Brüder der Drachen
gewesen, doch der Morgen hatte weitere Überraschungen gebracht. Als Tan-Thalion aus seinem unruhigen Schlaf erwacht war, hatte er zwei weitere Drachentöter im Lager angetroffen, und auch Loridan war zurückgekehrt und hatte seltsame Neuigkeiten mitgebracht. Nun war es bereits später Vormittag, die Sonne stand hoch am wolkenlosen Himmel, und die ganze Gruppe hatte sich zu einer Beratung dicht bei Seregons Krankenlager versammelt.
»Die Reise zum Turm ist Euer Wunsch, Tan-Thalion, nicht meiner«, antwortete Loridan. »Mein Wunsch ist es, die Drachen endlich besser zu verstehen.«
»Loridan«, sagte Herubald. »Wir alle würden gerne mehr über die Drachen lernen. Und wir würden auch gerne einen Weg finden, den Kampf gegen sie zu beenden. Du hast es letzte Nacht geschafft, einen Schritt in diese Richtung zu gehen – trotzdem sind die Drachen immer noch unberechenbar. Vergiss nicht, was Seregon und Carilon erst vor wenigen Tagen widerfahren ist. Und vergiss nicht, dass Eldilion und der König uns auf diese Reise geschickt haben, um Tan-Thalion und die anderen zu beschützen. Wenn Tan-Thalion beschließt, diese Reise fortzusetzen, werden wir ihn begleiten.«
»Loridan, Ihr wisst, dass ich Euch sehr schätze«, begann der Zauberer nach einer kurzen Pause, während der die übrigen Männer ihn erwartungsvoll angeblickt hatten. »Aber wenn wir jetzt hier verharren würden, bis die Drachen uns die Weiterreise gestatten, dann wäre meine Mission wohl so gut wie gescheitert. Ich möchte also darauf dringen, baldmöglichst weiterzureiten. Andererseits kann ich die Reise nicht allein fortsetzen, daher werde ich mich notfalls einem Mehrheitsbeschluss beugen, falls es noch mehr Stimmen gegen mich gibt.«
»Auch ich bin für eine Fortsetzung dieser Unternehmung«, sagte Sad Adan. »Die Reise zum Turm mag vielleicht nicht Firions Wille sein, noch schlimmer ist es allerdings, mit den Drachen Verhandlungen zu führen.«
»Wir haben nun also zwei Stimmen für eine Fortsetzung der Reise gehört«, sagte Herubald. »Wollt Ihr Euch auch äußern, Tirandor? Oder Ihr, Gerric?«
»Ich verknüpfe mit dieser Reise kein bestimmtes Ziel«, erwiderte der Heiler. »Aber ich muss zugeben, dass der Aufenthalt in diesem Wald mir langweilig wird. Ich denke auch, dass Seregons Zustand hinreichend stabil ist, sodass ich hier nicht mehr gebraucht werde. Trotzdem will ich nicht in die Entscheidung eingreifen, ob wir hierbleiben oder nicht. Ich enthalte mich meiner Stimme.«
»Auch ich möchte keine Stimme abgeben«, sagte Gerric. »Mein Befehl lautet, Tan-Thalion zu begleiten, also werde ich hingehen, wo er hingeht.«
»Wir haben also zwei Stimmen für eine Weiterreise und zwei Enthaltungen«, sagte Herubald. »Auch ich werde keine Stimme abgeben, denn ich habe versprochen, Tan-Thalion auf dieser Reise zu geleiten. Verzeih mir, Loridan – aber das ist nun einmal unser Auftrag. Du wirst noch genug Gelegenheiten haben, mit den Drachen zu reden.«
Befriedigt nahm Tan-Thalion die Antworten seiner Begleiter zur Kenntnis, auch wenn der Sinneswandel des Priesters ihn ein wenig verwunderte. Mehr noch beschäftigte ihn der Gedanke, ob es ein Fehler gewesen war, Loridan als Begleiter für diese Reise ausgewählt zu haben. Verstohlen sah er zu dem Drachentöter hin, der sich nun an seinen Schwertbruder wandte.
»Ich hoffe, dass du recht hast«, sagte Loridan betrübt. »Denn Tan-Thalions Weg könnte uns alle ins Verderben führen. Und ein Versprechen sollte nicht um seiner selbst Willen eingehalten werden, wenn man im Nachhinein feststellt, dass es falsch war. Aber ich werde euch begleiten – nicht weil es mein Auftrag ist, sondern weil ich dein Schwertbruder bin, Herubald. Du bist mir gestern gegen deinen Willen gefolgt, und heute werde ich dir folgen. Nur eine Bitte will ich noch äußern: Lasst uns noch einmal mit Jandaldon reden. Vielleicht willigt er doch noch ein, uns zu begleiten. Seine Anwesenheit könnte für uns wichtig sein.«
»Das ist eine gute Idee«, sagte Sad Adan. »Wenn Ihr gestattet, werde ich zu dem Sänger gehen und mit ihm reden. Ich wollte mich ohnehin noch für mein rüdes Verhalten bei ihm entschuldigen.«
»Natürlich, Sad Adan, Euer Angebot ist willkommen«, sagte Herubald. »Vielleicht habt Ihr mehr Glück bei dem Sänger als wir. Ich schlage vor, dass wir uns sofort ans Packen machen, während Sad Adan mit Jandaldon redet. Wenn wir den Waffenstillstand mit den Drachen nutzen wollen, sollten wir uns so schnell wie
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