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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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und dann war Herubald zur Stelle. Sein Schwert traf die Flanke des Raubtiers, das einen Schrei ausstieß und sich mit gewaltigen Sprüngen von den beiden Rittern entfernte. In einigem Abstand wirbelte der Tarth herum und hob den Kopf, sodass sein Horn senkrecht nach oben zeigte. Ein röhrendes Jaulen erklang aus seinem schnabelartigen Maul, in dem scharfe Reißzähne zu sehen waren. Der gedrungene Körper kauerte sich zusammen, so als wüsste das Raubtier noch nicht, ob es angreifen oder zurückweichen sollte.
    Noch ein wenig unsicher auf den Beinen richtete Loridan sich auf und postierte sich ein paar Schritte seitlich seines Schwertbruders. Der Tarth blickte unschlüssig zwischen den beiden Rittern hin und her, dann stieß er erneut seinen durchdringenden Schrei aus. Herubald setzte zu einem Vorstoß an, schlug heftig gegen das vorgestreckte Horn der Echse, die mit einem wütenden Schmerzenslaut weiter zurückwich. Plötzlich jedoch warf sie ihren Kopf herum, stieß Herubald zur Seite und senkte ihr Horn zu einem neuerlichen Angriff gegen Loridan. Dieser konnte seinen Körper gerade noch zur Seite drehen, um der gefährlichen Spitze zu entgehen, dann prallte der Tarth gegen ihn und stieß ihn zu Boden.
    Sofort war das Raubtier über ihm, das schnabelartige Maul schrammte über das Metall seines Helms, übel riechender Geifer tropfte durch den Sehschlitz in Loridans Augen. Mit seiner Linken zog der Ritter seinen Dolch aus der Gürtelscheide und stieß ihn mit aller Kraft nach oben. Der Tarth gab ein kurzes Jaulen von sich, dann sah Loridan die Beine seines Schwertbruders neben seinem Kopf auftauchen. Ein Schlag war zu hören, und der Tarth schrie erneut, lauter dieses Mal, ein Laut voller Qual und Wut. Für einen Moment stand eine schwere Klaue auf Loridans Helm, ließ das Metall knirschen, bis der Tarth sich endlich abwandte und davonstapfte. Während der Ritter noch erleichtert einen tiefen Atemzug nahm, sah er schon den behelmten Kopf seines Schwertbruders, der sich über ihn beugte.
    »Bist du verletzt?«, fragte Herubald.
    »Ich glaube nicht, nur ein wenig durchgeschüttelt. Wo ist der Drache?«
    »Er scheint vorbeigezogen zu sein.« Herubald half seinem Schwertbruder auf die Beine und betrachtete ihn mit kritischem Blick. »Deine Rüstung hat ein paar Beulen bekommen, wir müssen sie dringend prüfen.«
    »Später«, sagte Loridan, immer noch ein wenig benommen von dem Sturz und dem Stoß. Er blickte an Herubald vorbei und sah, dass die beiden Craith-Echsen, die vor dem Tarth geflohen waren, sich wieder eingefunden hatten. »Zumindest wissen wir jetzt, dass die Drachen den Hügel im Auge behalten. Lass uns zu unseren Gefährten zurückkehren.«
    Sie bestiegen ihre Echsen und folgten dem Verlauf des Waldweges nach Südosten. Schon wenig später sahen sie Gerric, der zwischen einigen Büschen hervortrat und ihnen grüßend zuwinkte.
    »Seid gegrüßt«, sagte der Soldat.
    »Seid gegrüßt«, antwortete Loridan. »Ist der Sänger bei den anderen?«
    »Ja, er ist hier.«
    Schnell führten die beiden Ritter ihre Echsen ins Lager und versorgten sie mit Wasser und Futter, bevor sie in den Kreis ihrer Kameraden traten. Sie fanden Tirandor damit beschäftigt, eine tote Sandechse auszunehmen – offenbar die Beute eines morgendlichen Jagdausflugs. Tan-Thalion saß an einen Baum gelehnt und blätterte in einem Buch, während Sad Adan mit geschlossenen Augen auf einer Decke lag. Loridan und Herubald wechselten nur ein paar Grußworte mit den anderen und gingen zielstrebig zu Seregons Lager weiter, an dem sie auch Carilon und Jandaldon vorfanden. Freudig überrascht stellten sie fest, dass Seregon bei Bewusstsein war und sie angrinste.
    »Wenn das nicht die beiden berühmtesten Drachentöter der Gilde sind«, sagte er. »Euer Besuch an meinem Krankenlager ehrt mich. Aber was ist mit deiner Rüstung geschehen, Loridan? Seid ihr einem Drachen begegnet?«
    »Nein, ein Tarth hat darauf herumgetrampelt«, sagte Loridan mit einem Augenzwinkern, während er niederkniete und nach Seregons linker Hand fasste, die der Verwundete ihm entgegenstreckte. Er sah, dass Seregon blass war und sein Lächeln etwas gequält wirkte, doch der Druck seiner Hand war kraftvoll.
    »Seregon, es freut mich zu sehen, dass es dir besser geht«, sagte Herubald, der sich neben seinen Schwertbruder gekniet hatte. »Ihr habt einen großen Kampf gefochten. Jandaldon sollte ein Lied darüber singen, dann würde euer Ruhm den unseren bald

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