Brücke der brennenden Blumen
ist der einfachste
Weg, eine Tabelle zu erhalten und in dieser zu steigen. Ihr könntet aber auch â
was deutlich ungefährlicher ist â am ewigwährenden Turnier teilnehmen, das vor
den Toren Melronias stattfindet.«
»Da habe ich mich schon erkundigt«, schüttelte Bestar den Kopf. »Man
braucht fünfhundert Punkte, um teilzunehmen.«
»Das habt Ihr falsch verstanden. Ihr müÃt im Ritterstande sein, um
an der Tjoste teilnehmen zu können, also dem berittenen Lanzengang. Es gibt
aber auch noch die Bodenkämpfe. Dort kann jeder teilnehmen und versuchen im
Rang aufzusteigen. Jede Art von Kampf bringt ihre eigenen Punktzahlen; am
besten erkundigt Ihr Euch am Rande des Turniers bei einem Tabellista nach den
Tageskonditionen.«
»Das ist nichts für mich«, sagte Eljazokad. »Ich bin kein Kämpfer.«
»Aber für mich!« entgegnete Bestar. »Kann man auch zusammen kämpfen?
Oder kann ich kämpfen und Eljaz die Punkte geben?«
»Das ist leider nicht möglich.«
»Und wie kommt man sonst noch an einhundert Punkte?« erkundigte sich
Eljazokad.
»Wie ich schon sagte: durch herausragende Tätigkeiten bei Hofe.«
»Wie zum Beispiel Hofnarr sein.«
»Ja, aber nicht für den König, denn dann wärt Ihr ja schon mit ihm
in einem Raum. Hofnarr sein für einen der anderen Adeligen.«
»Dazu bin ich nicht komisch genug«, ächzte der Lichtmagier.
»Möchtest du gerne bei diesem Turnier mitmischen, Bestar?«
Bestars Gesicht strahlte. »Es wäre eine tolle Gelegenheit
festzustellen, wie echt Skergatlu in dieser Welt ist.«
»Dann machen wir es so. Du kämpfst. Du holst dir hundert Punkte. Du
machst die Audienz beim König. Ich habe ohnehin nur ein paar Fragen an ihn, die
kannst du ihm genausogut stellen wie ich.«
»Ich beim König? Nein, das versaue ich nur!«
»Unsinn. Du hast auch bei den Riesen nichts versaut. Du kannst so
was. AuÃerdem siehst du viel ⦠göttlicher aus als ich.«
»Und was ist mit deinem Licht?« fragte Tjarka. »Kannst du nicht
Licht zaubern und so die Adeligen unterhalten?«
»Bislang habe ich das Licht immer gebraucht, um in dieser Welt
überhaupt überleben zu können. Ich will das biÃchen Energie, das sich im Laufe
der Tage in mir anreichert, nicht zur Belustigung anderer vergeuden. Eine Frage
habe ich noch, Maitrâ Calmant. Habt Ihr den Begriff Martelaskette schon einmal
gehört, und den Namen Gyulthen?«
»Beides sagt mir nichts. Aber ich kann in unserer Bibliothek
nachforschen, wenn Ihr das möchtet. Wir haben eine groÃe Bibliothek in
Melronia, jedoch sind die Bücher auf Bazuzaric verfaÃt und werden Euch
bedauerlicherweise nicht von Nutzen sein.«
»Das wäre sehr freundlich von Euch. Möglicherweise könnt Ihr mir ja
auch die Grundzüge Eurer Sprache vermitteln.«
»Das könnte ich tun. Das könnte aber auch Eure Dienerin tun.«
»Ihr habt recht. Ich sollte Euch nicht zu sehr in Anspruch nehmen.
Also, ich für meinen Teil bin sehr müde nach diesem reichhaltigen und
köstlichen Mahl. Sehen wir uns morgen wieder?«
»Die Diener geleiten Euch zum Frühstück. Ich werde dann dorthin
kommen. Und vergeÃt nicht: keine Erkundigungen im höhergelegenen Schloà ohne
eine Begleitung durch Herrn Eljazokad«, schärfte der Maitrâ Bestar und Tjarka
noch mal ein. »Melronia hat nichts zu verbergen, aber die Regeln des Hofes sind
um so bedeutender, je mehr Leben und Moral der wütende Krieg verzehrt. Euch ist
sicherlich schon aufgefallen, daà Melronia leidlich entvölkert wirkt. Alle
Citadins im kampffähigen Alter sind längst an der Front oder bereits an ihr
zugrunde gegangen. Seit einem Jahr dürfen sich auch Frauen zu den Waffen
melden. Ob das ein Fortschritt ist oder nicht, möchte ich nicht zu beurteilen
wagen. Aber wenn alles endet, muà Melronia überdauern wie eine letzte
Inselfestung im schäumenden Meer der Barbarei. Deshalb achten wir auf Etikette
und Tabellen.«
Alle schwiegen. »Es steht nicht gut in eurem Krieg?« fragte
Eljazokad dann.
»Nein«, bekannte der Maitrâ freimütig. »In keinem Land, in dem Krieg
herrscht, kann es gut stehen, und genau so ist das auch bei uns.«
Im ewigen Dämmerlicht saà Eljazokad noch wach auf einem
Schemel am geöffneten Buntglasfenster und brachte noch ein paar
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