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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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gestern.
    Auch Junior und Dobbs gingen baden: Junior, weil er
    ›versehentlich‹ zu Darius zurückschlug, und Skinny, weil er
    dreimal in die Luft prügelte, daß es einem beim Zusehen den
    Arm auskugelte. Wechsel nach sieben Würfen. Trübe
    ∗
    Aussichten für die Mudville-Boys.
    »Die lautlosen Wunder«, sagte Muscles, der von links außen
    hereingetrottet kam, nachdem er den Handschuh geschmissen
    hatte. »War doch klar, Darius.«
    Philip Ankers übernahm den Hügel für uns, für Team B. Ein
    fünfzehnjähriger Pitcher gegen gute Routiniers und gewiefte
    Veteranen. Keiner in Team A war jünger als dreißig, mit
    Ausnahme von Knowles, einem 4-F in den Zwanzigern mit
    demselben Millionen-Dollar-Problem, das schon Mariani und
    Frank- I’ll-Never-Smile-Again-Sinatra vor der Army bewahrt hatte, ein perforiertes Trommelfell nämlich. Trotzdem sah
    Ankers – mit seinem Schmuddelbart und der Statur eines
    Bullterriers – älter aus als Knowles.
    In seinem ersten Einsatz mußte Ankers sich gegen Hoey,
    Charlie Snow und Muscles behaupten. Er schien nur zwei
    Würfe zu kennen: Fast-Ball und Fadeaway. Den Fadeaway
    würde man heute Screw-Ball* oder Scroogie nennen, eine
    Wurftechnik, die man normalerweise nicht auf der High-
    School lernt. Aber Ankers beherrschte die Technik. Er ging ihn an wie einen Speed-Ball, aber nur mit drei Fingern. Sowie der
    Ball einen rechtsschlagenden Hitter erreichte, drehte er ab und floh vor dem Schlagholz. Bei diesen Bällen sahen Hoey und
    Snow wie Teilnehmer an einem Amateurwettbewerb aus.
    Beide schlugen ins Infield. Nur Musselwhite schlug einmal
    zum rechten Feldzaun und erreichte das Thirdbase, weil
    Ankers den Fehler gemacht hatte, ihm einen niedrigen Fast-

    ∗ etwa: die Jungs aus Kleckersdorf

    Ball einwärts zu schicken. Muscles schlug linkshändig, und
    das war der perfekte Wurf für ihn, um abzusahnen. Ankers
    lernte aus dem Fehler. Von da an warf er bloß noch Fadeaways
    und unberechenbare Fast-Bälle.
    Jumbo war der vierte am Schlag, doch er konnte Muscles
    nicht vom Third erlösen. Ankers schikanierte ihn mit
    Kamikazebällen, durchweg Fadeaway-Varianten. Jumbo ließ
    zwei vorbei, schlug zwei ins Foul Territory und, da er
    linkshändig schlug wie Muscles, verfehlte er schließlich einen Ball, der zur Außenecke abtauchte. Der Schwung riß ihn auf
    den Hintern, daß man meinte, das ganze Infield müsse beben.
    Ich dachte schon, wir brauchten einen Kran, um ihn wieder auf
    die Füße zu stellen, doch er wälzte sich auf alle viere und tat es von selbst.
    Das Spiel nahm seinen Lauf. Darius ließ uns Jungs von Team
    B wie Komparsen aussehen; Ankers zog sich immer mit einem
    tödlichen Fadeaway aus der Schlinge. So kam es, daß Sloan
    ihn im vierten Inning Fadeaway nannte. Der Name fand Anklang, und Ankers sollte ihn nie wieder loswerden.
    Die Nullpunkte stapelten sich. Der Mittag gähnte wie ein
    Ofen. Jedesmal, wenn Ankers wieder einer Enterbande von
    Team A ohne Blessuren entkommen war, winkte Mister
    JayMac seine Regulären aufs Feld und brüllte uns armen
    Würstchen »Batter up!« zu. Seine Klamotten sahen aus, als verfüge er über eine inwendige Dampfreinigung.
    »Wir haben erst Ruhe«, knurrte Norm Sudikoff, »wenn ihn
    ∗
    bei Fünf der Hitzschlag trifft.«
    Ich wunderte mich. Sollte ein Neuling wie Ankers mehr als
    fünf harte Innings werfen? Sollte uns Hellbenders der
    Rausschmiß eines Spaghetti ins Haus stehen? Und wie oft
    noch würde Darius mich zum Narren machen? In der ersten
    Hälfte des siebten Innings, als ich das dritte Mal am Schlag

    ∗ im fünften Inning

    war, schwang ich das Holz und durfte zum zweiten Mal die
    ∗
    Stiche auf einem so verhexten Ball zählen, der durch die
    Schlagzone* tauchte.
    Ich kriegte die Panik. Zu erraten, was Darius als nächstes
    vorhatte, hätte einem nur das Hirn mariniert. Und weil das so
    war, mußte man eben hingucken und reagieren. Bis jetzt hatte
    ich scharf hingeguckt, aber unscharf reagiert.
    »Der alte Red-Stix-Clown«, empfing mich Hoey.
    »Schwingen Sie den Taktstab, Maestro. Dirigieren Sie sich auf
    die Ersatzbank.«
    Ich ging in Stellung. Darius schickte mir wieder so einen
    Kauderwelschball, und der Wurf erreichte, was er sollte, und
    trieb mich von der Home Plate ab. Der nächste war ein Curve-
    Ball an der Außenecke, nur knapp am Schwung vorbei.
    Fehlschlag. Ich reagierte schon besser. Der nächste Ball
    spießte mich auf, ein Hundert-Stundenmeilen-Geschoß. Ich
    mußte parieren. Der Ball traf den Griff

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