Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
Vom Netzwerk:
entgegen, in der eine breite Öffnung zu erkennen war. Der Drache, der ihnen den Weg gewiesen hatte, war nicht mehr zu sehen. Mit einer Verbeugung gegen seine Gefährten wies Jandaldon auf den Eingang der Höhle.
    »Seid willkommen in einer der bequemsten Übernachtungsgelegenheiten des Drachenlandes. Ich habe hier schon so manche Nacht verbracht und kann diesen Ort wärmstens weiterempfehlen.«
    Trotz der Worte des Sängers betrachtete Tan-Thalion die dunkle Öffnung mit Misstrauen, und er war beruhigt, als die beiden Drachenritter mit gezogenen Schwertern vorausgingen, um die Höhle zu erkunden. Schon nach kurzer Zeit kamen sie wieder ans Tageslicht und bedeuteten den Gefährten einzutreten.
    »Macht es Euch bequem«, sagte Herubald. »Es sieht so aus, als würden wir den Rest des Tages und die Nacht hier verbringen.«
    In die Höhle drang nur wenig Licht, und Tan-Thalion brauchte eine Weile, bis er Einzelheiten erkennen konnte. Er verspürte keine Lust, sein magisches Licht zu entzünden, denn die Dunkelheit passte besser zu seinen düsteren Gedanken. Der Boden war uneben und stieg merklich an, je tiefer man in die Höhle eindrang. Nur undeutlich waren die rückwärtigen Wände zu erkennen, etwa zwanzig Schritte vom Eingang entfernt. Sie waren durchzogen von Rissen, doch keine begehbaren Gänge schienen tiefer in den Fels zu führen. Es gab genügend Platz, um die Reittiere unterzubringen, und die Gefährten begannen, ihre Bündel aufzuschnüren und Decken auszubreiten. Tirandor setzte sich neben Gerric, um noch einmal dessen Wunde zu begutachten. Die beiden Drachentöter verharrten am Eingang der Höhle, wo sie leise miteinander sprachen. Nur Tan-Thalion blieb unschlüssig stehen, seine Tasche in der Hand, und schließlich ging er zu den beiden Rittern hin.
    »Was hat Eure Beratung ergeben?«, fragte er. »Seid Ihr immer noch der Meinung, dass wir unsere Reise abbrechen müssen?«
    »Ja, ich bin dieser Meinung«, sagte Herubald. »Vielleicht nicht aus den gleichen Gründen wie Loridan, trotzdem ist es offensichtlich, dass die Drachen uns streng beobachten. Der Turm kann nicht länger unser Ziel sein, nun ist es vorrangig, heil nach Hause zu gelangen.«
    »Aber wo sind die Drachen jetzt?«, fragte Tan-Thalion und blickte auf das Land hinaus, das sich vor ihnen ausbreitete.
    »Sie sind nahe, vertraut mir«, antwortete Loridan. »Sie haben nur Abstand gehalten, um unsere Echsen nicht zu verängstigen.«
    »Und warum mussten wir uns in diese Falle begeben?« Eine zunehmende Erregung erfasste Tan-Thalion. »Dieser Ort hier gefällt mir nicht.«
    »An diesem Ort sind wir sicherer, als wir es seit Tagen gewesen sind«, sagte Loridan. »Falls die Dunkelmenschen in der Nacht wiederkehren, können wir uns hier leicht verteidigen.«
    »Wenn wir also den Rest des Tages hier verbringen sollen, können wir dann wenigstens diese Frau sehen, diesen Engel, oder was immer sie sein mag?«
    »Nein, das wird nicht möglich sein«, erwiderte Jandaldon, der zu ihnen hingetreten war. »Die Drachen werden mich und Loridan wieder empfangen, aber kein anderer Mensch soll in die Nähe des Engels kommen.«
    »Was soll diese Geheimniskrämerei?«, fragte Tan-Thalion. »Warum sollte der Engel uns fürchten – oder warum die Drachen?«
    »Sie fürchten uns, weil der Engel kein Engel ist, sondern eine sterbliche Frau.« Loridans Stimme zeugte von seiner wachsenden Ungeduld. »Und doch ist sie die außergewöhnlichste Frau, die mir je begegnet ist. Sie ist in der Lage, mit den Drachen zu sprechen und ihre Worte an uns weiterzugeben. Es wundert mich nicht, dass die Drachen sie wie einen Schatz hüten, denn auch sie suchen offenbar eine Verständigung mit uns.«
    »Wenn sie sich mit uns verständigen wollen, warum können wir dann nicht alle an dem Gespräch teilnehmen?« Tan-Thalion schüttelte ärgerlich den Kopf, denn der träumerische Ausdruck im Gesicht des Drachentöters missfiel ihm.
    »Lasst mich antworten, Loridan«, sagte Jandaldon. »Mich halten die anderen ohnehin schon für verrückt.«
    »Nein, Jandaldon.« Loridan lächelte freudlos. »Ich will selbst antworten. Die Drachen misstrauen uns, weil sie die Bosheit der Menschen verachten und fürchten. Sie misstrauen uns, weil wir die Worte unseres Schöpfers nicht mehr in unseren Herzen tragen, so wie er es uns geboten hat. Denn die Drachen sind Geschöpfe Aeons, und seit tausend Jahren kämpfen sie gegen Thaur-Angoths Macht, die nun die Herzen der Menschen vergiftet hat. Nur Jandaldon

Weitere Kostenlose Bücher