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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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»Auch ich würde dir mein Herz zu Füßen legen. Ich habe noch nie eine Frau wie dich getroffen, und ich liebe dich, seit ich zum ersten Mal im Dunkeln deine Stimme gehört habe. Ich erwarte nicht, dass du etwas Ähnliches für mich empfindest, denn du weißt so wenig über die Menschen, und ich habe den Drachen, deinen Freunden, Leid zugefügt …«
    »Bitte, rede nicht weiter.« Die Frau fasste die Hände des Ritters. »In all der Zeit, die ich bei den Drachen lebte, hatte ich nie das Gefühl, dass mir etwas fehlte. Sonnenfeuer und Donnersturm waren meine Familie und vor allem auch Goldschuppe, der mein Bruder ist. Von Jandaldon habe ich viel gelernt, auch wenn er mir immer fremd erschien. Erst seit ich dich sah, in dieser Nacht, fühlte ich, dass ich ein Mensch bin – dass ich nicht zu den Drachen gehöre, sondern zu dir.«
    Loridan fasste die Hände der Frau fester, wollte sie zu sich ziehen, doch in diesem Moment erschien der Kopf eines Drachen über der Kante des Felsvorsprungs auf dem die beiden saßen – es war Donnersturm. Der Drache sah die Frau an, die aufstand und den Blick erwiderte, bevor sie zu sprechen begann.
    »Gefahr«, sagte sie. »Die Wesen Thaur-Angoths nähern sich diesem Ort. Du musst deine Gefährten warnen, die Höhle nicht zu verlassen, denn die Drachen werden ihr Feuer einsetzen – gegen alles, was sich bewegt.«
    »Wirst du mit mir kommen?«, fragte Loridan. Er war neben sie getreten und umfasste sanft ihre Schulter.
    »Nein«, sagte die Frau. »Donnersturm wird mich in Sicherheit bringen. Bitte geh jetzt, wir werden uns später wiedersehen.«
    Sie löste sich aus dem Arm des Ritters, behielt aber seine Hand noch für einen Augenblick in der ihren, bevor sie sich abwandte. Dann glitt sie schnell den steilen Hang des Felsvorsprungs hinunter und trat auf den Drachen zu. Fasziniert beobachtete Loridan, wie die Frau geschickt über ein Bein des Drachen auf seinen Rücken stieg und sich oberhalb der Flügel auf seinem Halsansatz niederließ. Sofort setzte der Drache sich in Bewegung und hob mit kräftigen Flügelschlägen vom Boden ab. Die Frau winkte noch einmal kurz mit der Hand, bevor sie sich wieder an den schuppigen Hals des Drachen klammerte. Für eine Weile sah Loridan der gewaltigen Kreatur hinterher, die sich als dunkle Silhouette gegen den rotgoldenen Horizont abzeichnete, dann wandte er seinen Blick nach unten auf den steinigen Abhang, der ihn von seinen Kameraden trennte. Eilig machte sich der Ritter in dem dämmrigen Licht an den Abstieg, wobei er kleine Gerölllawinen auslöste, die mit ihm zusammen hangabwärts polterten. Fast wäre er gegen Herubald geprallt, als er den letzten steilen Abschnitt des Hanges hinunterrutschte und genau vor dem Zugang der Höhle zum Stehen kam.
    »Loridan, was ist geschehen?« Sofort bemerkte Herubald die Erregung seines Schwertbruders.
    »Thaur-Angoths Wesen sind in der Nähe. Wir müssen uns darauf vorbereiten, die Höhle zu verteidigen.«
    »Aber was ist mit Jandaldon? Ist er nicht bei dir?«
    »Jandaldon? Er hat uns schon vor einer Stunde verlassen. Ich dachte, er wäre hierher zurückgegangen.«
    »Nun, hier ist er nicht angekommen.« Herubald runzelte die Stirn. »Wenn du ihn auf deinem Rückweg nicht getroffen hast, dann muss er wohl ein anderes Ziel gehabt haben.«
    Da erfasste ein plötzlicher Windstoß die beiden Ritter, als ein Drache ganz in ihrer Nähe zu Boden ging. Herubald griff nach seinem Schwert, doch Loridan hielt ihn davon ab, die Waffe zu ziehen. Trotz der fortgeschrittenen Dämmerung hatte er erkannt, dass die Frau auf dem Drachen saß.
    »Loridan, wir brauchen dich. Schnell!« Die Stimme der Frau klang drängend, und Loridan eilte sofort auf sie zu. Sie streckte dem Ritter einladend den Arm entgegen und bedeutete ihm, sich zu ihr auf den Rücken des Drachen zu setzen. Schaudernd und fasziniert zugleich folgte Loridan der Einladung. Auf dem angewinkelten Vorderbein des Riesenwesens stehend, hielt er noch einmal kurz inne, um sich zu Herubald umzuwenden.
    »Behüte die anderen«, rief er. »Ich komme zurück, so schnell ich kann.«
    Kaum hatte der Ritter sich hinter der Frau auf den Rücken des Drachen geschwungen, als dieser schon seine Schwingen ausbreitete, um sich in die Lüfte zu erheben. Loridan klammerte seine Schenkel um den biegsamen Hals und krallte seine Hände an der Taille der Frau vorbei in die Schuppen des Drachen. Es dauerte eine Weile, bis seine Verkrampfung sich löste und ihm bewusst wurde, wie eng er

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