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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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in letzter Zeit oft gestellt habe. Ich könnte mit einem gewissen Stolz sagen, dass wohl mehrere Zauberer nötig sein werden, um meine Ämter weiterzuführen. Doch ich bin nicht stolz – nicht mehr. Meine Eitelkeit hat mich dazu getrieben, zwei Ämter in meiner Person zu vereinen, die zuvor immer getrennt gewesen waren. Meister der Magiergilde und Hofzauberer des Königs von Car-Tiatha – ich habe mich gebadet im Ruhm der Titel. Womöglich hätte ich mehr erreicht, wenn ich darauf verzichtet hätte, in Gweregons Dienst zu treten. Vielleicht hätte ich sogar noch mehr erreichen können, wenn ich nicht der Meister der Gilde geworden wäre. Ich habe mich immer bemüht, den Ruhm der Gilde zu mehren, und viele meiner einstigen Interessen sind auf der Strecke geblieben.«
    »Warum habt Ihr diese Reise unternommen?«, fragte Loridan. »War es für den König, für die Gilde oder für Euch selbst?«
    »Diese Reise ist etwas, das ich für mich selbst tue«, sagte der Zauberer. »Denn hier im Drachenland möchte ich etwas über die Grundlagen der Magie lernen, über Dinge, die ich bisher nur in Fragmenten aus den Schriften des Gerugrim kenne. Ich nehme an, dass seit über hundert Jahren kein Zauberer mehr so weit in die Tiefen der Magie eingedrungen ist wie ich. Und doch fühle ich mich wie ein Seefahrer, der von der Reling seines Schiffes aus aufs Wasser hinunterblickt, und so versucht, die Tiefen des Ozeans zu ergründen.«
    »Wie meint Ihr das?«, fragte Loridan. »Habt Ihr nicht alles erreicht, was ein Zauberer in diesem Land erreichen kann?«
    »Nein, das habe ich nicht.« Tan-Thalion seufzte. »Die Ämter, für die ich mich aufgerieben habe, sind so unbedeutend. Wenn ich nicht mehr bin, wird der König einen neuen Hofzauberer benennen, und das Kollegium der Gilde wird sich einen neuen Meister wählen. Alles wird weitergehen wie zuvor, nur meine persönliche Arbeit wird niemand weiterführen. Wer wird die Gedanken weiterdenken, die ich begonnen habe? Schon lange plane ich, mein Wissen an einen Lehrling weiterzugeben, doch immer wieder habe ich es aufgeschoben, da ich keinen geeigneten Kandidaten finden konnte. Es ist schade, dass Ihr Euch nicht entschließen konntet, den Weg der Magie zu gehen.«
    »Nein, das konnte ich nicht«, sagte Loridan. »So wie Ihr die Tiefen der Magie ergründen wollt, so bin auch ich auf einer Suche – obwohl mein Ziel mir für lange Zeit nicht bewusst war. Der Weg des Schwertes hat mich nahe an dieses Ziel geführt, aber nun fürchte ich, dass ich daran vorbeigehen könnte, ohne es je wirklich gesehen zu haben.«
    »Ja, Ihr habt mir von diesem Ziel berichtet. Eine Verständigung mit den Drachen – ich frage mich, ob dies jemals geschehen kann.«
    »Auch ich stelle mir diese Frage. Ich hatte gehofft, dass die Drachen mir vertrauen würden.« Loridan zögerte kurz, und der Groll, den er gegen Tan-Thalion empfunden hatte, regte sich wieder in ihm. Ohne in die Augen des Zauberers zu blicken, sprach er schließlich weiter. »Sie wollten nicht, dass wir uns dem Turm weiter nähern, und wir haben es trotzdem getan.«
    »Ich weiß, dass meine Entscheidung Euch verdrossen hat, und dies tut mir leid. Aber Ihr seid noch jung, und vielleicht werden sich Eure Träume später erfüllen. Für mich könnte dies die letzte Gelegenheit sein, tiefer in die Geheimnisse der Magie einzutauchen. Und mich quält etwas anderes als Euch. Ihr wisst nicht, ob Euer Ziel überhaupt erreichbar ist, doch ich weiß, dass es vor mir Magier gab, die bereits mehr erreicht haben als ich. Von dem, was Gerugrim einst wusste, habe ich nur einen kleinen Teil wiederentdeckt. Und vieles von dem, was ich gefunden habe, habe ich nur für meine eigenen Zwecke dokumentiert. Diese Notizen sind für andere wahrscheinlich nutzlos. Wenn ich auf dieser Reise sterben sollte, dann wird ein großer Teil meines Wissens wieder verloren sein. Und in meiner Verblendung habe ich sogar etwas getan, das den Fortbestand meiner Gilde gefährdet. Ich habe den größten Schatz meines Ordens mit auf diese Reise genommen, und ich trage ihn nun bei mir.« Der Zauberer fasste in seine Tasche und brachte eine kleine silberne Schatulle zum Vorschein, die er dem Ritter zeigte.
    »Falls ich sterben sollte, ist es von großer Wichtigkeit, dass dieses Kästchen zurück zu meiner Gilde gebracht wird. Werdet Ihr das tun?«
    »Natürlich.« Loridan legte eine Hand auf die Schulter des alten Zauberers. »Lasst uns nun etwas essen, wir alle sind hungrig. Und dann wollen

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