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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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verstaut.« Er reichte Eljazokad eine
fellüberzogene Feldflasche, die er aus einer seitlich am Libellenkörper
angebrachten Netzverschnürung zutage förderte. Der Magier nahm und trank gierig
das vom Flugwind kühle Naß. Als er etwas Wasser auf seine Handfläche goß, sah
er, daß es das rote Wasser dieser Flüsse war. Es schmeckte tatsächlich
hervorragend, mit einer ganz feinen süßlichen Note.
    Â»Wo sind wir hier?« fragte Eljazokad und stieß hinter vorgehaltener
Hand auf.
    Â»Die Dreifarbenländer. Der Wald der Radgeflochtenen. Die Stadt dort
hinten ist Destrisch.«
    Â»Destrisch.« Eljazokad versuchte sich die Abfolge der Worte auf
Glauber Gudvins Notizzettel in Erinnerung zu rufen. »Muß zwischen den Geräderten
und Destrisch nicht noch Ueschdreff liegen?«
    Â»Ueschdreff? Das ist viel weiter gen Sonnenaufgang. Man kommt
entweder durch Destrisch oder durch Uesch, wenn man von der Wüste in die
Mittleren Lande kommt.«
    Â»Und Akiään?«
    Â»Weit, weit im Sonnenuntergang. Dort kommt kaum jemals einer hin. Da
gibt es nichts außer einer Wüste aus Metallstaub, der dich in Fetzen reißt,
wenn der Wind ihn gegen dich weht.«
    Eljazokad erinnerte sich an die Worte, die der sterbende blauhaarige
Werwolftöter Udin Ganija ihnen in Wandry vor die Füße gespuckt hatte. »Und die
Provinzen von Bazuzary und Benitdouleur?«
    Â»Teile der mittleren Lande. Wo der Schnee rot ist wie hier das
Wasser.«
    Â»Und das Tor von Bauscheld?«
    Â»Kenne ich nicht. Was fragst du mir Löcher in den Bauch? Hast du
nichts besseres zu tun? Ich für meinen Teil muß sehen, daß einer der armen
Teufel hier noch etwas hat, das ich gebrauchen kann.«
    Eljazokad sah sich um. Erst jetzt wurde ihm so richtig bewußt, daß
er sich an einem Ort des Grauens befand. Das liebliche hellblaue Gras hatte ihn
getäuscht. Etwa jedes fünfte der zahllosen Räder war besetzt. Auf der Flanke
des Räderwaldes, wo die Libelle gelandet war, lagen nur abgenagte Skelette auf
den Speichen, aber weiter hinten waren auch mumifizierte und frische Körper zu
sehen. Hoffentlich lebte nicht noch einer. Eljazokad wußte nicht, wie er sich
dann verhalten würde.
    Â»Wer hat diesen … diesen schrecklichen Wald denn angelegt?«
    Â»Destrisch. Wenn man sich dort etwas zuschulden kommen läßt,
verstehen die Bürger keinen Spaß.«
    Â»Aber es müssen Tausende von Rädern sein!«
    Â»Es gibt viele Abertausende von Menschen in Destrisch. Viele
Abertausende. Ich werde mich jetzt auf die Suche machen, wenn Ihr gestattet.«
    Â»Darf ich Euch ein Stück begleiten?«
    Â»Nicht so gerne. Ihr könntet mir Beute streitig machen.«
    Â»Höchstens eine Feldflasche, wenn wir so etwas finden. Und ein
Messer. Mehr brauche ich nicht.«
    Der Vermummte knurrte wie ein argwöhnischer Hund. »Dann gehen wir.
Beeilen wir uns.«
    Â»Was wird aus der alten Mied?«
    Â»Die paßt auf sich selber auf. Wenn sich Greifratten nähern,
Totenkrebse oder anderes wimmliges Getier, kann sie aufsteigen und überm Boden
auf mich warten. Das einzige, was hier in der Gegend wirklich gefährlich werden
kann, sind Scherendrachen, und von denen ist keiner in der Nähe, das hätte Mied
mich schon im Fliegen merken lassen.«
    Eljazokad betrachtete die Riesenlibelle. Es fiel ihm immer noch
schwer, sich das gigantische Geschöpf mit dem starren Insektengesicht und dem
nicht atmenden, harten und kalten Leib als tatsächlich lebendiges und
empfindsames Wesen zu vergegenwärtigen.
    Der Reiter stapfte voran in den Wald der Radgeflochtenen. Der in
dieser Welt fremde Magier folgte ihm.

12

Martelas Zwei
    Ein warmer Hauch von verwesendem Fleisch wehte über die
Ebene. Entfernt verwandt dem Gestank in Siusans Foltergrube, aber durch
Frischluft und den Kamillegeruch des blauen Grases verfremdet.
    Eljazokad war froh, daß er nicht alleine war. Leifreg – so hieß der
mürrische Gribaillenlenker – war zwar nicht besonders gesprächig, aber immerhin
ein Lebender in einem Wald der qualvoll Gestorbenen. Die Mumien trugen ihre
verzerrten Todesschreie noch immer in den eingefallenen Gesichtern. Fliegen,
Spinnen und Weberknechte wimmelten auf den Radmasten umher und labten sich an
getrocknetem Blut und den Eiergelegen anderer Insekten.
    Leifreg kam nur zweimal im Jahr hierher, aber immer wieder gab es
Hunderte von neuen

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