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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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und verendete nach
    einem halben Dutzend Hopsern zwischen Hoey und Curriden.
    Berührt! Beim Durchziehen war der Lauf des Schlägers wie ein Kienspan gesplittert, wie ein Helicopter ins Outfield
    gewirbelt und im Gras gestrandet. Das Schlagholz war weiter
    gekommen als der Ball. Ich rannte mit fünf Zoll Schlagholz in
    der Faust. Hände und Unterarme prickelten von der Vibration.
    Hoey grapschte ins Gras und warf unkontrolliert zu Jumbo.
    Parris, der den Schiedsrichter am First machte, signalisierte
    mir freie Bahn, und nicht ein einziger A-Team-Spieler schrie,
    nicht mal Hoey.
    Darius kam vom Hügel herunter und schlenderte rüber, um
    sich Jumbos Rückwurf zu holen. »Danl«, sagte er aus gut
    zwanzig Fuß Entfernung, »ich wette, du könntest schneller
    sein, als einem das Wort Gott rausrutscht.«

    ∗ Stiche der Ballnähte

    So atemlos, wie ich dastand, brauchte ich eine Minute, ehe
    ich kapierte, daß er mir ein Kompliment gemacht hatte.
    Aber nach meinem Zufallstreffer passierte nicht mehr viel.
    Junior war mit drei Fehlschlägen ›aus‹, und Dobbs schlug
    einen schlappen Ball zu Knowles am Second.
    Sudikoff war am Schlag. Er war ein Mordskerl, doch Darius
    war ihm haushoch überlegen. Wenn ich um die Bases
    herumwollte, dann nur auf eigene Faust und in der Hoffnung,
    daß der Catcher einen Ball durchließ, der Pitcher unkontrolliert warf oder jemand einen Bodenball im Infield verpfuschte.
    Doch trotz seines Lobs schien Darius nicht mit einem
    Stehlversuch* zu rechnen. Er warf nicht hart, sondern holte
    jedesmal weit und schwingend aus. Das funktionierte, weil er
    nach seinem zweiten Wurf zu Junior den Rückwurf von
    Dunnagin immer zu Jumbo rüberfegte und mich quasi
    lahmlegte.
    Bei seinem ersten Wurf zu Sudikoff aber hatte ich genug
    Spielraum und machte in dem Moment, da er sich in den Wurf
    hineindrehte, einen Ausfall zum Second. Gott sei Dank stürzte
    Sudikoff sich auf einen nicht zu verfehlenden Ball und
    verfehlte ihn mindestens um Fußlänge, um mir Luft zu
    schaffen, und ich warf mich wie ein Hecht aufs Second, wo
    Hoey kniete und auf den Wurf wartete, der nicht kam.
    Ich hatte Darius ausgenutzt, nicht Dunnagin, und als Darius
    den Ball zurückhatte, ging er vorüber und besah mich, als wär
    ich ein Katzenwels auf Beinen.
    »Meine Rede«, sagte er.
    Bei seiner nächsten Balz mit Sudikoff rückte ich vom Second
    ab und spurtete, sowie sein Armschwung den Wurf
    unwiderruflich machte, zum Third. Ich raste. Sudikoff ließ einen niedrigen Fast-Ball vorbei – einen hatte er zu meinen
    Gunsten schon verfehlt – und Dunnagin sprang wie ein Frosch
    vor die Home Plate und feuerte den Ball zu Curriden am Third.

    Alle B-Team-Kameraden sprangen von der Bank auf, um
    meine Rutschpartie zu sehen. Dunnagins Wurf hätte mich ›aus‹
    gemacht, aber meine Schuhspitze, die sich um die Base-Ecke
    hakte, unterlief Curridens Abschlag.
    Nutter, der Coach am Third, gab das Safe-Zeichen.* Von
    draußen hinter der Home Plate signalisierte Mister JayMac
    Zustimmung. Auf der B-Bank brach Jubel aus, die Jungs vom
    A-Team stöhnten.
    Darius tänzelte wie ein Hampelmann vorüber, um sich den
    Ball von Reese Curriden zu holen. Ich seh ihn heute noch
    grinsen. Er freute sich. »G, O, Doppel-T«, sagte Darius. Von da an warf er ohne auszuholen. Ich wär verrückt gewesen,
    wenn ich versucht hätte, ihm die Home Plate zu stehlen, oder
    einem Catcher von Dunnagins Format. Wie auch immer, ich
    hatte keine Chance. Sudikoff auch nicht, sein dritter Fehlschlag hatte einen Schwung, von dem Chiropraktiker nur träumen
    konnten.
    Sudikoff schleuderte den Schlagstock weg. »Mieser,
    verdammter Nigger!«
    Darius mußte ihn gehört haben, doch er sagte kein Wort und
    ging erhobenen Hauptes zum Unterstand des A-Teams.
    Jetzt erst gewahrte ich jemanden auf der Tribüne hinter
    unserem Unterstand: Phoebe Pharram, Mister JayMacs
    Großnichte.
    Während ich so tat, als hätte ich sie nicht gesehen, war mein
    erster Gedanke: Hatte sie meinen Treffer gesehen? Hatte sie gesehen, wie ich das Second gestohlen hatte? Und ins Third gerutscht war wie der berühmte Mike ›King‹ Kelly persönlich?
    TAX dumm. Phoebe war minderjährig und obendrein
    blutsverwandt mit meinem Boss. Warum, in Amors Namen,
    sollte sie es auf mich abgesehen haben? ›Ichabod‹ hatte sie
    mich genannt – so hieß das arme Würstchen der Reichen in
    einer alten amerikanischen Kurzgeschichte. Ich war nicht nur

    ein armes Würstchen, ich konnte auch nicht

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