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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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beliebten Sache wie Baseball
    nachgaben, bald auch woanders nachgeben würden.
    Im Süden spielten schwarze Baseballspieler für die
    professionellen Vereine von Atlanta, Memphis, Birmingham
    und Jacksonville und in Army-Teams wie denen von Fort
    Benning, Fort Stuart und Camp Penticuff. Und selbst da
    spielten sie nur gegen andere Farbige. Der Krieg? Wen kümmerte es, daß da alle Amerikaner ungeachtet ihrer
    Hautfarbe das gleiche Einheitskhaki trugen? Die Weißen sahen
    sich die Schwarz-gegen-Schwarz-Spiele an, weil das
    erstklassige Shows waren, aber im Ponce-de-Leon-Park von
    Atlanta, da kauften sie ihre Eintrittskarten an den Eingängen
    für Weiße und saßen auf Tribünen, die für denschwarzen Pöbel gesperrt waren.
    Darius spielte nicht in der CVL, aber so sicher wie das Amen
    in der Kirche nahm er am Training und an den internen
    Kämpfen auf dem McKissic Field teil. Er fungierte quasi als
    Lieutenant-Commander von Mister JayMac, nur daß er gar

    nicht so oft antrabte, um einem zu sagen, was man zu tun hatte.
    Er machte das mehr indirekt. Er fragte einen, ob man Hilfe wolle, um eine Unglätte im Schwung oder einen Doppelansatz
    bei den Würfen zum First zu vermeiden. Meistens sagte Darius
    gar nichts und turnte es einem vor. Wenn er das Training
    leitete, hatte man immer das Gefühl, daß Mister JayMac,
    obwohl er Darius als seinen Vertreter abkommandiert hatte, für diese Aufgabe (fast) jeden anderen aus der Truppe hätte
    abzweigen können.
    Wie dem auch sei, Mister JayMac hatte einen Kampf
    angeordnet – erste Garnitur gegen Rekruten und Ersatzspieler,
    und Darius sollte als erster Pitcher für die Regulären antreten.
    Die Regulären waren das Heimteam. Wir Frischlinge und
    Ersatzleute mußten in den Unterstand für das Gastteam und auf
    den Vorteil verzichten, die letzten am Schlag zu sein. Ich fand das zwar nicht gut, konnte es aber nicht ändern.
    Creighton Nutter zog mich in unseren Unterstand, wo Mister
    JayMac die Aufstellung für beide Teams an den Pfosten
    gepinnt hatte. Wir bekamen Nutter als Manager, und Team A
    wurde von Mister JayMac geführt. Mister JayMac schien
    unseren Sarg schon bestellt zu haben. Nutter studierte die
    Aufstellung. Von Rechts wegen hätte er die Reihenfolge am Schlag bestimmen müssen, doch Mister JayMac hatte ihm die
    Arbeit abgenommen.
    »Verdammt«, sagte Nutter. »Wir haben zwei Pitcher als
    Feldspieler und ein Baby auf dem Hügel. Gut, daß wir keine
    Zuschauer haben.«
    Ich besah mir die Aufstellung genauer. Mister JayMac ließ
    mich als ersten schlagen. Ich hatte also keine Gelegenheit, mir vorher noch einen Schlagmann gegen Darius anzusehen.
    »Na, wird’s bald, Mr. Boles!« brüllte Mister JayMac. Er trug
    Harnisch und Maske, war Schiedsrichter und Manager in einer
    Person. Das schien unfair, doch als er Parris, einen von uns, rausschickte, um die Entscheidungen an den Bases zu treffen,
    war mir ein bißchen wohler.
    Ich zückte meinen Red-Stix-Schläger, ging rüber zum
    Schlagraum und schwang das Holz ein paarmal. Die Sonne
    blitzte auf dem roten Lauf.
    »Hast du das Ding in einen Kübel mit Mercurochrome*
    getunkt, Dumbo?« brüllte Hoey vom Short aus.
    Am Third produzierte Curriden ein geiles Grinsen. »Genauso
    läuft er an, wenn er scharf ist.«
    »Würd er nur so groß«, sagte Dunnagin aus der Hocke hinter
    der Home Plate.
    Noch ein bißchen Getue um mein importiertes Schlagholz,
    dann bellte Mister JayMac: »Batter up!«1
    Ich ging in Stellung gegen Darius, mein Herz nahm zwei
    Stufen auf einmal. Zum ersten Mal als bezahlter Profi am
    Schlag. Darius holte aus, die Schulter tauchte weg, dann kam
    der Ball, so pfeilschnell, daß ich ihn kaum sah. Ich hörte nur das Schwapp in Dunnagins Handschuh.
    »Erster Fehlschlag, Mr. Boles«, sagte Mister JayMac.
    Hoey und die anderen Feldspieler zerrissen sich das Maul.
    »Du triffst nicht mal den Boden, wenn du von der Leiter fällst, Boles!« – »Komm schon, Dumbo, mach es wie die Dorsey-Brothers*, swingen mußt du!« – »Was’n los, Kleiner? Der Knüppel läßt dich ja richtig zur Ader.«
    Darius erledigte mich in vier Würfen, gegen den zweiten
    Fast-Ball hatte ich wenigstens ausgeholt, dann ein
    Unterarmwurf, der wie ein Vogel über mich hinwegzog, und
    ein gepfefferter Slider* an der Außenecke, auf den ich losging wie mit dem Bajonett. Ich rammte das Schlagholz in den
    Boden, sonst hätte ich roten Georgia-Lehm gefressen.

    »Schlagmann antreten!«
    Der Spott verstummte: Ich war Schnee von

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