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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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würden sie den einen Menschen töten und den anderen leben lassen? Irgendetwas muss mich wohl vom Rest der Menschen unterscheiden. Leider weiß ich nicht, was es ist.«
    »Dann wüsste ich gerne, was mich mit Euch verbindet«, sagte Loridan. »Mir hat auch einmal ein Drache in die Augen gesehen und mich nicht getötet.«
    »Es freut mich, dies zu hören. Diese gemeinsame Erfahrung macht uns gewissermaßen zu Brüdern. Wir sollten diese überraschende Erkenntnis mit einem Schluck Wein feiern – falls Ihr welchen dabei habt, denn meine Vorräte sind leider zur Neige gegangen.«
    »Ich werde sehen, was ich für Euch tun kann.« Loridan erhob sich und ging zu dem Ort, wo sie ihr Gepäck abgelegt hatten. Tan-Thalion nutzte die entstandene Pause, um wieder das Wort zu ergreifen.
    »Jandaldon, Ihr durchstreift schon so lange das Drachenland – habt Ihr jemals den Turm besucht?«
    »Den Turm? Nun, ich war einmal in seiner Nähe – aber ich habe ihn nicht betreten.«
    »Könnt Ihr Euch an irgendwelche Einzelheiten erinnern? Wie stark ist er beschädigt? War die Tür geborsten?« Die Stimme des Zauberers verriet zunehmende Erregung.
    »Über die Tür kann ich nichts sagen – ich habe sie nicht aus der Nähe gesehen. Aber die Spitze des Turms war in der Tat beschädigt.« Erwartungsvoll blickte der Sänger Loridan entgegen, der mit dem gefüllten Becher zurückkehrte.
    »War die Öffnung in der Turmspitze groß genug, um einen Menschen durchzulassen?«, fragte der Zauberer.
    »Das weiß ich nicht. Wie ich schon gesagt habe – ich interessiere mich nicht für Türme.« Jandaldon brauchte nicht lange, um den Becher zu leeren, und wenig später erhob er sich und reichte das Gefäß an Loridan zurück.
    »Es ist Zeit für mich zu gehen«, verkündete er. »Ich werde den Rest des Tages wieder auf dem Hügel verbringen.«
    »Wollt Ihr nicht noch mit uns speisen?«, fragte Loridan. »Es wird eine warme Mahlzeit geben.«
    »Nein, ich habe schon zu viel Zeit hier verbracht. Ich werde morgen wiederkommen, dann habe ich vielleicht Neuigkeiten für Euch.«
    *
    »Hier ist Fünf . Hört mich jemand?«
    »Ja, Fünf , hier ist Vier . Wie ist der Stand der Mission?«
    »Wir sind schon weit ins Drachenland vorgedrungen, doch es gibt eine Verzögerung, weil einer der Drachentöter verwundet wurde. Wahrscheinlich werden wir erst morgen Nacht weiterreisen. Falls der Drachentöter unsere Abreise noch weiter verzögert, werde ich wohl etwas nachhelfen müssen. Ein Begräbnis geht schneller als eine Heilung.«
    »Du solltest nichts übereilen. Ein Tag Verzögerung ist nicht schlimm, aber wenn man dich beobachtet, wie du den Ritter tötest, wäre dies das Ende aller unserer Pläne.«
    »Ja, ich werde warten – aber nicht zu lange. Und es gibt noch ein weiteres Problem, das vielleicht mein Eingreifen erfordert. Ein weiterer Reiner ist hier aufgetaucht, ein Sänger mit dem Namen Jandaldon. Er lebt seit Jahren im Drachenland, unbehelligt von den Drachen, und er erzählt etwas von einem Engel, mit dem er regelmäßig redet. Offensichtlich ist er verrückt, daher fällt es mir schwer zu beurteilen, was seine Worte wirklich bedeuten. Wenn es diesen Engel wirklich gibt – was immer er auch sein mag – und er mit den Drachen reden kann, dann wissen sie bald, was das Ziel unserer Reise ist.«
    »Glaubst du wirklich, dass einer von Firions Engeln im Drachenland umgeht?«
    »Ich bin nicht sicher, denn Firion hat sich in den letzten Jahrhunderten immer an Aeons Gebot gehalten, keine Geschöpfe der göttlichen Sphären in diese Welt zu senden. Wenn es mir nicht möglich ist, etwas über den Engel herauszufinden, dann könnte ich zumindest Jandaldon töten. Ich muss mit Eins darüber reden, richte ihm aus, dass er Kontakt mit mir aufnehmen soll.«
    »Gut, ich werde Eins Bescheid geben. Halte dich bereit für seinen Ruf – und weiterhin viel Glück.«
    *
    Der Tag war immer wärmer geworden, und Danira genoss das fremdartige Gefühl, im hellen Sonnenlicht durch offenes Land zu wandern. Nun lag das Gehöft von Elea und Aldaron in Sichtweite, und sie beschleunigte ihre Schritte, denn sie sehnte sich danach, mit Grimstan zu reden. Während der zwei Stunden, die ihr Rückweg gedauert hatte, war sie tief in Gedanken versunken gewesen und dabei ziemlich langsam gegangen. Das Gespräch mit Olvo hatte sie mehr verwirrt, als dass es ihr weitergeholfen hätte. Danach hatte sie noch eine Weile mit Timon verbracht und auch mit seiner Familie das Mittagsmahl geteilt.

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