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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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und ich haben Gnade vor ihren Augen gefunden, aus Gründen, die ich selbst nicht verstehe.«
    »Ihr habt Gnade gefunden vor den Augen der Drachen?« Tan-Thalions Stimme war lauter geworden, als er beabsichtigt hatte, denn Loridans Worte klangen tatsächlich so verrückt wie die Geschichten des Sängers. »Warum sollten sie mir weniger vertrauen als Euch? Ich habe nie einen Drachen getötet.«
    »Nein, das habt Ihr nicht. Und ich wünschte, dass ich es auch nie getan hätte. Doch nun werde ich den Wünschen der Drachen nachkommen, denn ich respektiere und achte sie. Und auch Ihr solltet die Gebote der Drachen achten, denn wenn Ihr es nicht tut, dann werden sie Euch töten.«
    *
    Die Abenddämmerung fand Loridan und die Frau allein auf einem Felsvorsprung, nahe der Höhle, in der die übrigen Gefährten lagerten. Jandaldon hatte dem Treffen mit den Drachen nur kurze Zeit beigewohnt, bis er sich schließlich verabschiedet hatte, um für eine Weile seinen Gedanken nachzugehen. Es war ein langes Gespräch gewesen, und Loridan hatte begierig den Worten der jungen Frau gelauscht, oder er hatte die Fragen der Drachen vorbehaltlos beantwortet. Und schließlich hatten sie ihm ein Zugeständnis gemacht, einen Vertrauensbeweis, den er nicht erwartet hätte: Die beiden Drachen, Schwarzauge und Donnersturm, hatten sich einige Schritte zurückgezogen, und zum ersten Mal durfte er mit der geheimnisvollen Frau allein sein.
    Lange hatte der Ritter diesen Moment herbeigesehnt, an dem er ungestört mit der Frau reden konnte, nun jedoch war er zu verwirrt, um eine Unterhaltung zu beginnen. Die Geschichte der Drachen hatte alles in Frage gestellt, woran er bisher geglaubt und wofür er gekämpft hatte. Von den Kämpfen der Drachen hatte die Frau berichtet, von Schlachten gegen die Dämonenheere von Thaur-Angoth, von dem Kommen der Menschen und ihrem Verrat an den Drachen – dem Drachenbann, durch den Thaur-Angoths Wesen sich wieder über die Welt verbreiten konnten. Schließlich waren die Drachen zurückgekehrt und hatten den Kampf erneut aufgenommen, der sich nun auch gegen die Menschen richtete.
    Trotz Loridans Drängen waren die Drachen zu keinen Zugeständnissen bereit gewesen. Der Krieg würde weitergehen. Eine Weile saß der Ritter schweigend in der zunehmenden Dunkelheit und versuchte, seine wirren Gedanken zu ordnen. Vielleicht würde der nächste Tag noch eine Wende bringen, denn dann sollte auch Eisenklaue zu den Drachen stoßen, der der Oberste ihres Rates war.
    Loridan war erstaunt gewesen über die Ehrfurcht, die in der Stimme der Frau lag, immer wenn sie diesen Namen nannte. In den Augen der Drachen, deren Gefühle er nur vage und unbestimmt erahnen konnte, glaubte er die gleiche Achtung zu lesen. Fasziniert betrachtete Loridan die Frau, die schweigend neben ihm saß. Obwohl sie kein Wort sprach, erschien es ihm, als würde jeder Nerv seines Körpers ihre Anwesenheit spüren.
    »Wie kommt es, dass du mit den Drachen sprechen kannst?« Endlich brach Loridan das Schweigen mit der Frage, die ihm am meisten am Herzen lag.
    »Die Drachen reden nicht wie wir, denn ihre Sprache besteht aus Gedanken. Es hat Jahre gedauert, bis ich mich mit ihnen verständigen konnte.«
    »Seit wann lebst du bei den Drachen?«
    »Seit ich denken kann«, sagte die Frau. »Sie haben mich aufgenommen, als sie mich alleine und hilflos auffanden.«
    »Aber du sprichst auch meine Sprache«, erwiderte Loridan. »Wer hat sie dich gelehrt? Erinnerst du dich nicht an deine Eltern? An den Namen, den sie dir gaben?«
    »Nein, ich weiß fast nichts mehr aus meinem Leben, bevor ich zu den Drachen kam. Es ist mir auch schwergefallen, mich wieder an diese Sprache zu erinnern. Jandaldon hat mir dabei geholfen.«
    »Haben die Drachen dich deshalb zu Jandaldon gebracht? Damit du die Sprache der Menschen wiederfindest?«
    »Ja, die Taten der Menschen waren den Drachen immer ein Rätsel. Lange haben sie sich danach gesehnt, mit ihnen zu reden, um mehr über sie zu erfahren.«
    »Auch ich habe lange gehofft, mehr über die Drachen zu lernen und mich mit ihnen zu verständigen. Denkst du, auch ich könnte ihre Sprache erlernen?«
    »Ich weiß es nicht. Es war nicht leicht für mich, und ohne Goldschuppe hätte ich es nicht geschafft. Er ist der Sohn von Sonnenfeuer und Donnersturm, den Drachen, die mich aufgenommen haben, und wir sind zusammen aufgewachsen.«
    »Und ist Jandaldon der einzige Mensch mit dem du bisher geredet hast?«
    »Ja, das ist er. Nur von Weitem habe

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