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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Timon.
    Obwohl der Weg vor ihm nun frei war, verharrte der Dämon in einer drohenden Gebärde, seine Arme mit den furchtbaren Klauen seitlich ausgestreckt, alle Muskeln angespannt. Einen lauten Schrei stieß er aus, der alle Menschen um ihn herum erbeben ließ. Mit zitternden Händen hielt Timon den Kristall des Zauberers umklammert, sein Gesicht vor Anstrengung verzerrt, und das Licht des Steins leuchtete mit unverminderter Helligkeit. Erst jetzt ging der Dämon zum Angriff über; mit einem Schlag seiner Flügel stürzte er auf Timon zu. In einem gewaltigen Satz hob er sich über die Leichen mehrerer gefallener Dunkelmenschen hinweg und senkte sich dann auf den Jungen herunter, die Schwingen weit ausgebreitet. Da tauchte plötzlich Gorm auf und warf sich mit einem wütenden Knurren dem Angreifer entgegen. Der Arath verbiss sich im Unterarm des Dämons, und seine Zähne durchdrangen die hornige Haut, die den Körper des furchtbaren Wesens schützte. Wütend schrie der Dämon auf, und mit seiner freien Klaue packte er den Hals des Arath, riss ihn von sich und schleuderte ihn mit gewaltigem Schwung beiseite. Einige Schritte entfernt blieb der Arath leblos liegen, Blut sickerte aus einer Wunde an seinem Hals.
    Gerade als der Dämon sich wieder Timon zuwenden wollte, trat Grimstan in seinen Weg. Staunend sahen die übrigen Gefährten, wie der Dämon und der alte Mann sich schließlich Auge in Auge gegenüberstanden. Keiner wagte es, sich zu rühren, und für eine unerträglich lange Zeit dauerte die merkwürdige Konfrontation an. Endlich verblasste das Leuchten der roten Augen, während der Dämon zaudernd zurückwich, doch in diesem Moment stieß Grimstan zu. Er hielt den seltsamen Dolch in der Hand, den Danira am Tag ihrer Abreise zum ersten Mal gesehen hatte. Die Klinge drang bis zum Heft in die Körpermitte des Dämons ein, und dunkles Blut sickerte aus der Wunde hervor. Der Schrei, den der Dämon ausstieß, schien aus weiter Entfernung zu kommen. Schon verblassten seine Umrisse, und er verschwand, als sei er nie da gewesen. Nur der geheimnisvolle Dolch blieb am Boden liegend zurück, die gewellte Klinge hell glänzend im Feuerschein.
    *
    »Tod und Verdammnis!« Wütend fegte Angbold die Kerze vom Tisch herunter, und der Raum versank in völliger Dunkelheit. »Thaur-Angoth möge diese verdammten Kreaturen mit seinem feurigen Auge verbrennen.«
    »Benimm dich nicht wie ein Mensch«, sagte eine Stimme aus dem Dunkel. »Diese Raserei ist deiner unwürdig.«
    »Erspare mir deine Belehrungen, Vier . Wie geht es Zwei und Drei ?«
    »Schlecht, nehme ich an. Lass uns nachschauen.«
    In der Ecke des Raumes leuchtete ein schwaches Licht auf, dort wo die Kerze zum Liegen gekommen war. Der Docht fing Feuer, und mit flackernder Flamme schwebte die Kerze in die Hand des Seefahrers, der sie zurück auf den Tisch stellte. An der Wand standen zwei Liegen, auf denen der junge Zauberer und der Schmied mit geschlossenen Augen lagen. Der Seefahrer trat zuerst an das Lager des Schmiedes und legte eine Hand auf dessen Brust.
    »Sein Körper ist stark und gesund wie immer, nur sein Geist hat sich noch nicht gesammelt. In zwei oder drei Stunden wird er wieder ganz der Alte sein. Wir kennen diesen Zustand gut genug, es hat in den letzten Jahrhunderten schließlich jeden von uns einmal getroffen.«
    »Ja, doch in den letzten Wochen ist es uns zu oft passiert«, sagte Angbold. »Es haben sich also tatsächlich wieder einmal ein paar Menschen gefunden, die uns trotzen wollen.«
    »Ja, wir waren wohl nicht gründlich genug, als wir die Runenschmiede vernichteten. Schon lange vermuten wir, dass aus ihren Überresten ein neuer Bund entstanden ist.« Während er sprach, trat der Seefahrer an die Liege, auf der der junge Gelehrte gebettet lag. »Auch Zwei hat keinen Schaden genommen. Das Band, das seinen Geist an seinen Körper bindet, ist nicht gerissen. Er wird bald wieder zu sich kommen. Was werden wir nun tun?«
    »Wir gehen weiter vor wie geplant. Wir müssen nun den Turm absichern und uns auf die Konjunktion vorbereiten. Wir haben zwar eine Schlacht verloren, dennoch sehe ich keine Gefahr für unsere Pläne. Keine Armee der Menschen und auch keine wiedererweckten Runenschmiede können den Turm einnehmen, wenn wir ihn verteidigen.«
    »Ja, in dem Turm sind wir sicher«, erwiderte der Seefahrer. »Allerdings müssen wir ihn verlassen, wenn wir in den Mauern von Car-Angoth den großen Zauber weben wollen.«
    »Wir werden eine Armee von Dunklingen

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