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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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hielt immer noch beide
Waffen vor sich und prallte schier gegen den massiven, kühlen Leib der Libelle.
Der Reiter nahm ihm die Waffen ab, dann begann der Libellenleib bereits zu
steigen. Eljazokad fand keinen richtigen Halt, schrie um Hilfe und rutschte
immer wieder von dem glatten Chitinkörper ab. Die Libelle ruckte in die Höhe.
Mit letzter Kraft bekam Eljazokad eines der sich nun einwärts faltenden Beine
zu fassen und hielt sich daran fest. Dann verloren seine Füße den Grund.
Entsetzt mußte er mit ansehen, wie er höher und höher stieg, sein Körper frei
schwingend unter dem gigantischen Insekt.
    Â»Hört auf mit dem Unfug, Ihr bringt das ganze Gleichgewicht in
Unordnung!« herrschte der fliegende Reiter ihn an. »Könnt Ihr nicht endlich
hochklettern?«
    Â»Wie denn? Helft mir doch!« schrie Eljazokad aus Leibeskräften. Das
schwarze Insektenbein war dicker als ein Menschenschenkel, Eljazokad umfaßte es
mit beiden Händen und hing daran wie an einem querliegenden Baumstamm. Einem
Alptraum von einem Absturz ähnlich, nur eben andersherum, wich die Wüste unter
ihm zurück. Er sah sich schon haltlos in die Tiefe stürzen und im Sand
zerschmettern.
    Â»Bei den Schädelbauern von Darigré, seid Ihr denn noch nie auf einer
Gribaille geflogen? Benutzt Mieds Beine, die bilden ein festes Gittergestell.
Bis wir wieder landen, müßt Ihr eben da unten bleiben, ich halte nicht noch mal
in diesem verfluchten weichen Sand.«
    Eljazokad wollte den Rat befolgen und sich hochklimmen, aber seine
Armmuskeln waren ganz verkrampft. Das Land! Wie es sich unter ihm schräg legte.
Wie es ferner und ferner wurde und der Wind immer beißender! Wie die
undurchdringliche Wolkendecke näher kam und sich als langsam
übereinandergleitende Lagen aus staubiger Baumwolle entpuppte.
    Â»Ich schaffe es nicht«, sagte Eljazokad leise, dann noch mal lauter,
damit auch der Reiter es hören konnte: »Ich schaffe das nicht!«
Selbstverständlich war das so geplant gewesen. Der Reiter hatte die Waffen,
mehr wollte er nicht.
    Â»Ihr macht mich wahnsinnig! Wie kann man nur so ungeschickt sein?!
Ihr macht mir meine Mied noch ganz hektisch. Kommt Ihr so endlich
klar?«
    Der Reiter kippte die Libelle, so daß die linken Flügel direkt in
den Himmel zeigten, die rechten auf die Wüste. Ächzend wurde Eljazokad gegen
den Unterleib gedrängt, kam dadurch aber auch dem Gehege der gefalteten Beine
näher. Mit seinen Kniekehlen bekam er nun auch ein Bein zu fassen und
umklammerte es ebenfalls. So arbeitete er sich voran, bis er sich in dem
Beingestrüpp einigermaßen sicher wähnte.
    Â»Alles klar!« rief er nach oben. »Ich bin verstaut!«
    Die Libelle sackte wieder in die Waagerechte zurück. »Die alte Mied
ist doch keine Kunstfliegerin!« schimpfte der Reiter weiterhin mit seinem Gast.
»Ihr verlangt mir ziemlich viel ab für einen schlaffen Bogen und einen Fußnagelreiniger.
Ihr seid bestimmt einer von denen , habe ich recht?«
    Â»Was meint Ihr mit: einer von denen?«
    Â»Einer von den Göttern. Nichts als Ärger hat man mit dem Pack.«
    Eine weitere Unterhaltung kam nicht zustande, weil der Flugwind zu
sehr rauschte und sich der Reiter auch nicht mehr aus seinem Sattel beugte, um
mit Eljazokad reden zu können.
    Der Lichtmagier hielt sich fest, suchte und fand aber auch eine
ziemlich sichere Sitzmöglichkeit mit angelehntem Rücken und baumelnden Beinen.
    Die Landschaft zog unter ihnen dahin wie ein unaufhaltsam sich Bahn
brechender Fluß. Zwei Stunden lang Wüste und Ödland in bizarren und trostlosen
Formationen, bis der Boden hart und rissig wurde, durchzogen von den
spinnwebartigen Mustern der Brüchigkeit. Eljazokad erblickte Tiere, Hirschen
nicht unähnlich, aber mit geraden, unverästelten Hörnern, die von Erdplatte zu
Erdplatte sprangen und dabei immer größere Klüfte zu überwinden hatten.
Ansonsten sah er an Lebewesen in der Wüste nur den einen oder anderen
kreuzenden Vogelschwarm. Pelzsperber und große Gleitvögel mit ledrigen
Schwingen und winzig kleinen Köpfen.
    Nach zwei Stunden ging die Rissigkeit in Grasland über. Eine
Steppenlandschaft, sanft gewellt, stauden- und unkrautbestanden. Hier gab es
Herden von zottigen Wildrindern, die unter dem Flug der Gribaille
auseinanderstoben und sich auffächerten zu fließenden Bewegungen. Eljazokad war
versucht,

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