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Brüder der Drachen

Brüder der Drachen

Titel: Brüder der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Weissbecker
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Lampenschein, offenbar jedoch bester Laune und mit einem belustigten Funkeln in den Augen.
    »Hör auf zu scherzen«, stieß er hervor. »Du weißt genau, was ich meine. Wie bist du dem Drachen entkommen?«
    »Das war Magie«, sagte Loridan. »Ich werde es dir später erklären. Und sobald wir an einem gemütlicheren Ort sind, kannst du mir auch erzählen, was du hier willst. Du hast etwas Blut im Gesicht, aber die Wunde sieht nicht ernst aus. Ich denke, darum können wir uns später kümmern. Wie geht es dem Mädchen?«
    »Ich heiße Danira. Mein Knie schmerzt, aber ich kann laufen. Deryn nimmt mich mit nach Car-Tiatha.«
    Deryns Augen hatten sich inzwischen gut genug an das Licht gewöhnt, um die hochgezogene Augenbraue und das belustigte Grinsen in Loridans Gesicht wahrzunehmen.
    »Es freut mich, dich kennenzulernen, Danira. Ich bin Loridan.« Der Drachentöter legte eine Hand auf die Schulter des Mädchens und erstarrte plötzlich. Verwundert beobachtete Deryn, wie Loridan seine Hand rasch zurückzog. Die beiden betrachteten sich mit aufgerissenen Augen, scheinbar verwirrt oder verlegen, bis sich der Ritter schließlich entspannte und leise lachte.
    »Wenn ich richtig gehört habe, wart ihr auf dem Weg zu Taric. Also lasst uns jetzt gehen.«
    »Du kennst Taric?«, fragte Danira.
    »Ja, jeder Drachentöter, der die Fahrt nach Car-Elnath unternommen hat, kennt ihn. Wir besuchen ihn von Zeit zu Zeit, um Neuigkeiten zu erfahren.«
    Sie folgten dem Gang, und auf den steilen Stufen der Treppe half Loridan dem Mädchen, das sein Knie nur unter Schmerzen beugen konnte. Sobald sie ins Freie traten, ging Danira neben dem Ritter her, gestützt auf seinen Arm, während Deryn ihnen mürrisch folgte und sich in alle Richtungen nach seiner entlaufenen Echse umschaute. Er hatte nur geringe Hoffnung, das Tier wiederzusehen – wahrscheinlich würde irgendein Stadtbewohner es finden und für sich beanspruchen. Oder es hatte in seiner Panik die Grenzen der Stadt längst hinter sich gelassen. Deryns Laune wurde zusätzlich getrübt durch die Verletzungen, die er sich bei seiner Flucht zugezogen hatte. Seine Finger tasteten vorsichtig über seinen Nacken, wo er einen brennenden Schmerz verspürte.
    Loridan und Danira achteten nicht auf Deryns trübe Laune und plauderten angeregt miteinander. Ihre Unterhaltung führten sie flüsternd, und Deryn konnte nur vage mithören, dass sie über Taric und andere Bewohner der Stadt sprachen. Der Ritter schien sich gut in Car-Elnath auszukennen, denn obwohl er die Laterne gelöscht hatte, ging er zielstrebig in östlicher Richtung durch die dunklen Straßen. Das Licht der Himmelswanderer drang durch einen Schleier dünner Wolken, und nur schemenhaft waren die Umrisse der zerstörten Häuser zu erkennen. Von Zeit zu Zeit sahen sie andere Menschen, die sich gespenstisch und schattenhaft zwischen den Trümmern und Ruinen bewegten. In dem diffusen Licht waren aus der Entfernung keine Einzelheiten zu erkennen, und so blieben die Fremden gesichtslose Schemen, grau und unwirklich wie die Umrisse der zerstörten Häuserzeilen. Es verwunderte Deryn nicht länger, dass man Car-Elnath eine Stadt der Geister nannte, denn die Gestalten, die er sah, erschienen ihm wirklich wie ruhelose Seelen, die die nächtliche Stadt heimsuchten. Nur selten hörte man Geräusche – das leise Poltern von Gesteinsbrocken oder das Klirren metallischer Werkzeuge, die gegen Stein geschlagen wurden. Viele der nächtlichen Wanderer waren offenbar Schatzsucher, die in den Trümmern der Stadt nach Gold oder anderen Wertgegenständen suchten.
    Obwohl Loridan und Danira die Fremden kaum zu beachten schienen, beobachtete Deryn misstrauisch die seltsamen Gestalten, die ihre Arbeit unterbrachen und stumm zurückblickten, solange sich die drei Gefährten in Sichtweite befanden. Bis auf diese unheimlichen Begegnungen verlief ihre Wanderung ereignislos, und nach einer Weile steuerte Loridan auf die Ruinen eines großen Gebäudekomplexes zu. Dessen obere Stockwerke waren zerfallen und schienen völlig unbewohnbar, Deryn fiel jedoch auf, dass die Fensteröffnungen des untersten Stockwerks sorgfältig zugemauert waren. Loridan trat unbeirrt an ein großes Tor heran und klopfte zweimal dagegen. Nach einigen Augenblicken öffnete sich ein kleines Fenster in einem der Türflügel, und ein Lichtschein leuchtete in Loridans Gesicht.
    »Ich bin es«, sagte der Ritter. »Und ich bringe zwei Freunde mit.«
    Ein unverständliches Gemurmel ertönte auf

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