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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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hatte. »Carilon hat mir erzählt, dass Ihr gestern einen Drachen mit einem brennenden Ast verjagt habt, Jandaldon. Hättet Ihr nicht Lust, Euch unserer Gruppe anzuschließen? Wir könnten Euch gut gebrauchen.«
    »Ich denke nicht, dass dies meine Bestimmung ist«, antwortete der Sänger. »Ich lege keinen großen Wert auf die Gesellschaft lebender Menschen. Nur weil der Engel mich darum gebeten hat, bin ich zu Euch gekommen. Und immer noch ist es ein Rätsel für mich, was Euch überhaupt hierherführt. Wenn ich Euch richtig verstanden habe, wollt Ihr also zu dem alten Turm in den Bergen?«
    »Das ist richtig«, antwortete Tan-Thalion. »Wir wollen den Turm erforschen und darin nach alten Artefakten und Überlieferungen suchen. Wäre das nicht eine interessante Reise für einen Mann wie Euch?«
    »Nein, Türme interessieren mich nicht. Einzig die Aussicht auf einen glorreichen Tod lockte mich einst ins Drachenland. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, doch seit ich zum ersten Mal den Engel traf, fühle ich mich dem Himmel schon näher.«
    »Verzeiht, wenn ich etwas frage, was den anderen hier vielleicht schon bekannt ist«, sagte Tirandor. »Aber wer ist dieser Engel?«
    »Eure Frage entbehrt der Logik. Ein Engel ist ein Engel, was wollt Ihr mehr wissen?«
    »Nun, zum Beispiel, wie er aussieht und worüber er mit Euch redet.«
    »Ah, diese Frage ist besser gestellt.« Jandaldon lächelte verträumt. »Der Engel gleicht einer wunderschönen jungen Frau mit langem goldenem Haar. Worüber wir reden, geht Euch nichts an. Natürlich habe ich die Hoffnung, dass Firion sie geschickt hat, um mich ins Jenseits zu geleiten. Bisher bestreitet sie es noch, aber vielleicht hat Firion sie noch nicht in die Pläne eingeweiht, die er für mich ersonnen hat. Nun, zumindest habe ich so schon einen Vorgeschmack auf die Herrlichkeiten des Himmels.«
    »Und dieser Engel hat Euch gesagt, dass Ihr uns hier treffen würdet?«, fragte Loridan.
    »Das ist richtig.«
    »Hat er auch gesagt, warum Ihr uns treffen sollt?«
    Der Sänger zögerte kurz, bevor er verneinend den Kopf schüttelte.
    »Denkt Ihr, dass der Engel auch zu uns sprechen wird?«, mischte Sad Adan sich in das Gespräch. Leise war er an die Gruppe herangetreten, und mit gerunzelter Stirn blickte er auf Jandaldon hinunter.
    »Nein, ich denke nicht. Bisher wollte der Engel nie mit anderen Menschen zu tun haben. Wer weiß, vielleicht können andere Menschen ihn gar nicht sehen.«
    Sad Adan schien noch etwas sagen zu wollen, schwieg dann allerdings und schüttelte sachte seinen Kopf. Auch Tirandor war sich nicht sicher, was er von den Worten des Sängers halten sollte, und er ahnte, dass es den anderen ähnlich erging. Eine Weile sprach niemand mehr, bis Tan-Thalion das Schweigen brach.
    »Ihr lebt also wirklich schon acht Jahre im Drachenland?«, fragte der Zauberer. »Wie kommt es, dass Euch in der ganzen Zeit kein Drache angegriffen hat?«
    »Ich weiß es nicht.« Jandaldon bedachte den Zauberer mit einem freudlosen Lächeln. »Vielen Drachen bin ich begegnet, und keiner von ihnen wollte mich fressen. Nun, ich habe natürlich nicht darauf bestanden, dass sie mich fressen – es hätte mir vollkommen genügt, verbrannt zu werden. Leider ist es mir nicht gelungen, ihnen diesen Wunsch klarzumachen. Sie schauen mich immer nur mit ihren großen Augen an, wenn ich versuche, mit ihnen zu reden.«
    »Ihr habt also tatsächlich einem Drachen in die Augen gesehen?«, fragte der Zauberer.
    »Nicht nur einem. Anfangs haben sie mich regelmäßig besucht, aber später hat das nachgelassen. Meistens kreisen sie nur einmal kurz über mir, wenn sie nachts mein Feuer sehen, und dann verschwinden sie wieder.«
    »Als Ihr den Drachen in die Augen saht, was habt Ihr dabei empfunden?«, fragte Loridan.
    »Nun ja, meistens nur Ungeduld. Ich habe mit ihnen geredet, habe ihnen meine Lieder vorgesungen, aber sie haben auf nichts reagiert. Ich fürchte, sie verstehen mich einfach nicht. Und auch der Engel will mir nicht helfen, meinen Wunsch den Drachen verständlich zu machen. Eine Weile habe ich versucht, sie zum Kämpfen zu bewegen. Ich habe sie mit Steinen beworfen und mit Stöcken geschlagen – doch es war vergebens. Manchmal denke ich, sie halten mich für verrückt. Vielleicht töten sie mich deshalb nicht.«
    »Ihr denkt also, dass die Drachen ein Urteilsvermögen besitzen, dass sie denken und fühlen so wie wir?«, fragte Loridan.
    »Natürlich«, erwiderte Jandaldon. »Warum sonst

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