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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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bringen?
    Wenig später erhob sich Tirandor plötzlich von seinem Lager, nickte grüßend zu den Drachentötern hin und brachte dann verschiedene Tiegel und Dosen aus seiner Tasche zum Vorschein. Rasch mischte er eine Tinktur zusammen, und als er damit fertig war, beugte er sich über Gerric, um dessen Wunde näher zu begutachten. Der Soldat schlug die Augen auf, als der Heiler ihn sanft an der Schulter berührte und dann vorsichtig den provisorischen Verband löste, den er ihm in der Nacht angelegt hatte.
    »Wie geht es Euch, Gerric?«, fragte Loridan, der an die beiden herangetreten war.
    »Der Schmerz ist erträglich«, sagte der Soldat, doch seine Stimme klang dumpf und er zuckte zusammen, als Tirandor seinen Kopf berührte. Loridan sah, dass der Soldat eine Platzwunde an der Seite des Kopfes davongetragen hatte, ansonsten schien er nicht ernstlich verletzt zu sein. Vorsichtig löste Tirandor verschorftes Blut aus Gerrics Haaren, bestrich die Wunde mit einer Salbe und legte einen neuen Verband an.
    »Es wäre besser gewesen, die Wunde schon früher zu behandeln«, sagte der Heiler. »Aber ich wollte meine Arzneien nicht in der Aufregung der letzten Nacht mischen, als zu befürchten war, dass neue Kämpfe oder eine plötzliche Flucht vonnöten sein könnten. Sagt mir Bescheid, wenn die Verletzung Euch Probleme bereitet.«
    »Ihr sprecht wahr, Tirandor«, sagte Herubald, der zu den beiden hingetreten war. »Wir hätten uns früher um unsere Verwundeten kümmern sollen. Ich nehme an, dass Eure Arznei auch für Eure Wunde hilfreich sein wird.«
    Bereitwillig streifte Tirandor den zerrissenen und von getrocknetem Blut befleckten Ärmel zurück. Herubald löste den Verband, der darunter zum Vorschein kam, dann behandelte er sorgfältig die Schnittverletzung, die sich über den Oberarm des Heilers zog. Inzwischen waren auch Tan-Thalion und Jandaldon aufgestanden, und sie gesellten sich zu Loridan, der am Rand des Lagers Wache hielt.
    »Werden wir bald aufbrechen?«, fragte der Zauberer.
    »Ja, das sollten wir«, antwortete der Ritter. »Je weiter wir uns von diesen Wesen entfernen, umso glücklicher werde ich sein.«
    »Aber wie können wir sicher sein, dass wir uns von ihnen entfernen, wenn wir weiter nach Westen vordringen?«, erwiderte Tan-Thalion. »Vielleicht leben diese Wesen auch dort.«
    »Vielleicht. Allerdings habe ich schon sehr viel Zeit im Drachenland verbracht und bin nie Wesen wie diesen begegnet. Also wäre es möglich, dass sie nur hier in dieser Gegend leben.« Loridan wandte sich zu dem Sänger um, der nahebei stand. »Wie steht es mit Euch, Jandaldon? Ihr habt womöglich mehr Nächte im Drachenland verbracht als jeder Drachenritter. Habt Ihr jemals ein solches Wesen gesehen.«
    »Nein, niemals. Mit solchen Nachbarn hätte ich es hier nicht lange ausgehalten.«
    »Trotzdem habt Ihr Euch gut gegen sie zur Wehr gesetzt«, sagte Loridan. »Es freut mich, dass Ihr offenbar entschlossen seid, doch noch nicht zu sterben.«
    »Wenn ich den Tod durch einen haarigen Raufbold in Betracht gezogen hätte, wäre ich sicherlich nicht jahrelang durchs Drachenland gewandert. Ein so unwürdiges Ende hätte ich auch in jeder Hafentaverne finden können.«
    Ein Lächeln stahl sich auf Loridans Lippen, denn die seltsamen Gedankengänge des Sängers verwunderten und erheiterten ihn zugleich.
    »Ich hoffe auf jeden Fall, dass Ihr noch eine Weile bei uns bleibt«, sagte er. »Diese seltsamen Wesen schienen regelrecht Angst vor Euch gehabt zu haben.« Einem plötzlichen Gedanken folgend wandte Loridan sich wieder Tan-Thalion zu. »Ich war übrigens sehr erstaunt über den Zauber, den Ihr letzte Nacht gewirkt habt. Wisst Ihr denn mehr über die Geschöpfe, die uns überfallen haben?«
    »Nein, aber ich habe in der letzten Zeit viel über Bannzauber gelesen, die gegen Thaur-Angoths Geschöpfe wirken sollen. Es war interessant zu sehen, dass dieser einfache Zauber eine so beeindruckende Wirkung hatte. Womöglich werde ich die Gelegenheit haben, den gleichen Bannspruch auch einmal gegen einen Drachen zu erproben. Falls er wirksam sein sollte, wäre eine endgültige Vertreibung der Drachen vielleicht schon greifbar nahe.«
    »Ich zweifle nun daran, dass die Drachen Geschöpfe Thaur-Angoths sind«, sagte Loridan. »Aber wenn Euer Zauber nicht wirkt, dann werdet Ihr tot sein, so oder so. Und wer wird dann Eure Arbeit fortsetzen?«
    »Ja, wer soll meine Nachfolge antreten?«, murmelte Tan-Thalion. »Das ist eine Frage, die ich mir

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