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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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farbigen Regiment, das oben am
    Alcan-Highway* die Hacke schwingt, und das bei
    Minustemperaturen?«
    »Ich kenne einen, der das macht. Er ist stolz drauf, er kann
    auf die Straße zeigen und sagen, er hat mit Hand angelegt.«
    »Er friert sich den Arsch ab, holt sich Grabenfüße* und
    Frostbeulen. Ich habe dich davor bewahrt. Habe deine Kräfte
    für was Besseres geschont.«
    »Höchstens für was anderes.«
    Ich schob mich wieder an der Lehne hoch und spähte nach
    vorne. Mister JayMac hielt eine Whiskeyflasche und in der
    anderen Hand einen braunen Keramikbecher. Auch Darius
    hielt so einen Kaffeebecher in der Hand. Mister JayMac kippte
    die Flasche und goß großzügig ein, erst Darius und dann sich
    selbst. Der heftige, süßlich herbe Geruch schwängerte den Bus.
    Sie mußten schon mindestens einen Becher intus haben. Knie
    an Knie, wie sie da vorne saßen, schienen sie kurz davor,
    heftig aneinanderzugeraten. Nur die Tatsache, daß Mister
    JayMac der Boss und Darius der bezahlte schwarze Profi war,
    bewahrte sie davor, einfach den Kopf zu verlieren. Ein falsches Wort oder ein scheeler Blick oder noch mehr Alkohol konnte
    das Pulverfaß zum Explodieren bringen.
    »Du spielst Baseball, denk an die Alternativen.«
    »Ich spiele nicht Baseball. Ich bin Busfahrer. Mädchen für
    alles.«
    »Auch wenn das außer uns beiden keiner weiß, du bist
    weitaus mehr als ein fabelhafter Chauffeur und Hausdiener. De
    facto bist du der zweite Manager eines streitbaren CVL-
    Baseballteams.«
    »De facto«, sagte Darius.

    »Das heißt…«
    »Ich weiß, was das heißt. Hosianna heißt es wohl kaum, aber
    daß ich ein Nigger bin mit einem einflußreichen Gönner.«
    Mister JayMac nippte an seinem Becher. Nach einer Weile
    sagte er: »Ein Leben? Ein Leben, sagst du? Was soll das
    heißen? Was, um alles in der Welt, willst du denn noch, und
    wenn ich Welt sage, meine ich diese Welt und keine Fata Morgana aus leeren Versprechen?«
    »Eine Probezeit bei den Atlanta Black Crackers. Oder bei den
    Kansas City Monarchs. Oder den Jacksonville Red Caps.«
    »Ich soll dir allen Ernstes erlauben, aus Highbridge
    fortzugehen, damit du bei irgendeiner farbigen Truppe spielen
    kannst, die von der Hand in den Mund lebt?«
    Darius starrte über Mister JayMac hinweg aus dem Fenster,
    dahin wo an der Wand des alten Wagenschuppens ein
    vergammeltes Pferdegeschirr hing.
    »Wenn du gehst«, sagte Mister JayMac, »dann werde ich
    dafür sorgen, daß deine Nummer gezogen wird. Daß man dich
    rasch beim Wickel hat und schnurstracks einzieht.«
    »Das wär immer noch besser als den fabelhaften Chauffeur
    und Hausdiener zu spielen«, sagte Darius.
    »Zweiter Manager!« Mister JayMac stand auf und
    verschüttete absichtlich den Whiskey aus seinem Becher,
    genau über dem Lenkrad. Er ließ den Becher nicht fallen, aber
    nur weil der Mittelfinger bis hinten wieder im Henkel steckte.
    »Der einzige farbige Zweitmanager eines professionellen
    weißen Baseballvereins in den Vereinigten Staaten, von der
    Südkante bis zur Nordkante und von der Ostkante bis zur
    Westkante, de facto oder sonstwie, und du möchtest mit einem schwarzen Haufen von Analphabeten spielen, der heute nicht
    weiß, wie oft er in der nächsten Saison antreten muß, und ob
    das Geld überhaupt reicht, den laufenden Monat zu überstehen.
    Hab ich was Falsches gesagt?«

    »Sir, ich möchte da spielen, wo die maßgeblichen Stellen
    mich spielen lassen. Mehr nicht.«
    »Ich lasse dich, ich lasse dich, wann immer ich kann. Aber, Darius, eher verpaß ich dir eine Uniform als daß ich zusehe,
    wie du bei einer Bande übermütiger Mohrenköpfe
    unterschreibst, bei der man nie weiß, ob sie zehn Spiele am
    Streifen zusammenkriegt oder Konkurs anmelden muß. Na,
    Private Sutterfield, wie gefällt Ihnen die Alternative?«
    »Prima.«
    »Prima? Wie meinst du das?«
    »Wenn ich schon nicht Baseball spielen darf, könnten Sie es
    dann so einrichten, Sir, daß man mich zum Tuskegee Army
    Airfield schickt? Oder zum Shorter Field? Oder vielleicht zum
    Dale Mabry Field unten in Tallahassee?«
    Mister JayMac lachte. »Du greifst nach den Sternen, wie? Ich
    werd dir was sagen, Darius. Affen, die im Gefecht fliegen, gibt es nur in The Wizard of Oz.«*
    Darius trank seinen Whiskey ex und gab den Becher Mister
    JayMac, der beide Becher auf das Armaturenbrett setzte. Es
    sah so aus, als wolle er jeden Moment aussteigen und ins Haus
    gehen. Darius erhob sich und schwang sich in den Fahrersitz.
    Er packte das

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