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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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der
Winterluft.
    Â»Ich habe dich erwartet, Siusan«, lächelte Eljazokad. »Du wirst
nicht zulassen wollen, daß ein Wolf mich reißt, habe ich recht?«
    Â»Du bist nicht ohne Geschick und setzt mich tatsächlich unter
Zugzwang«, entgegnete der Ritter. »Aber auch ansonsten muß ich dich loben. Du
hast dir und mir viel Zeit erübrigt. Du hast sogar Aufgaben erledigt, die dein
Leben auf dem Kontinent dir stellte. Dein ganzer Lebenszyklus hat sich von
einem nicht ganz geschlossenen zu einem vollendeten Kreis entwickelt. Ich bin
zuversichtlich, mit deiner Hilfe das Tor von Bauscheld tatsächlich dauerhaft
errichten und offen halten zu können. Ein allerletzter Baustein fehlt noch, und
den habe ich heute mitgebracht. Folgst du mir in den Wald?«
    Eljazokad seufzte. »Hier drinnen wäre es wärmer. Aber es hat wohl
keinen Sinn, die guten Dorfbewohner ungebührlich aufzuregen. Ich komme sofort.«
Er zog sich seinen mit Kräutersymbolen bestickten Guérisseur -Mantel
über die dunkle, zeremonielle Kleidung. Ein letzter Blick auf die kleine, runde
Hütte, die ihm mehrere Jahre lang ein ausreichendes Zuhause gewesen war. Dann
schritt er hinaus in den Abend. Die mandeläugigen Menschen grüßten ihn
ehrfürchtig, und er grüßte zurück. Den das rötliche Winterdunkel wie eine Glut
widerspiegelnden Ritter nahmen sie nicht wahr. Nur die Martelasgegner, die
Haarhändler und die Affenmenschen hatten den Ritter, ihren Auftraggeber, sehen
können. Selbst Bestar und Tjarka hatten ihn nie zu Gesicht bekommen. Eljazokad
dachte an die beiden Grabhügel in der schneegeschützten Höhlenmuschel. Wenn er
sich jetzt von Gyulthen/Siusan töten ließ, würde er Bestar und Tjarka nicht nur
niemals wiedersehen, sondern er würde die beiden auch dem sicheren Foltertod
überantworten. Er wußte, daß er noch alle Energie in sich trug, die er nicht
seinen eigenen Schmerzen und dem Mädchen Saien hatte opfern müssen. Er hoffte,
daß das genügen würde, Gyulthen mitsamt seiner Rüstung zu einer erzenen Pfütze
zu zerschmelzen. Dennoch war die Versuchung groß, alles hier enden zu lassen.
Den einfachen Weg zu gehen, nach vier ruhigen Jahren. Den Weg ohne Schmerzen
und ohne brennende Blumen. Ohne Furcht, ohne Winter, ohne Mammuts, ohne Jäger, ohne
Bogenschützen, die ihre Freunde niederstreckten und ohne Königinnen, die einen
Seekrieg an der Küste schwelen ließen, weil Krieg mehr Profit abwarf als ein
stagnierender Frieden.
    Â»Du brauchst dir übrigens nicht den Kopf zu zerbrechen, wie du deine
Magie gegen mich ins Feld führen willst«, sagte der Ritter mit leicht Eljazokad
zugewandtem Helm, während er voranritt. »Der Grund, weshalb ich diese Rüstung
trage, ist, daß sie jede Form von Licht zurückwirft, selbst solche, die mit
Wärme verbunden ist. Du siehst also: Ein Spiegelritter bin ich ausschließlich
deinetwegen.«
    Â»Verstehe.« Natürlich hatte Siusan alles bedacht. Es wäre ja sonst
auch beinahe zu einfach gewesen. Eljazokad brach klammer Schweiß aus.
    Â»Allerdings: Eine letzte Verwendung mag es noch geben für deine
Energie. Ich habe nämlich etwas sehr Ungewöhnliches mit dir vor. Ich habe von
einem fehlenden Baustein gesprochen: Martelas Sechs, wenn man so sagen möchte.
Du hast all deine Wege in dieser Welt so ausführlich und gründlich zu Ende
beschritten, daß ich die Möglichkeit sehe, aus deinem Ringen mit dem
auserwählten Streiter dieser Welt das Tor von Bauscheld konstruieren zu können.
Aus den Schwüngen eurer tanzenden Klingen den Bogen des großartigen Tores. Du
magst versuchen, deinen Gegner zu blenden oder zu brennen, wiewohl ich fürchte,
er wird dir überlegen sein, denn noch nie zuvor hattest du es mit jemandem zu
tun, der wirklich und wahrhaftig von dieser Seite stammt.«
    Sie erreichten ein Feld, das im Sommer mit Gerste bestanden war.
Jetzt war es wie ein düsterroter See, in den man bis zu den Knien einsank.
Eljazokad sah im letzten Licht ein paar Schneekaninchen hoppeln. Ein großer,
mit einer Winterkapuze vermummter Mann wartete an einem Lagerfeuer. Als der
Reiter und der Lichtmagier sich näherten, erhob sich der Mann und wandte sich
den beiden zu.
    Â»Wir sind uns schon zweimal begegnet«, sagte er zu Eljazokad und
streifte die Kapuze zurück.
    Eljazokad nickte, als er die langen blauen Haare und die

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