollten
    Mamas Worte dich nicht inspirieren, vielleicht sollten sie weh tun.«
    »Laß den Jungen zufrieden«, sagte Double Dunnagin.
    Hoey stellte sich taub. »Zuletzt an der Home Plate, da warst
    du ein richtiger kleiner Soldat.«
    War mir im achten Inning der Sprint zum First gelungen, der
    die beiden anderen zum Second und Third und uns ein Double-
    Play-Festival bringen sollte, ich hätte die Bemerkung als
    Anerkennung deuten können. In Wahrheit meinte er, daß ich
    im Schlagraum wie ein Soldat in Habachtstellung gestanden
    hatte, ohne auch nur ein einziges Mal das Schlagholz von der
    Schulter zu bekommen. Hoey kam erst gar nicht auf die Idee,
    daß er und seine Klugscheißer Sloan und Evans und Sosebee
    wie Bananenschalen waren, auf denen mein Selbstvertrauen
    ständig ausrutschte.
    Mister JayMac kam in den Unterstand. »Diesmal heißt es
    kämpfen oder sterben. Und ich will nicht, daß Darius mit einer Ladung Leichen nach Highbridge kommt. Verstanden?«
    »Jawoll, Sir«, sagten vier oder fünf Burschen mehr oder
    weniger lahm.
    »In der Katastrophe von eben«, sagte Mister JayMac, »habt
    ihr so schlecht gespielt, wie ich es keinem von euch zugetraut hätte. Besinnt euch auf eure Fähigkeiten und nicht auf eure
    Defizite, und wir werden mit einem blauen Auge und
    ungebrochener Zuversicht davonkommen. Muß ich noch mehr
    sagen?«
    »NEIN, SIR!« riefen die meisten.

    »Also gut. Ich übergebe stehenden Fußes an Dar-ius, der ein
    paar interessante Details für euch hat.«
    »Noch so’n Goldnigger«, meinte Fadeaway zu Sosebee.
    Mister JayMac hätte ihn verdonnert, heute abend unsere
    Suspensorien einzeln und mit der Hand zu waschen, wenn er
    das mitbekommen hätte.
    »Gundy ist am Wurf«, sagte Darius, der auf dem Geländer
    des Unterstands saß, die Hände wie dunkle Bleilote zwischen
    die Beine gehängt. Er vermied den Blickkontakt. »Ich habe ihn
    schon werfen sehen, und ich habe ihn beim Aufwärmen
    beobachtet.«
    Wo, fragte ich mich plötzlich, hatte Darius die Nacht
    verbracht? Im Braunen Bomber? Bei einem Bluts- oder
    angeheirateten Verwandten in oder um LaGrange? Ich hatte
    keine Ahnung.
    »Gundy verrät seinen Curve-Ball«, sagte Darius.
    »Er verrät ihn?« sagte Sloan. »Du liebe Zeit. Was hat der Curve ihm denn getan?«
    »Es reicht, Mr. Sloan«, sagte Mister

Weitere Kostenlose Bücher