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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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vor Melronia, jeder mit
einem eigenen Wappen, mit Flaggenstangen, Lanzenkollektionen und Knappen,
einige sogar mit Harem, Köchen oder einem berittenen Geleit. Ein Turnier fand
statt auf dieser Ebene, das »ewigwährende Turnier«, wie es von den Leuten
genannt wurde, und Bestar war nicht mehr davon abzubringen, mehr darüber zu
erfahren. Er drängte sich in das gaffende und jubelnde, aber auffällig ärmliche
Volk, und sah Rittern dabei zu, wie sie auf einer hölzern umrandeten Kampfbahn
hoch zu Roß gegeneinander anritten, bis ihre Lanzen splitterten und einer von
ihnen in den Sägespänen landete. Nachdem er zwei Stunden zugesehen hatte, fand
Bestar seine beiden Gefährten in der Nähe einer nach warmem Zucker und
zerlassener Butter duftenden Süßmaisbude wieder. Die gesamte Ebene übertönte
mit Paukendröhnen, Schalmeiengetöse und Jubelkehlen beinahe jedes Wort.
    Â»König Melron VII . ist nirgends zu
sehen«, berichtete Bestar schreiend. »Es gibt ein paar Adelige aus Melronia,
die auf Tribünen zuschauen, aber hauptsächlich scheint dies ein Spektakel für
das Volk und ein paar strenggesichtige Richter zu sein, die sich dauernd
Notizen auf Tabellen machen. Ein Junge hat mir erzählt, wer auf diesem Turnier
gut abschneidet, kann im Krieg einen guten Posten ergattern. Um teilnehmen zu können,
muß man jedoch schon im Ritterstand sein. Und um in den Ritterstand zu kommen,
muß man auf einer Tabelle fünfhundert Punkte vorweisen können, was immer das
bedeutet.«
    Â»Wir haben uns inzwischen erkundigt, wie man da durchkommt«, schrie
Eljazokad zurück und deutete auf das gewaltige Gittertor hinter der Zugbrücke,
das Melronias vorderen Eingang behütete. »In Melronia leben wohl an die
hunderttausend Menschen, was noch wenig ist angesichts der Größe dieser Burg,
die auch über den Wolken noch lange nicht zu Ende ist. Der Melronier an sich
verläßt seine Burgstadt jedoch selten, höchstens, um sich das ewigwährende
Turnier anzuschauen, und es ist auch nur Leuten mit Missionsbriefen, besonderen
Passierscheinen oder sonstigen überprüfbaren Befugnissen gestattet, das
eigentliche Schloß zu betreten.«
    Â»Du willst aber rein?«
    Â»Ich denke, wir können da drinnen mehr lernen als hier draußen.«
    Â»Also gut. Wie stellen wir das an?«
    Â»Mal sehen. Frechheit siegt. Kommt mit.«
    Eljazokad ging voran, geradewegs auf zwei gelangweilte Wächter zu,
die weinrote gesteppte Uniformen trugen und im Bereich der vorderen
Zugbrückeneinfassung ihren Dienst versahen.
    Â»Seid gegrüßt«, rief Eljazokad schon von weitem und breitete beide
Arme aus. »Mein Name ist Eljazokad, das sind meine beiden Begleiter Bestar
Meckin und Tjarka Winnfess. Wir kommen von der Insel, im Auftrag einer Dame
namens Naenn, und wir erbitten eine Audienz beim König. Könnt Ihr diese Angaben
nach drinnen weiterleiten, es ist wichtig.«
    Â»Es wird nicht nötig sein, daß ich irgend etwas weiterleite«, sagte
einer der beiden, ein Zierbartträger mit annähernd kreisrundem Gesicht. »Uns
wurde beigebracht, daß wir Ankömmlinge, die tatsächlich von der Insel stammen,
von Emporkömmlingen, die Solcherartiges lediglich behaupten, anhand untrüglicher
Zeichen unterscheiden können. Solange ich nichts dergleichen erkennen kann,
mache ich – bitte zu entschuldigen – keinen Finger krumm.«
    Â»Ich weiß nicht, von welchen Zeichen Ihr sprecht«, erwiderte
Eljazokad, die höfliche Redeweise seines Gegenübers nachahmend, »und ob das,
was ich Euch zu zeigen imstande bin, Bestandteil Eurer sicherlich umfangreichen
Ausbildung gewesen ist, aber wenn Ihr bitte die Güte hättet, meinem Finger mit
Eurem Blick nach oben zu folgen, könnte ich Euch einen Eindruck davon verschaffen,
wie Melronia eigentlich auszusehen hätte, wenn Euer König im Besitz der Mittel
wäre, über die ich verfüge, um diese lästige Wolkendecke zu verscheuchen.«
    Der Rundgesichtige folgte tatsächlich Eljazokads Finger mit den
Augen, und oben, in den Wolken angekommen, ließ der Lichtmagier mit einem
Fingerschnippen eine Blendung aufscheinen, die durchbrechenden Sonnenstrahlen
gar nicht so unähnlich war. Beide Wächter und auch Bestar und Tjarka rieben
sich die schmerzenden Augen.
    Â»Verstehe«, sagte der Wächter schließlich, seltsam bleich geworden.
»Dann

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