Brüchige Siege
und verendete nach
einem halben Dutzend Hopsern zwischen Hoey und Curriden.
Berührt! Beim Durchziehen war der Lauf des Schlägers wie ein Kienspan gesplittert, wie ein Helicopter ins Outfield
gewirbelt und im Gras gestrandet. Das Schlagholz war weiter
gekommen als der Ball. Ich rannte mit fünf Zoll Schlagholz in
der Faust. Hände und Unterarme prickelten von der Vibration.
Hoey grapschte ins Gras und warf unkontrolliert zu Jumbo.
Parris, der den Schiedsrichter am First machte, signalisierte
mir freie Bahn, und nicht ein einziger A-Team-Spieler schrie,
nicht mal Hoey.
Darius kam vom Hügel herunter und schlenderte rüber, um
sich Jumbos Rückwurf zu holen. »Danl«, sagte er aus gut
zwanzig Fuß Entfernung, »ich wette, du könntest schneller
sein, als einem das Wort Gott rausrutscht.«
∗ Stiche der Ballnähte
So atemlos, wie ich dastand, brauchte ich eine Minute, ehe
ich kapierte, daß er mir ein Kompliment gemacht hatte.
Aber nach meinem Zufallstreffer passierte nicht mehr viel.
Junior war mit drei Fehlschlägen ›aus‹, und Dobbs schlug
einen schlappen Ball zu Knowles am Second.
Sudikoff war am Schlag. Er war ein Mordskerl, doch Darius
war ihm haushoch überlegen. Wenn ich um die Bases
herumwollte, dann nur auf eigene Faust und in der Hoffnung,
daß der Catcher einen Ball durchließ, der Pitcher unkontrolliert warf oder jemand einen Bodenball im Infield verpfuschte.
Doch trotz seines Lobs schien Darius nicht mit einem
Stehlversuch* zu rechnen. Er warf nicht hart, sondern holte
jedesmal weit und schwingend aus. Das funktionierte, weil er
nach seinem zweiten Wurf zu Junior den Rückwurf von
Dunnagin immer zu Jumbo rüberfegte und mich quasi
lahmlegte.
Bei seinem ersten Wurf zu Sudikoff aber hatte ich genug
Spielraum und machte in dem Moment, da er sich in den Wurf
hineindrehte, einen Ausfall zum Second. Gott sei Dank stürzte
Sudikoff sich auf einen nicht zu verfehlenden Ball und
verfehlte ihn mindestens um Fußlänge, um mir Luft zu
schaffen, und ich warf mich wie ein Hecht aufs Second, wo
Hoey kniete und auf den Wurf wartete, der nicht kam.
Ich hatte Darius ausgenutzt, nicht Dunnagin, und als Darius
den Ball zurückhatte, ging er vorüber und besah mich, als wär
ich ein Katzenwels auf Beinen.
»Meine Rede«, sagte er.
Bei seiner nächsten Balz mit Sudikoff rückte ich vom Second
ab und spurtete, sowie sein Armschwung den Wurf
unwiderruflich machte, zum Third. Ich raste. Sudikoff ließ einen niedrigen Fast-Ball vorbei – einen hatte er zu meinen
Gunsten schon verfehlt – und Dunnagin sprang wie ein Frosch
vor die Home Plate und feuerte den Ball zu Curriden am Third.
Alle B-Team-Kameraden sprangen von der Bank auf, um
meine Rutschpartie zu sehen. Dunnagins Wurf hätte mich ›aus‹
gemacht, aber meine Schuhspitze, die sich um die Base-Ecke
hakte, unterlief Curridens Abschlag.
Nutter, der Coach am Third, gab das Safe-Zeichen.* Von
draußen hinter der Home Plate signalisierte Mister JayMac
Zustimmung. Auf der B-Bank brach Jubel aus, die Jungs vom
A-Team stöhnten.
Darius tänzelte wie ein Hampelmann vorüber, um sich den
Ball von Reese Curriden zu holen. Ich seh ihn heute noch
grinsen. Er freute sich. »G, O, Doppel-T«, sagte Darius. Von da an warf er ohne auszuholen. Ich wär verrückt gewesen,
wenn ich versucht hätte, ihm die Home Plate zu stehlen, oder
einem Catcher von Dunnagins Format. Wie auch immer, ich
hatte keine Chance. Sudikoff auch nicht, sein dritter Fehlschlag hatte einen Schwung, von dem Chiropraktiker nur träumen
konnten.
Sudikoff schleuderte den Schlagstock weg. »Mieser,
verdammter Nigger!«
Darius mußte ihn gehört haben, doch er sagte kein Wort und
ging erhobenen Hauptes zum Unterstand des A-Teams.
Jetzt erst gewahrte ich jemanden auf der Tribüne hinter
unserem Unterstand: Phoebe Pharram, Mister JayMacs
Großnichte.
Während ich so tat, als hätte ich sie nicht gesehen, war mein
erster Gedanke: Hatte sie meinen Treffer gesehen? Hatte sie gesehen, wie ich das Second gestohlen hatte? Und ins Third gerutscht war wie der berühmte Mike ›King‹ Kelly persönlich?
TAX dumm. Phoebe war minderjährig und obendrein
blutsverwandt mit meinem Boss. Warum, in Amors Namen,
sollte sie es auf mich abgesehen haben? ›Ichabod‹ hatte sie
mich genannt – so hieß das arme Würstchen der Reichen in
einer alten amerikanischen Kurzgeschichte. Ich war nicht nur
ein armes Würstchen, ich konnte auch nicht
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