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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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fest.«
    Unschlüssig verharrte Loridan, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, die Frau in Sicherheit zu bringen, und dem Bedürfnis, das Geheimnis des Turms zu ergründen. Die Frau lehnte scheinbar ohnmächtig an seiner Brust, und ihr warmer Atem streichelte sanft seinen Hals. Verwirrt stellte der Ritter fest, dass von seiner Hand ein schwaches Leuchten ausging. Er erinnerte sich an die Nacht, als er die Frau zum ersten Mal gesehen hatte. Das Juwel in seiner Hand musste das Licht sein, das ihnen auch damals geleuchtet hatte.
    Erleichtert sah der Ritter, dass auch der Himmel nicht völlig dunkel war, denn Eril-Firion stand bereits als bleiche Scheibe am östlichen Horizont. Trotzdem würde es schwer werden, den Weg zu seinen Gefährten zu finden. Aber noch hatte er sich nicht entschlossen, zurückzukehren. Irgendetwas, das Jandaldon in dem Turm getan hatte, war offensichtlich für die Flucht der Drachen verantwortlich, und vielleicht konnte es noch rückgängig gemacht werden. Loridan bettete den Kopf der Frau auf seinen Mantel und ging noch einmal die Treppe des Turms hinauf. Sorgfältig untersuchte er die Tür im Licht des Juwels, dessen Leuchten sich noch verstärkt hatte. Das Metall der Pforte passte sich fast nahtlos in den glatten Stein des Turms ein, und kein Öffnungsmechanismus war sichtbar. Ein plötzliches Geräusch aus der Dunkelheit ließ Loridan erstarren. Verunsichert stieg er die Stufen hinunter, und mit einer raschen Bewegung zog er sein Schwert aus der Scheide. Wieder hörte er etwas, das wie Schritte klang – Schritte, die sich ihm näherten. Im Schein des Juwels sah Loridan einen Lichtreflex, den metallischen Schimmer einer Klinge. Kampfbereit erwartete er den Angriff seines Gegners, als er eine leise Stimme hörte.
    »Loridan, Vorsicht!«
    Der Ritter fuhr herum, ließ sein Schwert in einem Halbkreis um sich schwingen. Kaum zwei Schritte entfernt sah er einen Dunkelmenschen mit gezückter Waffe, der seinen Angriff erschrocken abbrach. Energisch setzte Loridan nach, sein Hieb prellte das Kurzschwert aus der Hand seines Gegners. Noch einmal schlug er zu, und seine Klinge schlitzte die Kehle des Dunkelmenschen auf.
    Sofort wirbelte Loridan herum, sah sich nach weiteren Gegnern um. Zu seinem Schrecken erkannte er, wie sich zwei düstere Gestalten über die Frau beugten. Erfüllt von Kampfeswut ging Loridan zum Angriff über, die linke Hand mit dem Juwel vor sich ausgestreckt. Einer der Dunkelmenschen hob die Frau auf, um sie davonzutragen, der andere stellte sich dem Ritter entgegen. Loridans Schwert glänzte im Licht des Juwels, als er mit hastigen Schlägen auf seinen Gegner eindrang. Dieser wich Schritt um Schritt zurück, entging aber immer wieder der tödlichen Klinge. Mit steigender Besorgnis nahm Loridan zur Kenntnis, dass nicht alle Wesen der Dunkelheit so plump waren, wie er bisher vermutet hatte.
    Trotz seiner Verzweiflung zwang der Ritter sich zur Besinnung, konzentrierte sich auf seinen Angriff. Alte Lektionen kamen ihm in den Sinn, die Grimstan ihm vor langer Zeit erteilt hatte. Er täuschte einen Schlag gegen die Flanke seines Gegners an, ließ die Klinge dann aber zu einem Stoß vorschnellen. Der Dunkelmensch wich aus, geriet dabei für einen Moment aus dem Gleichgewicht. Mit tödlicher Präzision nutzte Loridan die Gelegenheit. Sein Schwert fuhr herunter und zertrümmerte den Schädel seines Gegners.
    Ohne zu zögern machte er sich an die Verfolgung des zweiten Dunkelmenschen, der mit der Frau in der Dunkelheit zu verschwinden drohte. Trotz der Last, die er auf seiner Schulter trug, lief dieser mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Loridan war behindert durch seine Rüstung, konnte nur unter höchster Anstrengung den Vorsprung verringern. Sein Herz schien zerspringen zu wollen, sein Atem ging stoßweise, dann war er in Schlagdistanz. Doch er konnte sein Schwert nicht gebrauchen, ohne die Frau zu gefährden. In einer verzweifelten Anstrengung führte er einen Hieb gegen die Beine des Dunkelmenschen. Dieser stürzte zu Boden, gleichzeitig geriet auch Loridan ins Straucheln. Die Frau blieb besinnungslos liegen, nicht weit entfernt von ihrem Entführer, der sich sofort wieder regte und auf sie zukroch. Loridan sah einen Dolch glänzen, zum Stoß erhoben, als er sich mit schnellen Schritten seinem Gegner näherte.
    *
    Sad Adan trat aus dem Höhlenausgang ins Freie und atmete begierig die kühle, frische Nachtluft ein. Die fratzenhaften Gesichter, die raue Sprache und der stechende Gestank

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