Brüder der Drachen
Seregon, und er blickte den König fragend an, der nickend bestätigte. »Eldilion hat mir vor Kurzem von einem Gespräch berichtet, das er mit dem König geführt hat. Er musste dem König versprechen, nichts über dieses Gespräch gegenüber Carilon verlauten zu lassen, stattdessen hat er daher mich ins Vertrauen gezogen. Du weißt sicher, dass Eldilion seine Versprechen sehr ernst nimmt. Nun, in diesem Gespräch ging es darum, dass der König die Unterstützung der Drachengilde angefordert hat – für eine Erkundungsreise durchs Drachenland. Tan-Thalion plant offenbar, den alten Turm in den Drachenbergen zu besuchen, und er wünscht sich dafür Herubald und Loridan als Geleitschutz. Eldilion hat keinen Grund, die Bitte des Königs abzulehnen – die Prinzipien der Drachengilde schreiben uns vor, die Wege durchs Drachenland zu sichern und besondere Gesandte des Königs zu schützen. Das Problem ist nur der Grund dieser Reise. Tan-Thalion hat dem König offenbar versprochen, einen Weg zu finden, wie die Drachen wieder aus dem Land verbannt werden können. Und dann wären die Straßen durchs Drachenland wieder für alle passierbar, auch für Armeen.«
»Warum muss diese Nachricht mich ausgerechnet jetzt erreichen?« Calidors Blick verdüsterte sich. »Noch vor kurzer Zeit hätte mich die Aussicht auf eine Wiedervereinigung des Reiches zum Jubeln veranlasst. Nun allerdings kann ich kaum mehr zu Gweregon gehen und ihm sagen, dass meine Krönung ein Missverständnis war. Ich fürchte, der alte Narr ist jetzt auf Rache aus.«
»Nun, ich denke, die Lage ist nicht so ernst, wie sie zunächst erscheint«, sagte Carilon. »Eldilion hat ein langes Gespräch mit Tan-Thalion geführt, und der Zauberer hat eingestanden, dass er selbst nicht wirklich an den Erfolg seiner Mission glaubt. Er hat wohl nur versucht, Gweregon den Mund wässrig zu machen. So könnte aus der ganzen Situation sogar ein Vorteil für uns entstehen. Solange Gweregon auf Tan-Thalion hofft, wird er wahrscheinlich keine anderen Pläne fassen. Und wir alle wissen, dass der König alt ist. Wenn wir nur noch etwas Zeit gewinnen, versinkt er vielleicht endgültig im Altersschwachsinn. Und wenn Tan-Thalion doch Erfolg haben sollte, kann man ihn sicher davon überzeugen, seine Entdeckung eine Weile für sich zu behalten. Eldilion sagte, Tan-Thalion habe durchaus Verständnis für unsere Lage gezeigt.«
»Darauf sollten wir uns nicht verlassen.« Calidor schüttelte mit ernster Miene seinen Kopf. »Auch Tan-Thalion ist ein alter Mann – würde er tatsächlich der Versuchung widerstehen, eine solche Entdeckung öffentlich kundzutun? Und wenn er tatsächlich einen Weg findet, die Drachen aus dem Reich zu verbannen, wäre es dann nicht richtig, dies auch zu tun? Denke nur an die vielen Menschen, die immer noch im Drachenland leben und Tag für Tag der Gefahr trotzen.«
»Die Menschen in Car-Carioth werden die Ersten sein, die sich die Drachen zurückwünschen«, erwiderte Carilon erregt. »Die Fürsten haben seit Generationen keine Abgaben mehr an Gweregon gezahlt. Sobald die Drachen weg sind, würde er seine Hand nach Car-Carioth ausstrecken.«
»Vielleicht hast du recht«, sagte Calidor, nachdem er eine Weile nachdenklich geschwiegen hatte. »Es wäre sicher günstig, in dieser Angelegenheit auch die Fürsten von Car-Carioth anzusprechen. Sie könnten zu wichtigen Verbündeten werden, wenn es wirklich zum Schlimmsten kommen sollte. Und wir müssen über Tan-Thalions Fortschritte auf dem Laufenden bleiben. Am besten wäre es, wenn wir einen Vertrauten in seiner Reisegruppe hätten. Könntet ihr beide nicht den Geleitschutz übernehmen, anstelle von Herubald und Loridan?«
»Tan-Thalion hat darauf bestanden, dass Loridan zu seiner Gruppe gehören soll – das schien ihm sehr wichtig zu sein. Allerdings hat Loridan sein Schwert und seine Rüstung an Eldilion zurückgegeben und Car-Tiatha verlassen, wenige Tage bevor auch wir aufgebrochen sind. Falls er nicht zurückkehrt, wird Tan-Thalion seine Meinung ändern müssen. Der Zauberer hat es offenbar eilig, seine Pläne in die Tat umzusetzen, daher ist er vielleicht zu Kompromissen bereit. Aber auch auf Herubald und Loridan können wir uns im Zweifelsfall verlassen. Sie werden Augen und Ohren offen halten, allein schon im Interesse der Gilde.«
»Du machst mir wirklich Hoffnung, Bruder. Lasst uns nun eine Nacht über alles schlafen. Ihr beiden müsst müde sein von eurer Reise.«
*
Deryn wusste nicht, wie viel
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