Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
Vom Netzwerk:
sprechen.
    Außerdem war mein Spitzname ›Dumbo‹.
    Das Spiel nullte weiter vor sich hin.
    Aber in der zweiten Hälfte des achten Innings schickte Jumbo
    einen Ball von Fadeaway alias Ankers regenbogenhoch über
    die rechte Bande hinweg, und Fadeaway raufte sich die Haare,
    was den anderen vier weitere Schnelläufe als Sahnehäubchen
    auf einer Serie von Walks* und Hits* bescherte, zu der auch
    ein Three-Base Hit* von Darius gehörte.
    Fadeaway peitschte sich den Handschuh ans Bein. Sein
    Gesicht nahm diesen komischen Ausdruck an, der an einen
    Kanister erinnert, der inwendig Unterdruck hat. Der Junge fing an zu flennen. Mister Jay-Mac kam zum Hügel.
    »Dieses blöde Walroß!« Fadeaway deutete mit dem Kopf zu
    Jumbo. »Der und dieser verdammte Großkotz von Nigger!«
    »Klappe und auf die Bank.« Mister JayMac ersetzte ihn
    kurzerhand durch Quip Parris. Parris warf die nächsten drei
    Schlagmänner ›aus‹. Darius trabte aber dank eines Sacrifice
    Fly* von Hoey zur Home Plate, und nach acht vollen Innings
    stand es sechs zu gar nichts.
    Dabei sollte es bleiben, auch wenn ich in der ersten Hälfte
    des neunten Innings Charlie Snow in die Wüste schickte, und
    zwar mit dem bestgeschlagenen Ball im Spiel gegen Darius.
    Zu guter Letzt glänzte Darius vor Schweiß. Der Schweiß
    umschloß ihn und schmierte ihn. Er hätte noch einmal neun
    Innings werfen können – oder noch achtzehn oder
    siebenundzwanzig – und das ohne mit der Wimper zu zucken.
    Darius glitzerte wie ein Juwel.

    13

    IM CLUBHAUS BEKAMEN JUNIOR, Fadeaway, Dobbs und ich
    von Mister JayMac die Spinde zugewiesen. Meins hatte Bob
    Collum gehört, einem beliebten Spieler, der zusammen mit
    Sweet Gus Pettus, Roper und Jorgensen gefeuert worden war.
    Wir pellten die Kreppstreifen mit dem verblaßten Namen ab
    und klebten die neuen mit unserem Namen hin. Mein Spind lag
    zwischen ›Curriden‹ und ›Jumbo‹. Curriden saß neben mir und
    nahm die Steigbügelsocken ab, dann schälte er sich aus dem
    lehmbefleckten Unterleibsschutz. Jumbo war wie vom
    Erdboden verschluckt.
    »Du hast deine Sache gut gemacht, Dumbo«, meinte
    Curriden. »Ein Schlag ins linke Feld und ein Liner* zum
    Zaun.«
    Ich nickte stumm, und ebenso stumm verfluchte ich Hoey,
    weil er mir wieder diesen Spitznamen angehängt hatte.
    »Der einzige Base Hit, den Darius euch gegönnt hat«, sagte
    Curriden. »Für die B-Jungs warst du heute die schwere
    Artillerie.«
    Ich grinste verlegen und zog mein durchgeschwitztes Hemd
    aus. Hinter uns rauschte eine Dusche. Dunnagin stand darunter
    und summte I’m Getting Tired So I Can Sleep, und das in einer Tenorlage, die so gefühlvoll war, daß sie jedem zweiten Big-Band-Solisten das Wasser reichte. Für unsere Ohren klang er
    schöner als eine Klarinette.
    »Keiner will gegen Darius schlagen«, sagte Curriden. »Wenn
    er weiß wär und jeden Tag werfen dürfte, würd er im Jahr
    fünfunddreißig CVL-Spiele gewinnen. Was sag ich? Vierzig.
    Und du lausiges Kerlchen schlägst ‘nen Liner an Snow vorbei

    und rauf ans Feen-A-Mint- Schild.Das hat bei Darius noch keiner geschafft, Dumbo. Kein Scheiß, ehrlich.«
    Ich sah mich um. Waren Darius und Jumbo in ihren
    Baseballsachen nach McKissic zurück? Himmel! Das
    durchgeschwitzte Flanellzeug wiegt ‘ne Tonne. Und riecht …
    Curriden stand splitternackt auf. »Darius duscht auf der
    Besucherseite – sonst müßte er warten, bis wir fertig sind.«
    Ich zeigte auf Jumbos Spind.
    »Jumbo?« sagte Curriden. »Da ist nur ‘n Ersatz-Handschuh
    drin. Und Wickelzeug. Er duscht nicht hier. Geht lieber zu Fuß nach McKissic.«
    »Irgendwas stimmt nicht mit ihm«, meinte Turkey Sloan von
    Fadeaways Bank aus. »Er ist anders als wir.« Sloan fixierte
    mich. »Bis du süßes Ärschchen hier aufgekreuzt bist, war er
    der einzige mit ‘nem Zimmer für sich.«
    Mit ihm stimmte was nicht? Wie meinte Sloan das?
    »Ich glaub, das ist so ‘ne seltene Mißbildung, mit der man
    geboren wird«, sagte Sloan, als hätte er meine Gedanken
    gelesen.
    »Oder ‘ne Kriegsverletzung«, sagte Hoey. »Aus dem letzten
    Krieg. Wie dieser Bursche bei Hemingway.«
    »Die Deutschen haben ihm den Pimmel weggeschossen?«
    sagte Parris. »Ach was, ich sage, der arme Kerl ist das Opfer
    eines Autounfalls.«
    Betretene Stille. Hoey packte Parris und gab ihm eine
    Kopfnuß. »Wie steh ich denn jetzt da? Da komm ich mir ja
    ganz herzlos vor.«
    Parris wand sich frei und nahm Abstand. »Man soll sich so
    vorkommen wie man ist – sonst

Weitere Kostenlose Bücher