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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Er zögerte, denn die meisten größeren Tiere des Drachenlandes bevorzugten die Sicherheit der Wälder, und nur von Tarth-Echsen wusste er, dass sie auch weit ins Hochland wanderten. Oder sollten ihn die Drachen doch noch beobachten? Angestrengt versuchte Loridan, die Schatten der Nacht mit seinen Blicken zu durchdringen, und er glaubte, vor sich eine Bewegung auszumachen. Ja, etwas bewegte sich dort – kleiner als ein Drache und auch kleiner als ein Tarth, es sei denn, es wäre ein junges Tier. Zudem schien die schemenhafte Gestalt, die seine Sinne ihm vorgegaukelt hatten, eher aufrecht gegangen zu sein und nicht in der schwankenden Gangart der großen Echsen. Auch aus einer anderen Richtung hörte Loridan ein Rascheln von Zweigen, und seine Hand wanderte an den Griff des Schwertes.
    »Wer ist da?« Er riss seine Waffe aus der Scheide, als aus etwas größerer Entfernung eine Folge von seltsamen Lauten an sein Ohr drang – Laute, die ihn an kein ihm bekanntes Tier erinnerten. Oder war es doch eine Sprache?
    »Wer ist da?«, rief er erneut. »Zeigt euch, wenn ihr Geschöpfe Firions seid!«
    Wieder hörte Loridan Geräusche, dieses Mal weiter von ihm entfernt. Was immer dort in der Dunkelheit gelauert hatte, schien nun Reißaus zu nehmen. Immer noch beunruhigt, setzte der Ritter seinen Weg fort, das Schwert kampfbereit in der Hand. Er beschleunigte trotz der unzulänglichen Lichtverhältnisse seine Schritte und strebte auf den Feuerschein zu, der vielleicht noch eine Viertelmeile entfernt sein mochte. Während er sich bemühte, einen Weg um das vor ihm liegende Gebüsch zu finden, blieb sein Fuß an einem Felsbrocken hängen, und er verlor sein Gleichgewicht. Begleitet vom metallischen Scheppern seiner Rüstung stürzte er zu Boden. Er blieb kurz regungslos liegen, lauschte in die Dunkelheit hinein. Wieder ertönte ein Rascheln in den Büschen.
    *
    Jandaldon hatte noch eine Weile auf seiner Laute gespielt und leise gesungen, doch Herubald hatte nicht auf die Worte der Lieder geachtet. Immer wieder war er aufgestanden und hatte nach Westen in die Dunkelheit geblickt – in die Richtung, aus der er Loridan zurückerwartete. Schließlich hatte Jandaldon seine Decke ausgebreitet und sich hingelegt, aber die offensichtliche Sorglosigkeit des Sängers konnte Herubald nicht beruhigen. Sein Schwertbruder war irgendwo dort draußen, allein in der Dunkelheit. Herubald machte sich schwere Vorwürfe – wie hatte er nur alle Gildengebote derartig missachten können? Immer wieder wanderte sein Blick zu den Himmelslichtern, die langsam ihre Bahn über das Firmament zogen. Noch gossen Eril-Firion und Eril-Angoth ihr Licht über das Land, bald jedoch würden sie in einer Wolkenbank verschwinden, die die westliche Hälfte des Himmels verdunkelte.
    Irgendwann, später in diesem Jahr, würden sich die beiden Wanderer berühren – das hatten die Weisen und die Priester angekündigt. Und dann würden die beiden Götter ihre Kräfte messen: Firion, der Erschaffer, und Thaur-Angoth, der Vernichter. Eine Zeit der Veränderungen stand bevor, in der wundersame Dinge geschehen mochten. Und schon waren die ersten Wunder tatsächlich eingetreten: Sie hatten einem Drachen gegenübergestanden, und es war nicht zu einem Kampf gekommen. Aber war dieses Ereignis, so außergewöhnlich es auch sein mochte, wirklich Grund genug, sich auf ein derartiges Wagnis einzulassen? Wehmütig gestand Herubald sich ein, dass er selbst für die Lösung dieses Rätsels auch einiges riskieren würde. Was ihn jedoch wirklich schmerzte, war der Umstand, dass er nun nicht an der Seite seines Schwertbruders sein konnte. Aber warum hatte der Drache Loridan allein mit sich genommen? Neues Misstrauen stieg in ihm auf, und Herubald schüttelte nachdenklich seinen Kopf, während er weiter in die Nacht hinausblickte.
    Ein plötzliches Knacken ließ den Ritter auffahren – ein Rascheln aus einem Gebüsch, nicht weit von ihrem Lager entfernt. Er hatte in dieser Nacht schon viele Geräusche gehört, und wahrscheinlich war es auch dieses Mal wieder nur irgendein Tier, das von dem Lichtschein des Lagerfeuers angelockt worden war. Dann wiederholte sich das Rascheln, diesmal aus kürzerer Entfernung.
    »Loridan?«, rief Herubald und bewegte sich einige Schritte in die Dunkelheit, vergeblich auf eine Antwort hoffend. Beunruhigt legte er die Rechte auf den Griff seines Schwertes. Sollte sich vielleicht einer der Drachen im Schutz der Dunkelheit ihrem Lager genähert haben? Eine

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