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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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rauchte eine Camel.

    Mir war, als hörte ich Phoebe mit einem Erwachsenen reden.
    Hitch? Shirleen? Gut so. Ein überempfindliches Mädel in dem
    Alter ließ man besser nicht mit so einem Laden allein. War
    schon riskant.

    12

    DARIUS, DER UNS HEUTE FRÜH im Braunen Bomber zum
    Training gefahren hatte, tauchte erst jetzt wieder auf. Er trug Spikes und Knickerbocker und ein enges T-Shirt, eine Art
    Unterhemd, das die Muskulatur des Oberkörpers nicht
    versteckte. Die Arme sahen aus wie Aale, die als
    Gewichtheber trainiert hatten. Er jagte Aufwärmwürfe zu
    Dunnagin.
    Tja, sogar in Tenkiller hatte ich von Satchel Paige gehört.
    1943, fünf Jahre bevor sich die großen Ligen in Gestalt der
    Cleveland Indians für ihn entschieden hatten, da war Paige schon eine Legende gewesen – als Pitcher in den Schwarzen
    Ligen oder in den Shows, mit denen die schwarzen Artisten
    über die Dörfer zogen. Es hieß, er werfe einen unsichtbaren Fast-Ball.* Manchmal soll Paige seine Feldspieler
    zusammengerufen und den Gegner nur durch Strikeouts*
    erledigt haben. Niemand soll so unschlagbar geworfen haben wie Satchel Paige. Ein schwarzer Sportreporter in Kansas City
    hat einmal Paiges rechten Arm ein ›Katapult aus Bronze‹
    genannt.
    Es gab andere schwarze Baseballspieler, die so talentiert
    waren wie Paige, doch Paige hatte Charisma, und Paige hatte
    Presse – die damals noch kaum Notiz nahm von farbigen
    Spielern. Und so erfuhr man nie von Hilton Smith, einem
    Pitcher der Kansas City Monarchs, der zwischen ‘40 und ‘46
    womöglich der weitbeste Pitcher war. 1941 schlugen Stan
    Musial und Johnny Mize in einem Schaukampf gegen Smith –
    das heißt, sie versuchten gegen ihn zu schlagen – und beide behaupteten später, noch nie solche Curve-Bälle* erlebt zu
    haben.
    Darius Satterfield, der nicht in der CVL spielen durfte, weil
    seine Haut zuviel Pigment hatte, hatte ungelogen das Zeug von
    Satchel Paige und Hilton Smith – ein Arsenal von Würfen
    nämlich, daß einem die Augen übergingen. Ich sah ihm nur
    beim Aufwärmen zu und wußte sofort, daß ich noch nie
    jemanden gesehen hatte, der so warf wie er. Nicht einen. Er warf wie ein austretendes Maultier oder ein Hase, der
    blitzschnell einen Ausweg sucht, je nach Erfordernis, war aber der einzige Spieler auf dem Platz, den Mister JayMac nicht
    Mister nannte.
    Eine Reihe von Hellbenders taten sich schwer mit seiner
    Rolle – nicht mit dem Busfahrer oder Gepäckträger oder dem
    Sanitäter, der Arme und Beine verarztete (nach guter
    Niggertradition). Nein, was manche störte – nicht Hoey oder
    ∗
    Dunnagin oder die meisten Anfänger, ob Dixies oder Okies –
    es störte sie, daß sie mit ihm spielen sollten. Als könnten sie sich trotz Schlagholz oder Handschuh an dem Ball aus der
    Hand des Niggers irgendwie mit Afrika infizieren.
    Get that nigger off the field! Die ekelhaftesten Querulanten im Team waren Trapdoor Evans, Jerry Wayne Sosebee, Norm
    Sudikoff und Turkey Sloan (ausgerechnet) und, wie sich bald
    herausstellte, auch Philip Ankers. Sie wollten Darius als
    Packesel, nicht als Mitspieler, und das einzige, was sie davon abhielt, den Nigger zu demütigen oder von anderen Teams zu
    maulen, die einen richtigen Weißen als Manager hatten, das war Mister JayMac. Er reagierte sofort mit Platzverweis, und
    seine Standpauke ließ keinen Zweifel daran, daß ein Verräter
    in den Reihen der Hellbenders es verdammt schwer haben
    würde, je wieder in Alabama oder Georgia zu spielen. Na ja,
    wenn die Quertreiber jung und fit waren, dann drehte Mister

    ∗ Südstaatler

    JayMac den Spieß einfach um, meist, indem er ihnen mit dem
    Militär drohte, wo sie sich dann statt mit Afro-Amerikanern
    mit Japsen und Preußen herumschlagen konnten.
    In Dixieland gab es Gesetze, die ausdrücklich untersagten, daß im organisierten Sport Schwarz und Weiß gegeneinander
    antraten. Gesetze, die verhinderten, daß farbige Star-Teams in den kleinen Städten von Alabama und Georgia aufkreuzten
    und die lokalen weißen Favoriten herausforderten, was sie in
    Wyoming oder Kansas, man kann ruhig sagen,
    gewinnbringend praktizierten. Hier waren farbige Teams auf
    Tourenwagen angewiesen, weil Schwarze nicht bei Weißen
    wohnen durften. Außerdem war es für weiße Dixie-Egos
    undenkbar, sich von Niggern das Fell über die Ohren ziehen zu
    lassen, und das vor aller Augen. Und nicht zuletzt schienen
    beide – Weiße und Farbige – zu begreifen, daß die Weißen,
    wenn sie erst in einer so

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