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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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glatten
    weißen Kabel ihrer Schenkel, das dunkle Vogelnest
    dazwischen. Ich spürte ihre Wärme. Bis zu diesem Augenblick
    hatte mich nichts an diesem Etablissement oder an der

    käuflichen Sabrina Loveburn auch nur annähernd erregt, doch
    als ich dasaß, kriegte ich einen Steifen, und sie bemerkte es.
    »Ruhig Blut, Danny. Ich habe Tote zum Leben erweckt. Bei
    so elektrischen Jungböcken wie dir genügt es, daß ich atme.
    Nichts passiert, bevor ich es sage, hörst du?« Ich legte meine Hand auf ihr schönes Knie. Ich lehnte mich in sie hinein und
    machte den Schmusemund an ihrer Kehle. »Heute abend,
    Dannyboy, nutzt dir weder das Geld von Reese noch, daß du
    wie ein Guppy an mir rumnibbelst. Dein Sesam-öffne-dich
    heißt Love ya, hon oder Shut my mouf. Oder du bleibst außenvor. Ich verkaufe nicht an Einarmige, Hasenscharten
    oder Taubstumme. Reese weiß das. Also sag mir, daß du mich
    liebst, Danl.«
    Auweia. In dem Augenblick damals bedeuteten mir Mama,
    Gott und die ganze Bitte-und-Danke-Moral von Tenkiller
    ungefähr soviel wie die Prosa auf einem Matratzenetikett. Ich
    wollte Miss Loveburn unter mir haben, ihr Cowboyhemd bis
    an den windhundmageren Brustkorb geschoben, und mich von
    ihren Beinen in immer kleinere befriedigte Schnipsel
    schnippeln lassen.
    Ich liebe dich, flüsterte ich. (Ich konnte flüstern – das hatte Pumphrey mir nicht rauben können.)
    »Laut!« sagte Miss Loveburn. »Richtig laut aussprechen!«
    Aber dazu hätte ich eine Rißzeichnung meines ganzen
    Stimmapparates gebraucht und eine Gebrauchsanweisung
    obendrein.
    »Wetten, daß du lügst. Wenn du mich liebst, geh ich ins
    Kloster. Aber du mußt es sagen – irgendwas mußt du sagen, damit ich nicht das Gefühl hab, ich verhökere mich an einen
    Krüppel, der sich vor dem Wehrdienst drückt. Kapiert?«
    Ich kapierte, aber wie ich mich auch ins Zeug legte – die
    Zunge rollte, Luft schluckte – ich brachte nur stimmloses
    Gestammel heraus.

    »Ah-ah. Das reicht nicht.«
    Ich mühte mich ab, plagte mich wie ein Köter, dem ein
    Knochen quersitzt. Ein Nazi hätte Erbarmen mit mir gehabt;
    sogar ein Japse. Schließlich gab ich auf, kippte Miss Loveburn hintenüber und keilte ihr ein Knie zwischen die Beine. Ist das etwa Vergewaltigung, wenn man versucht, sich bei einer Nutte
    durchzusetzen, die man bezahlt hat und die einem dann
    Bedingungen stellt, die nichts mit dem Preis oder den Details
    der Paarungspraktiken zu tun hatten, die sie über sich ergehen lassen würde?
    »Hör auf, Danl! Ich warne dich!«
    Sie stellte mir ein Knie in den Unterleib, unsanft zwar, aber
    der Billardstock hatte die Kugel nur gestreift. Damit sie das
    nicht noch einmal machte, wälzte ich mich mit Hüften und
    Schambein über sie und stülpte ihr einen hungrigen Kuß auf
    Lippen und Kinn.
    Dann krachte aus heiterem Himmel ein Findling auf meinen
    Hinterkopf und zerstäubte denselben zu einem
    Kopfschmerzpulver der allerschwärzesten Sorte.

    33

    ALS ICH AUFWACHTE, WAR ICH ALLEIN. Mein Kopfkissen war
    ein zusammengefaltetes Handtuch, und die Waffe, mit der
    Miss Loveburn mich erschlagen hatte – ein gläserner
    Aschenbecher mit dem Abziehbildchen Wing & Thigh –, saß mir auf der Brust wie ein großer magischer Knopf zum Laut-und Leisestellen. Ich drehte mit lahmer Hand daran, und fuhr
    zusammen, als der Schmerz zwischen meinen Ohren
    explodierte.
    Jemand mußte mich aus dem Kabuff von Miss Loveburn
    hierher auf dieses niedrige Sofa geschafft haben, das in einem Flur stand, der – wenn man sich den Läufer, die Fischbecken
    und die Bilder hinzu- und die Sofas und die vielen Leitungen
    an der Decke wegdachte – aufs Haar dem Flur glich, den ich
    schon kannte. Ich stützte mich auf und sah mich um. Die Türen
    legten nahe, daß dieser Flur parallel zu dem auf der anderen Seite des horizontalen Gewerbes verlief. Hinter der Tür am
    Fuß meines Sofas ging es mit Plumps und Rums und Stöhnen
    und Kieksen zur Sache.
    »Wie geht es dir, mein Süßer?« Eine Frau um die Vierzig, die
    angezogen war wie eine USO-Hostess* – so stilvoll und adrett
    –, berührte die Beule an meinem Hinterkopf. »Siehst aber ganz
    munter aus.«
    Ich zuckte vor der Berührung zurück. Bei dem Ausdruck von
    Schmerz und Verwirrung in meinem Gesicht schaltete sie
    augenblicklich auf Puffmutter um. Ihre Mädels, meinte sie,
    verstünden sich nicht bloß auf die Kunst der Künste, sondern
    mindestens so gut auf Selbstverteidigung und behielten sich

    Gewalt nur für den Fall vor,

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