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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Gefälligkeit dem Engel gegenüber. Und auch Euch gegenüber. Für mich ist es Zeit weiterzuziehen, und ich hoffe, Ihr werdet auch bald Eure Reise fortsetzen – zurück in den Osten! Lebt wohl.«
    »Warum wart Ihr so hart zu Jandaldon?«, sagte Tan-Thalion zu dem Priester, nachdem der Sänger verschwunden war. »Er mag vielleicht ein wenig verrückt sein – das denken wir wohl alle – aber es gab keinen Grund, so unhöflich zu ihm zu sein.«
    »Doch, es gab einen Grund«, erwiderte Sad Adan mit strenger Stimme. »Mehrere Gründe sogar. Zum einen möchte ich daran erinnern, dass Sad Serion und ich immer schon gemahnt haben, dass diese Unternehmung nicht Firions Wille ist. Dennoch weigertet Ihr Euch einzugestehen, dass Firions Wünsche für diese Reise relevant sind. Und nun taucht irgendein verrückter Sänger auf, redet etwas von Engeln, und Ihr fresst ihm aus der Hand. Immerhin muss ich eingestehen, dass der Engel, was immer er auch sein mag, anscheinend wirklich Firions Willen kennt, denn seine Botschaft war klar: Wir sollen uns von dem Turm fernhalten. Wenn Ihr jetzt also wirklich an diesen Engel glaubt, gesteht Ihr ein, dass es Firions Wille ist, die Reise abzubrechen. Warum sucht Ihr also schon wieder nach einem Weg, Firions Willen zu umgehen?« Sad Adan verstummte einen Moment und zeigte dann ein Lächeln. »Aber das war nicht der Hauptgrund, wieso ich Jandaldon loswerden wollte. Ich gehe davon aus, dass Ihr die Reise fortsetzen werdet, egal wer Euch davon abrät – sei es Firion selbst, einer seiner Engel, ein Priester oder ein verrückter Sänger. Also möchte ich verhindern, dass die Reise für alle Beteiligten, mich eingeschlossen, in einer Katastrophe endet. Auch wenn ich nicht an diesen Engel glaube, redet Jandaldon vielleicht wirklich in irgendeiner Weise mit den Drachen. Er hat gesagt, dass diese es nicht dulden würden, wenn wir uns dem Turm nähern. Aber woher wussten sie, dass wir zum Turm wollen, wenn nicht von ihm? Wenn Ihr jetzt vor Jandaldons Ohren diskutiert hättet, wie wir uns an den Drachen vorbeischleichen können, wäre das nicht klug gewesen.«
    »Ihr habt recht, Sad Adan«, sagte Tan-Thalion. »Verzeiht, dass ich Euch gescholten habe. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich glauben soll. Euer Eingreifen hat vielleicht den Fortgang dieser Unternehmung gesichert. Hat sich denn Eure Einstellung zu der Reise geändert?«
    »Nein, meine Einstellung ist dieselbe geblieben. Dennoch hoffe ich darauf, dass Firion einen anderen Weg finden wird, diese Reise scheitern zu lassen.«
    »Dann müssen wir jetzt also entscheiden, welchem Weg wir von nun an folgen wollen«, sagte Tan-Thalion. »Dem direkten Weg zum Turm oder dem Umweg über Car-Carioth. Hat Euer Erkundungsritt irgendetwas ergeben?« Der Zauberer wandte sich Herubald und Loridan zu.
    »Nicht viel«, antwortete Herubald. »Aber wir haben wieder einen Drachen gesehen, der uns beobachtet hat, während wir Jandaldons Lagerplatz besuchten. Wenn wir uns jetzt nach Westen wenden, wird die Gefahr von Tag zu Tag steigen. Kein Wald wird uns mehr Deckung geben, und trotzdem werden wir einen großen Teil der Strecke bei Tag zurücklegen müssen, denn das Gelände ist tückisch.«
    »Ich denke, das größte Problem für unsere Entscheidung liegt darin, dass wir nicht wissen, was wir von Jandaldons Gerede über seinen Engel und die Drachen halten sollen«, sagte Loridan. »Deshalb möchte ich einen Vorschlag machen. Wir sind hier auf einer Erkundungsreise, und wir haben im Moment durch Jandaldon die einmalige Gelegenheit, mehr über die Drachen zu erfahren. Dieses Wissen kann vielleicht wertvoller sein als alles, was der alte Turm uns zu bieten hat. Ich möchte daher vorschlagen, dass wir eine weitere Nacht hier rasten – und ich werde diese Nacht mit Jandaldon auf dem Hügel verbringen. Dann kann ich vielleicht herausfinden, wie verrückt der Sänger wirklich ist. Womöglich wird sich der Engel auch mir zeigen, oder ich werde Zeuge, wie Jandaldon mit den Drachen redet – auch wenn er bestreitet, dass er das tut.«
    Loridan fühlte die Blicke seiner Gefährten auf sich ruhen und sah dann, wie Tan-Thalion sich mit gerunzelter Stirn zu Herubald umwandte. Der Drachentöter nickte langsam.
    »Ja, wir sollten es versuchen.«
    *
    Schnell war die Wärme des Tages vergangen, nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war. Eril-Firion und Eril-Angoth standen nahe beieinander am östlichen Himmel, und sie gossen ihr unwirkliches Licht über das Land,

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