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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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wir unseren Weg fortsetzen.«
    *
    Gemeinsam mit Timon saß Danira auf dem Rücken des Craith, während Grimstan das Tier am Zügel hinter sich herführte. Vor ihnen lag ein kahler Hügel, an dessen Fuß sich die Häuser eines kleinen Dorfes aneinanderdrängten. Der Regen hatte schon während der Nacht aufgehört, und im Lauf des Morgens war die Wolkendecke aufgerissen. Nun hatte die Sonne fast schon ihren höchsten Stand erreicht, doch noch war der Boden nicht abgetrocknet, und der Pfad, auf dem sie gingen, war aufgeweicht. Das weithin sichtbare Tempelgebäude, das oben auf dem Hügel stand, hatte sie während der letzten Stunde ihres Weges zuverlässig geleitet.
    »Dieser Ort ist auf den alten Karten nicht verzeichnet«, sagte Grimstan. »Doch die Leute, die hier leben, nennen ihn Bergroding.«
    Nur wenige Menschen waren auf der Dorfstraße unterwegs – ein Mann, der einen leeren Karren vor sich herschob, eine alte Frau und drei spielende Kinder – und alle blieben stehen, um den Fremden neugierig mit ihren Blicken zu folgen. Unbeirrt ging Grimstan weiter, den steilen Pfad entlang, der sich am Hang des Hügels hinaufwand. Bald sahen sie unterhalb des flachen Gipfels einen Stall und ein Wohnhaus, in dem offenbar der Priester des Ortes lebte.
    Danira und Timon waren gerade von der Echse abgesessen, als ein Mann aus dem Stall heraustrat. Er war von hohem Wuchs, und sein dichter Bart zeigte die ersten grauen Strähnen, genauso wie sein schulterlanges Haar. Danira wandte sich Grimstan zu, um zu sehen, ob er den Fremden kannte, denn seiner Haartracht nach war dieser offensichtlich kein Priester. Der alte Mann erschien jedoch plötzlich wie erstarrt und sagte kein Wort. Auch der Bärtige war wie angewurzelt stehen geblieben, und sein Blick verriet Überraschung und Abneigung, während seine Hand sich zum Kragen seines Kittels vortastete.
    Die Spannung, die sich zwischen den beiden Männern aufbaute, war für Danira fast greifbar, und sie drängte sich dicht an Timon, um Zuversicht aus dessen Nähe zu schöpfen. Neben dem Jungen kauerte Gorm und keckerte leise, offenbar ebenfalls eingeschüchtert durch die seltsame Konfrontation. Obwohl der Fremde nicht bewaffnet war, ging eine Ausstrahlung der Macht von ihm aus, die auch aus der Entfernung spürbar war. Erneut sah Danira zu Grimstan auf, der trotz der Anspannung, die in seinen Augen zu lesen war, äußerlich völlig ruhig erschien. Seine Hand strich wie in Gedanken über seine stoppelige Wange und blieb dann für einen Moment auf seinem Kinn ruhen. Der Fremde schien sich ein wenig zu entspannen, und er zog seine Hand aus dem Kittel hervor, um sich ebenfalls durchs Gesicht zu streichen. In seinem Blick waren weiterhin Erregung und Misstrauen zu lesen, zu denen sich jetzt allerdings offenkundige Überraschung gesellte.
    »Du hast dich nicht getäuscht, Valkar.« Die tiefe, volle Stimme, die diese Worte sprach, gehörte einem kahlköpfigen Mann, der unbemerkt aus dem Wohnhaus herausgetreten war. Alle Blicke wandten sich ihm zu, als er überraschend zu sprechen begann. »Grimstan gehört zu unserem Bund, und er kennt die geheimen Zeichen. Grimstan, das ist Valkar, einer der Unseren aus dem Süden – und er ist ein reiner Sohn Firions.«
    Eilig ging Grimstan dem Kahlköpfigen entgegen und reichte ihm lächelnd die Hand zum Gruß.
    »Sad Eldon, es ist lange her«, sagte er, während der Priester ihn in eine innige Umarmung zog.
    Danira war erstaunt über die herzliche Begrüßung und auch über das Gebaren von Sad Eldon, der anders aussah als alle Priester, denen sie bisher begegnet war. Nur sein kahler Schädel zeugte von seinem Stand, denn seine einfache Arbeitskleidung war zerschlissen und schmutzig. Er schien sich zwei oder drei Tage nicht rasiert zu haben, doch trug er keinen Bart, wie es der Priester von Lornmund getan hatte und auch Sad Adan, der mit Loridan ins Drachenland gegangen war. Auch mit Sad Serion hatte er wenig gemein, dessen würdevoller Auftritt Danira beeindruckt hatte. Sad Eldon war jung und lebhaft, und seine blonden Bartstoppel erschienen hell gegen seine sonnengebräunte Haut.
    »Ja, wir haben uns lange nicht gesehen, Grimstan«, sagte der Priester. »Was führt dich hierher, und wer sind deine beiden jungen Freunde?«
    »Du weißt, dass ich lange am Sinn unserer Bruderschaft gezweifelt habe. Diese beiden Kinder sind der Grund, weshalb ich jetzt zu dir komme. Das sind Danira und Timon – und wenn ich mich nicht sehr täusche, sind sie Auserwählte

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