Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
folgt mir bitte. Für drei Reisende zu Fuß brauchen wir nicht die
Zugbrücke herunterzulassen. Es gibt andere Wege hinein.«
    Eljazokad bedeutete seinen Gefährten, argwöhnisch zu bleiben. Schon
einmal, in Destrisch, hatte er sich dadurch einlullen lassen, daß er glaubte,
die hiesigen Spielregeln begriffen zu haben.
    Der Wächter führte sie die Burgstadtmauer entlang, die wie das
gesamte Schloß aus roten Backsteinen bestand, bis der mit brackigem Wasser und
hungrigen Raubfischen gefüllte Burggraben an einer Stelle von einer schmalen
Hängebrücke überspannt wurde, die von der Konstruktion her der Brücke der
brennenden Blumen sehr ähnelte. Auch diese Brücke war aus noch lebendig
wirkenden Pflanzenranken geflochten, aber sie stand nicht in Brand, sondern
schwankte sachte über dem Graben. Sowohl Bestar als auch Tjarka und Eljazokad
witterten eine tödliche Falle. Der Wächter turnte behende hinüber und sprach
dort durch eine vergitterte Pforte mit anderen Bediensteten. Dann wurde die
Pforte geöffnet, und mehrere Männer wuchteten drei lange Planken über den
Graben, so daß die Hängebrücke schließlich auf einem hölzernen Steg auflag und
sicher aussah. Der Wächter mit dem Zierbart winkte die drei Neuankömmlinge
herüber.
    Bestar hielt Eljazokad fest, als dieser den Anfang machen wollte,
doch Tjarka schob sich an ihnen beiden vorbei und überwand mit wenigen
schnellen Schritten als erste den Graben. Einer der Raubfische schnellte einen
halben Schritt hoch aus dem Wasser und schnappte mit nadelspitzen Zähnen,
konnte sie aber nicht erreichen. »Alles sicher«, rief sie von drüben, und
Bestar und Eljazokad folgten ihr. Die Planken wurden nun wieder eingeholt, und
der Zierbärtige turnte nach einem letzten grüßenden Nicken über die wackelige Brücke
zurück.
    Ein alter Mann in einem bodenlangen, dunkelgrauen Kapuzenmantel hieß
die drei an der Gitterpforte willkommen, und sie stellten sich ihm mit Namen
vor. »Mein Name ist Calmant, Maitr’ Calmant, wenn Ihr beliebt mich
anzusprechen. Hier bei Hofe bedienen wir uns überwiegend der klangvollen
Sprache der Provinzen Bazuzary und Benitdouleur, aber Ihr seid mit dieser Zunge
wahrscheinlich nicht vertraut?«
    Â»Nicht, daß ich wüßte«, antwortete Eljazokad. »Wo wir herkommen,
wird auf dem gesamten Kontinent nur eine Sprache gesprochen, aber es gibt noch
ein paar weitere, in Vergessenheit geratene. Vielleicht kommt mir Eure ja
vertraut vor, wenn ich sie höre?«
    Maitr’ Calmant sagte zwei Sätze in einer fließenden, melodiösen
Sprache. Alle drei verstanden kein Wort und mußten das zugeben.
    Â»Es ist, wie ich dachte«, lachte Maitr’ Calmant. »Ihr werdet Euch
also, wenn Ihr Fragen habt, an mich halten müssen. Ich gelte bei Hofe als
Lehrer und Kundiger der Wolken, letzteres ist selbstverständlich immer in
Relation zu sehen zur Kundigkeit der Allgemeinheit.« Er zwinkerte. »Unser
Torwächter hat hinterbracht, daß mindestens einer von Euch ein Gott ist. Das
seid Ihr, nehme ich an?« Er sprach Bestar an, nicht Eljazokad.
    Â»Oh, nein, danke schön«, sagte Bestar, verlegen mit dem Fuß scharrend.
»Ich und das Mädchen … wir sind nur Gäste … von ihm.«
    Â»Ich verstehe. Euer Schwert hat mich getäuscht. Ist es ein echtes
Schwert oder nur das Erinnerungsbild von einem?«
    Â»Ich hoffe, es ist echt«, antwortete Bestar, und Eljazokad fügte
hinzu: »Wir wissen wenig darüber, wo genau wir sind und was wir in dieser Welt
bedeuten. Wenn Ihr dazu ein paar Informationen hättet, wäre das sehr hilfreich
für uns. Wir wären ebenfalls interessiert an einer Audienz mit dem König, weil
sein Name uns aus unserer Welt bekannt ist. Es gibt genaugenommen zu viele
Fragen, um sie hier auf dem Hof zu klären.« Erstmals ergriffen er und die
anderen die Gelegenheit, sich im Innenhof überhaupt umzusehen. Das hohle,
rotglänzende Innere der Burgstadt schraubte sich durch ein Gespinst von Brücken
hindurch in eine schwindelerregende Höhe und war dort oben überdacht. Durch
Lücken in den mannigfaltig ineinandergeschachtelten Seitengebäuden schwebte
dennoch das diesige Tageslicht bis auf den mit farbigen Mosaiken gepflasterten
Boden herab. Überall hingen Fahnen aus Fenstern und Erkern: das Wappen zeigte
ein rotes Märchenschloß, das wie

Weitere Kostenlose Bücher