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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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stolzen
Gesichtszüge erkannte. »Udin Ganija. Daß du nicht tot bist, habe ich mir schon
beinahe gedacht. Aber da es mehrere Monde her ist, daß wir uns in meiner Welt
trafen, hätte ich eigentlich vermutet, daß du in dieser Welt mindestens
hundert, zweihundert Jahre alt sein müßtest.«
    Ganija lächelte bitter. »Du weißt nichts von meiner Welt. All die
Kriege und Kälte, Räderhaine, Regeln, verzerrten Zeiten und Sinnlosigkeiten,
deren Zeuge du wurdest, hast du selbst hierher mitgebracht. Meine Welt ist
romantisch und friedlich, die Zeit vergeht genauso wie in deiner, und sie wird
bedroht von solchen wie dir.«
    Â»Um so folgerichtiger also«, mischte Gyulthen sich ein, »daß ich
euch beide endlich hier zusammenführe. Ihr seid Feinde in beiden Welten! Ich
hoffe auf einen großartigen Kampf! Es gilt ein Tor zu errichten, das von Schönheit
und Dauer sein wird.« Er schwang sich aus dem Sattel und stellte sich neben
seinem Streitroß in abwartender Haltung auf.
    Eljazokad hob beide Hände zum Zeichen des Innehaltens. »Ich verstehe
das nicht. Warum arbeitest du mit diesem … Ungeheuer zusammen, Ganija? Dir geht
es doch um die Provinzen, oder etwa nicht? Um ihren Erhalt und ihren Schutz.
Weißt du denn nicht, daß der Ritter ein Tor errichten möchte, durch das die
Menschen der Alten Insel dringen können, um den Provinzen alles zu rauben, was ihnen
noch geblieben ist?«
    Â»Ja, du verstehst tatsächlich nicht«, bestätigte der Mammut- und
Werwolfjäger. »Ich arbeite nicht mit ihm zusammen. Ich habe ihn das nur denken
lassen, damit er mich zu dir führt. Er glaubt – mußt du wissen – an seine
Rüstung.« Ganija hob die Hand mit etwas Kleinem darin. Es knallte und rauchte.
Gyulthens Rüstung platzte vorne auf wie eine überreife Frucht. Blut pulste in
den Schnee. Rückwärts taumelte der Ritter gegen die Flanke seines scheuenden
Pferds und fiel danach ungelenk ins kalte Rot.
    Â»Das … ist … so … sinnlos«, keuchte Gyulthen. »Ihr könnt … mich …
tausendmal töten, ich werde … doch immer … wiederkommen. Das Tor … das Tor …
hätte euch alle retten können, … denn auch … ihr … hättet hindurch … können.«
    Ganija steckte seine geheimnisvolle Waffe in seinen Mantel zurück
und ging zu dem aufgesprengten Ritter hin. »Auch du verstehst immer noch nicht,
Rugerion Siusan. Ich errichte das Tor. Denn du bist das Tor. «
    Mit einer langsamen, schleifenden Bewegung zog Ganija zwei lange,
eigentümlich geformte Klingen mit Widerhaken, Gabelungen und Sägekomponenten
unter seinem Mantel hervor und machte sich damit an der Rüstung und dem Leib
des kreischenden Ritters zu schaffen, so wie Siusan das mit Eljazokad auf dem
Foltertisch auch getan hatte.
    Eljazokad mußte sich abwenden und war dankbar, als die Schreie in
ein Wimmern und Rasseln übergingen und schließlich völlig verstummten. Ganija
hatte sich im Gegensatz zu Siusan keinerlei Mühe gegeben, sein Opfer am Leben
zu erhalten. Ihm ging es lediglich darum, einen Durchgang zu schaffen, und er
war immer noch nicht fertig damit.
    Aus den Augenwinkeln erhaschte Eljazokad eine Bewegung im Wald.
Groß, dunkel, geschmeidig. Der Wolf war gekommen, wütend, weil im Begriff, um
seine Beute betrogen zu werden. Doch er wagte sich nicht aus der Deckung.
Ganija hatte ihn schon einmal getötet. In dem blauhaarigen Krieger hatte
Eljazokad einen mächtigen Begleiter gewonnen.
    Die grollende Stimme des Wolfs leckte warm in Eljazokads
Ohrmuscheln. »Du schuldest mir etwas, Lichtmagier. Ich gab dir die Blume des
Mädchens und erhielt nichts, nichts als Gegenleistung.«
    Â»Du hast dein Vergnügen gehabt. Was willst du noch?«
    Â»Du kannst mir helfen. Das Schmetterlingsmädchen. Es wurde
niedergeworfen. Nicht von mir, aber ich war dort, weil ich immer dort bin, wenn
dergleichen sich ereignet. Das Kind ist auch mein Kind. Durch dieses Kind
könnte ich wiedergeboren werden in deiner kleinen, schönen Welt. Trage dafür
Sorge, daß der Junge den Namen Oscodidan erhält, und
er wird mächtiger werden, als ich es jemals zuvor war.«
    Eljazokad hatte Mühe, ein Zittern zu unterdrücken. »Wer … hat …
Naenn niedergeworfen?«
    Â»Ich kenne seinen Namen nicht, aber er war von großer

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