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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Gedanken zu
Pergament.
    Aus Eljazokads Tagebuch:
    Etridti Djuzul.
    Das Meer der Barbarei.
    Wenn wir das Tor von Bauscheld nirgendwo
anders finden können, weiß ich am Ende immerhin, wie ich nach Etridti Djuzul
gelangen kann. Zwar nicht als Passagier mit eigener Kabine, sondern als
Rudersklave, aber wenigstens ohne mehr zu bezahlen als meine Seele.
    Die Alte Insel.
    Wie seltsam das anmutet, von einem Ort zu
stammen, der diesen Namen trägt und den man für einen Kontinent hielt.
    Als ihm nichts mehr weiter einfiel, wandte er sich
lächelnd seinem Bett zu, wo Slanja schon mit genau demselben Lächeln auf ihn
wartete.
    Am folgenden Morgen wurden sie eingekleidet. Eljazokad und
Bestar bekamen vorne spitz zulaufende Stiefelchen aus feinstem Wildleder,
bauschige gestreifte Hosen mit eingelegten Samtfalten, farbkräftige
Paillettenhemden, bestickte Filzstoffwesten, Dolchgurte mit Kettchen,
Spitzenhandschuhe mit Stulpen und zum Abschluß hohe dunkle Hüte mit schmaler
Krempe, die oben abgeflacht waren. Bestar sah grotesk aus wie noch nie zuvor in
seinem Leben – spätestens nachdem ihm der Hut auf den störrischen langen Haaren
festgedrückt worden war, konnte Eljazokad sich vor Lachen kaum noch halten und
brachte den gesamten Einkleidungsprozeß fast so sehr in Unordnung wie Tjarka.
Die ging jedoch noch weiter: Sie verweigerte das rosafarbene, taillierte
Spitzenbesatzkleid, in das man sie zwängen wollte, sowohl durch Geschrei als
auch durch zwei kleine Verfolgungsjagden durch die angrenzenden Räume, und gab
erst Ruhe, als sie genauso eingekleidet wurde wie die Männer. In der
schmuckvollen Stutzerkluft machte Tjarka allerdings gar keine so schlechte
Figur. Besonders die Handschuhe und das glitzernde Hemd sagten ihr sehr zu. Den
Hut setzte sie sich keck etwas schräg auf.
    Eljazokad gefiel sich ebenfalls, er drehte sich vor einem mannshohen
Spiegel und genoß die kostspielige Qualität der verarbeiteten Stoffe. Lediglich
den Schmuckdolch wollte er nicht anlegen, dafür hängte er sich zwei zusätzliche
Kettchen an den breiten Gürtel.
    Bestar ertrug sein Spiegelbild mit erstaunlicher Gleichmut und
versuchte, die Muskeln nicht anzuspannen, um nicht aus seinem Kostüm zu platzen
wie ein schlüpfendes Küken aus einem Ei. »Ich geh dann mal raus, Punkte
verdienen«, sagte er, klemmte sich seine alte Abenteurerkleidung, die er
gestern im Bad vor dem Zugriff des Schneidertrupps in Sicherheit gebracht
hatte, samt Skergatlu unter den Arm und eilte abwärts durch das Schloß bis zur
Seitenpforte mit der Hängebrücke, ohne sich ein einziges Mal in den
weitläufigen Stockwerken und Korridoren zu verirren.
    Das Turnier war in vollem Gange. Ritter flogen scheppernd durch die Luft.
Pferde bissen mit weißgedrehten Augen auf ihrer Zäumung. Prasselnd gingen
Lanzen zu Bruch. Das Volk machte »Ahh!« und »Ohh!«, verwettete Testel und
feuerte liebgewonnene Kämpen an. Hinter einer Laugengebäckbude zog Bestar seine
alte, geläufige Kampfmontur samt dem Segmentpanzer der Riesen an. Die vornehme
Schloßkleidung stopfte er sich in den Rucksack, den Hut schnallte er sorgfältig
daran fest. Erst jetzt, beim genaueren Betrachten des Turniergeschehens, fiel
ihm auf, daß die Zuschauer überwiegend alt waren, zu alt für das Militär,
während die Teilnehmer noch sehr jung aussahen und sich jugendliche Hoffnungen
machten, in der Armee eine bessere Laufbahn einschlagen zu können als die eines
armseligen Frontsoldaten.
    Er machte einen Tabellari ausfindig, der nicht allzu beschäftigt
war, und ließ sich von ihm die Regeln für Bodenkämpfe erklären. Das Wichtigste
war, daß diese Kämpfe möglichst unblutig ablaufen sollten, schließlich wurde
jeder kampffähige Dreifarbenländer an der Front gebraucht. Es wurde also mit
Waffen gekämpft, die mit Schwämmen umwickelt waren. Falls in einer Kampfpartie
jemand ernstlich verletzt wurde, bekamen sämtliche Kampfteilnehmer keine
Punkte, beide Parteien hatten also ein Interesse daran, vorsichtig zu sein.
Gekämpft werden konnte einer gegen einen, das brachte dem Sieger einen Punkt,
oder einer gegen mehrere, was bei den Mehreren sehr beliebt war, weil jeder von
ihnen im Falle eines Sieges einen Punkt bekam, auch wenn zehn gegen einen
kämpften. Solche Kämpfe waren aber sehr selten, weil sie nicht angeordnet
werden konnten, sondern ein Kämpfer sich freiwillig

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