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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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zumindest ein wenig umsehen. Wir haben jetzt den Rand des Berglandes erreicht, und früher gab es in dieser Gegend eine Höhle der Dunklinge. Ich werde herausfinden, ob sie noch am Leben sind. Vielleicht können wir sie für unsere Pläne nutzen.«
    »So wie ich die Dunklinge kenne, sind sie bestimmt noch am Leben. Das Land hat schon einmal zweihundert Jahre unter der Herrschaft der Drachen gestanden. Ihre Höhlen sind wahrscheinlich inzwischen noch tiefer geworden. Doch was nützt es, wenn du sie rufst? Sie würden nur die Aufmerksamkeit der Drachen erregen.«
    »Du hast recht, ich sollte sie sicher nicht hierher zu mir rufen. Aber wenn ein paar der hässlichen Kriecher nahe genug wären, um sie meinem Willen zu unterwerfen, könnte ich vielleicht ein paar wichtige Informationen von ihnen erhalten.«
    »Gut, du kannst es versuchen. Und melde dich wieder, wenn es Neuigkeiten gibt.«
    *
    Schon in den frühen Morgenstunden waren Loridan und Herubald aufgebrochen, um die Umgebung ihres Lagers zu erkunden. Da sie nicht die Aufmerksamkeit der Drachen erregen wollten, waren sie dem überwucherten Waldweg gefolgt, der nach Nordwesten in Richtung auf Car-Carioth führte. Von Zeit zu Zeit hatten sie sich an den Rand des Waldes durchgeschlagen, um das Hügelland im Westen zu überblicken, und mehrere Male hatten sie Drachen am Himmel gesehen. Nun befanden sie sich auf dem Rückweg, und schon war südlich von ihnen der Hügel zu erkennen, auf dem sie am Tag zuvor Jandaldon und ihre beiden Kameraden getroffen hatten.
    »Hast du Lust auf ein kleines Abenteuer?«, fragte Herubald. »Wir könnten den direkten Weg zum Hügel nehmen. Ich würde gerne sehen, wie scharf die Drachen die Umgebung bewachen.«
    »Gerne, der Vormittag war recht langweilig bisher.« Loridan prüfte den Sitz seines Helms und lockerte das Schwert in der Scheide, bevor er seinen Craith von dem Weg herunter in den schmalen bewaldeten Streifen lenkte, hinter dem das offene Land begann.
    Nur vereinzelte weiße Wolkenschleier zogen über den Himmel, und der Hügel lag im hellen Sonnenlicht vor ihnen. Zwischen kümmerlichem Gras und kleinen Sträuchern trat blankes Felsgestein an seinen Flanken hervor, nur der westliche Hang war mit dichtem Buschwerk bewachsen. Während die Reittiere rasch die gemächliche Steigung erklommen, blickte Loridan immer wieder zum Himmel hinauf. Kein Drache war in der Nähe, und auch der Craith verhielt sich ruhig. Die blau-graue Musterung auf Hals und Kopf des Tieres zeigte eine unveränderte Färbung.
    Jandaldon war nicht zu sehen, doch als sie den Gipfel der Erhebung erreichten, fanden sie die Reste seines Lagers – ein Bündel mit Echsenhäuten, einen Rucksack und eine erkaltete Feuerstelle.
    »Der Sänger scheint bei unseren Gefährten zu sein«, sagte Herubald. »Ich bin gespannt, welche Neuigkeiten er bringt.«
    »Ich auch«, antwortete Loridan. Er hatte sich hingekniet und untersuchte den Boden ein Stück entfernt von der Feuerstelle, wo sich tiefe Eindrücke von Klauen in der Grasdecke abzeichneten. »Es scheint, als hätte er heute Nacht Besuch gehabt.«
    »Und das sind nicht die Spuren eines Engels«, murmelte Herubald, der an seine Seite getreten war. Mit gerunzelter Stirn wandte Loridan sich zu seinem Schwertbruder um, als plötzlich sein Craith nervös am Zügel zerrte. Mit einem Blick erkannte der Ritter, dass die blauen Streifen der Echsenhaut zu einem stumpfen Grau verblasst waren.
    »Dort!«, rief Loridan, der den Drachen als Erster erspähte, und er wies nach Westen, hin zu den schneebedeckten Gipfeln der Drachenberge.
    »Er ist noch weit entfernt«, sagte Herubald. »Lass uns zurück in den Wald reiten – aber nicht in direkter Richtung auf das Lager zu, falls er uns verfolgen sollte.«
    Eilig ritten sie den Weg zurück, auf dem sie gekommen waren, und während der Saum des Waldes rasch näher rückte, spürte Loridan, wie die Unruhe seines Reittiers sich verstärkte. Er wandte sich um, sah über seine Schulter nach hinten, doch er konnte den Drachen nicht erblicken. In dem Moment, als er sich wieder nach vorne drehte, machte sein Craith eine so plötzliche Wendung, dass der Ritter aus dem Sattel rutschte und unsanft auf den Boden prallte. Aus dem Augenwinkel sah er ein langes spitzes Horn, das sich plötzlich aus den Büschen vor ihm herausschob – eine Tarth-Echse war es, fast so groß wie ein Craith, den Kopf angriffslustig gesenkt.
    Loridan wälzte sich zur Seite, spürte, wie der mächtige Körper ihn streifte,

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